„Seit den ersten Tagen der beispiellosen Feindseligkeiten im Gazastreifen hat UNICEF unmissverständlich darauf hingewiesen, dass ein sofortiger humanitärer Waffenstillstand erforderlich ist, dass die Hilfe fließen muss und dass entführte Kinder freigelassen werden müssen. Wie viele andere haben auch wir dafür plädiert, das Töten von Kindern zu beenden.
Unsere schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich der gemeldeten Zahl der getöteten Kinder, die sich innerhalb von nur zwei Wochen erst auf Dutzende, dann auf Hunderte und schließlich auf Tausende belaufen, haben sich bestätigt. Die Zahlen sind erschreckend: Berichten zufolge wurden mehr als 3.450 Kinder getötet und diese Zahl steigt jeden Tag beträchtlich an.
Der Gazastreifen ist zu einem Friedhof für Tausende Kinder geworden. Für alle anderen ist es die Hölle auf Erden.
Doch die Bedrohung für Kinder geht über Bomben und Mörser hinaus. Ich möchte kurz über Wasser und Trauma sprechen.
Die mehr als eine Million Kinder in Gaza leiden auch unter einer Wasserkrise. Die Wasserproduktionskapazität des Gazastreifens beträgt nur 5 % der üblichen Tagesproduktion. Der Tod von Kindern – insbesondere von Säuglingen – durch Dehydrierung ist eine wachsende Bedrohung.
Das sagte Nesma, eine meiner UNICEF-Kolleginnen, die in Gaza lebt und arbeitet. Sie hat zwei Kinder, die 4 Jahre alte Talia und den 7 Jahre alten Zain: Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, wie sich die Kinder um mich herum um eine Tasse sauberes Wasser bemühen und es nicht finden. Zain fragt immer wieder nach normalem Wasser.
Sie meint sicheres Trinkwasser, nicht salziges Wasser, das im Moment die einzige Option ist und den 7-jährigen Zain und viele andere Kinder krank macht.
Und dann ist da noch das Trauma. Wenn die Kämpfe aufhören, werden die Kosten für die Kinder und ihre Gemeinden noch über Generationen hinweg zu tragen sein. Vor der jüngsten Eskalation wurde festgestellt, dass mehr als 800 000 Kinder in Gaza - drei Viertel der gesamten Kinderzahl - psychische und psychosoziale Unterstützung benötigen. Das war vor diesem jüngsten Albtraum.
Dieselbe UNICEF-Kollegin, Nesma, die von ihrem 7-jährigen Kind erzählte, das verzweifelt nach sauberem Wasser fragte, erklärte auch das Trauma, das ihr vierjähriges Kind durchmacht. Die vierjährige Talia zeigt schwere Stress- und Angstsymptome und verletzt sich selbst, indem sie sich die Haare ausreißt und sich die Oberschenkel aufkratzt, bis sie bluten. Und dennoch, wie ihre Mutter erklärt: Ich habe nicht den Luxus, über die psychische Gesundheit meiner Kinder nachzudenken. Ich sage mir immer wieder: 'Nesma, halte sie am Leben'. Und wenn das alles vorbei ist, werde ich sie psychisch unterstützen und medizinisch versorgen.
Im Namen von Talia und Zain und den anderen 1,1 Millionen Kindern in Gaza, die einen Albtraum durchleben, sagen wir noch einmal: Wir brauchen einen sofortigen humanitären Waffenstillstand. Und alle Grenzübergänge zum Gazastreifen müssen geöffnet werden, damit humanitäre Hilfe, einschließlich Wasser, Lebensmittel, medizinische Versorgung und Treibstoff, sicher, dauerhaft und ungehindert fließen kann.
Und wenn es keinen Waffenstillstand, kein Wasser, keine Medikamente und keine Freilassung der entführten Kinder gibt? Dann steuern wir auf noch größere Schrecken zu, die unschuldige Kinder heimsuchen."
UNICEF Österreich bittet weiterhin um Unterstützung für die Nothilfe im Nahostkonflikt!