KINDER IM KRIEG

Die Hauptlast der bewaffneten Konflikte der Gegenwart tragen die Familien. 90 Prozent der Kriegsopfer von heute sind Zivilisten, davon sind über 40 Prozent Kinder. Hinsichtlich der Schäden am Menschen - körperliche, psychologische und emotionale Schäden - sind die Verlierer der Kriege der Gegenwart die Kinder.

Andauernde Gewalt untergräbt jene Werte, von denen menschliche Beziehungen sowie Respekt für die Rechte des Menschen abhängig sind. Kinder, die in einer Umwelt voll Aggression und Angst aufwachsen, wissen nicht, was es heißt, in Sicherheit bei ihren Familien zu leben, zu lernen und mit Gleichaltrigen zu spielen. Und diese Generation setzt den Kreislauf von Gewalt mit seinen verzerrten Werten weiter fort.

UNICEF ist mit der Situation konfrontiert, daß Kinder und Frauen nicht mehr vor den schlimmsten Auswirkungen eines Krieges geschützt werden. UNICEF-Mitarbeiter arbeiten unter großer Gefahr und Unsicherheit, einige verloren ihr Leben. Hilfstransporten wird die Fahrt verweigert - oft mit Gewalt.

Der Ausgangspunkt für die Strategien von UNICEF im Kriegsfall sind die Kinderrechte. Die Bedürfnisse und Rechte der Kinder müssen verstanden und erfüllt werden. Die Rechte der Kinder beinhalten nicht nur Überleben und die physischen Rechte auf Nahrung, Wasser und Gesundheit, sondern auch sämtliche intellektuelle und psycho-sozialen Rechte.

Alleinstehende und elternlose Kinder sind einem besonderen Risiko ausgesetzt. Alle Bemühungen müssen unternommen werden, um Maßnahmen zu treffen, die diese Kinder vor Mißbrauch, Gewalt, Trauma oder vor Rekrutierung zu den kämpfenden Truppen schützen.

Die Grenze zwischen Kämpfern und Zivilisten verschwimmt immer mehr. Kinder werden immer öfter als Kämpfer rekrutiert, oder für andere Tätigkeiten im Zuge des Konflikts mißbraucht.

Kinder sind Augenzeugen von Gewalttaten, sind sogar daran beteiligt. Massaker aufgrund ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit kommen immer öfter vor, und Kinder werden dazu gezwungen, diese Verbrechen zu begehen. In einigen Konflikten waren Kinder ein spezielles Ziel.

Terror und Attacken haben unzählige Menschen in die Flucht getrieben. Die höchste Zahl von Flüchtlingen und Vertriebenen wurde 1994 erreicht - 40 Millionen Menschen waren in diesem Jahr auf der Flucht. Heute gibt es weltweit 14,5 Millionen Flüchtlinge und 20 Millionen Vertriebene im eigenen Land - 50 Prozent davon sind Kinder.1

Auch wenn die Bevölkerung nicht vertrieben wird, haben die Schäden an der Infrastruktur langfristige Konsequenzen. Soziale Basisdienste können nicht mehr geleistet werden und lebenswichtige Güter wie Nahrungsmittel und Medikamente sind nicht mehr verfügbar. Wiederaufbau kann und will nicht geleistet werden, solange weitere Attacken zu erwarten sind. Zustände wie unbesetzte Polizeiposten und bewaffnete Gruppen, die Dörfer terrorisieren, führen zu einem System, in dem die schwächeren Mitglieder einer Gesellschaft untergehen.

Zu diesen speziellen Merkmalen der heutigen Kriegführung müssen noch die allgemeinen Merkmale aller Kriege hinzugefügt werden: gefallene Soldaten und daher Verlust der Eltern und der Familienernährer: wirtschaftliche Not, Verlust der landwirtschaftlichen Produktion und des Handels: seelische Verletzungen der Bevölkerung die zu Haß und Rivalität führen, auch nach Kriegende: hohe Kosten für Nothilfe und Rehabilitation während und nach des Konflikts.


Bilanz des Grauens


Generationen von Kindern wachsen inmitten brutaler bewaffneter Konflikte heran und haben nie Friedenszeiten erlebt. herrscht im Sudan seit über 30 Jahren Krieg, in Angola seit 20 Jahren, in Afghanistan seit 17 Jahren, in Sri Lanka seit 15 Jahren und in Somalia seit 6 Jahren.

In den letzten 10 Jahren wurden
mehr als 2 Millionen Kinder durch Kriege getötet
4 bis 5 Millionen Kinder wurden verkrüppelt
über 12 Millionen heimatlos
geschätzte 10 Millionen Kinder traumatisiert
ungezählte Millionen Kinder verloren ihre Eltern

Zwischen 1945 und 1992 gab es 149 größere Kriege,
in denen 23 Millionen Menschen
gestorben sind


Kinder als Opfer von
Kriegsverbrechen

Kinder werden zur Zielscheibe von Kampfhandlungen

Kinder werden gefoltert

Kinder müssen Gewalttaten beobachten oder selbst mitwirken