Humanitäre Lage im Libanon: Anmerkungen von UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore beim virtuellen Briefing

New York/Wien - „Traumatisiert. Unter Schock. Einige Kinder sind sogar von ihren Familien getrennt. Physische und psychische Wunden, die schwer zu heilen sein werden."

Die Explosion vom 4. August 2020 in Beirut hat das öffentliche Krankenhaus Karantina im Hafengebiet von Beirut, Libanon, schwer getroffen. UNICEF unterstützt die Neugeborenenstation. 6. August 2020 in Beirut, Libanon
Die Explosion vom 4. August 2020 in Beirut hat das öffentliche Krankenhaus Karantina im Hafengebiet von Beirut, Libanon, schwer getroffen. UNICEF unterstützt die Neugeborenenstation. 6. August 2020 in Beirut, Libanon © UNICEF

„Alle in der UNICEF-Familie sind schockiert und traurig über die Explosionen vom vergangenen Dienstag in Beirut.

Wie andere bereits erwähnt haben, die Zahl der Todesopfer ist erschütternd.

Die Auswirkungen auf die Kinder sind gravierend und sie nehmen weiter zu.

UNICEF ist zutiefst besorgt darüber, dass Kinder unter den Verletzten, Vermissten oder Toten sein könnten.
Von sis zu 100.000 Mädchen und Jungen könnten das Zuhause beschädigt oder zerstört worden sein.
Traumatisiert. Unter Schock. Einige Kinder sind sogar von ihren Familien getrennt. Physische und psychische Wunden, die schwer zu heilen sein werden.

Unser Team wurde leider nicht verschont. Einer unserer Kollegen in Beirut verlor seine Partnerin, sieben Mitarbeiter wurden verletzt und Dutzende Häusern unseres Personals wurden beschädigt.
Ein schmerzhafter Tribut, den diese Katastrophe von allen unseren Mitarbeitern, Mitarbeiterinnen und Partnern gefordert hat, die sich seit Jahren für den Libanon einsetzen. Ihr Engagement hat nie nachgelassen. Und unser Engagement für sie ist so stark wie eh und je.

Die menschlichen Opfer dieser Katastrophe sind mit ökonomischen Kosten für ein Land verbunden, das bereits von einem wirtschaftlichen Zusammenbruch steht und von wachsenden Zahlen an COVID-19-Fällen betroffen ist.

Die Explosionen haben viele der ohnehin schwachen Systeme, auf die Kinder und ihre Familien angewiesen sind, erschüttert.

Mindestens 16 Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung sowie Mütter-, Impf- und Neugeborenenzentren wurden beschädigt. Dies beeinträchtigt die lebensrettenden Dienstleistungen für knapp 126.000 Menschen.

Zwei Krankenhäuser sowie ein libanesisches Rotkreuzzentrum, eine ganze Ambulanzwagenflotte und ein Kinderkrankenhaus in der Karantina-Region wurden vollständig zerstört.

Die verbleibenden Krankenhäuser sind überlastet und haben nicht genügend kritische Vorräte.
Zehn Container mit persönlicher Schutzausrüstung gingen verloren.  

Und fünf der sieben von UNICEF unterstützten Kühlräume wurden bei der Explosion zerstört, wodurch wichtige Impfprogramme beeinträchtigt werden.

Angesichts dieser Katastrophe für Beirut hat sich das humanitäre System schnell und koordiniert zusammengeschlossen.

Und wir verstärken unsere Unterstützung und nehmen die Aktivitäten an verschiedenen Fronten rasch wieder auf.

Gemeinsam arbeiten zusammen mit Partnerorganisationen, um das volle Ausmaß der Schäden an Schulen, Wasserversorgungssystemen und anderen Infrastrukturen in Beirut zu ermitteln.

Wir unterstützen die Überlebenden im Bereichen Gesundheit, Wasser, Schutzdienste, Beratung und weiteren unterstützenden Maßnahmen.

Es ist uns gelungen, etwa 90 Prozent der im beschädigten Hafenlager gelagerten Impfstoffe zu retten.

Wir arbeiten daran, die finanzielle Nothilfe für Familien aufzustocken, die dringend eine Unterkunft und andere lebenswichtige Dinge benötigen. Wir dürfen nie vergessen, dass sich diese Krise vor dem Hintergrund einer zusammengebrochenen Wirtschaft abspielt. Die Bedürfnisse der Familien werden sich zweifellos in den kommenden Wochen und Monaten vervielfachen. Wir freuen uns auf eine weitere enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern, um sie zu unterstützen.

Während der gesamten Zeit unterstützen wir gemeinsam unsere Kollegen und Mitarbeiter im gesamten humanitären System in dieser schwierigen Zeit. Sie sind das Herzstück unserer Hilfsmaßnahmen und wir verpflichten uns, sie bei ihrer lebensrettenden Arbeit zu unterstützen.

Der Weg zur Erholung, Sanierung und zum Wiederaufbau wird lang sein.

Für alle unsere Organisationen hängt die Ausweitung von wirksamen und nachhaltigen Hilfsmaßnahmen von der dringenden globalen Unterstützung und Spendenbereitschaft ab.

Die Auswirkungen dieser Katastrophe – wirtschaftlich und menschlich – werden noch einige Zeit zu spüren sein. Und wir werden als globale humanitäre Familie zusammenrücken, um diese Bedürfnisse – kurz- und langfristig gleichermaßen – zu befriedigen.  

UNICEF ist stolz darauf, unseren Partnerorganisationen und Mitgliedstaaten zur Seite zu stehen, wenn wir das libanesische Volk in diesem tragischen Moment seiner Geschichte unterstützen. Ich danke Ihnen."

Für Redaktionen

Eine Auswahl an Videos und Fotos steht Redaktionen im Rahmen der Berichterstattung zum kostenfreien Download zur Verfügung.

Weitere Informationen finde Sie unter Nothilfe Libanon.