Wenn ein Auge für ein Auge verlangt wird, werden wir in einer blinden Welt leben.
Einer der tragischsten Aspekte von Kriegen ist die Problematik der Kindersoldaten. Manche Kinder schließen sich aus Hunger und Angst "freiwillig" bewaffneten Gruppierungen an, viele werden aber auch zwangsrekrutiert. Einige Kinder werden mit ihrer Wut und ihrer Verzweiflung nicht fertig, und wollen den Tod ihrer Freunde oder Familienangehörigen rächen.
Cabana, der mit 9 Jahren zum Vollwaisen wurde, da seine Eltern von Soldaten getötet wurdet: "Die Männer, die meine Mutter umbrachten, machten mich zornig. Wenn ich sie finde, töte ich sie."
Stephen, 13 Jahre alt: "Ich kenne die Mörder. Die Männer, die meinen Freund umgebracht haben, sollten auch getötet werden."
Es wird angenommen, daß im Bürgerkrieg in Sierra Leone seit 1991 2.500 Mädchen und Buben auf beiden Seiten als Frontkämpfer teilgenommen haben. UNICEF setzte sich mit anderen Organisationen vehement für die Entlassung aller Kinder aus dem Militärdienst ein.
Am 31. Mai 1993 verkündete die Regierung die sofortige Demobilisierung aller Kinder unter 15 Jahren, sowie das Verbot der Rekrutierung von Kindern aus dieser Altersgruppe. Im Juni 1993 wurde die erste Gruppe von Kindern aus der Armee entlassen: 370 Kinder von 8 bis 17 Jahren, darunter 10 Mädchen. 75% dieser Kinder kehrten zu ihren Familien zurück.
In Sierra Leone kämpft man in den Bemühungen um eine Rehabilitation der ehemaligen Kindersoldaten und Integration in Familien und Gemeinden mit vielfältigsten Problemen. Vielen Familien ist es nicht möglich, für eine gesunde Entwicklung ihrer Kinder zu sorgen: Über 80% der betroffenen Eltern leben in Flüchtlingslagern und Militärstationen. 50% der ehemaligen Kindersoldaten sind aus Alleinerzieher-Haushalten, 15% sind Waisenkinder, und 40% wurden bereits in der Vergangenheit als "Problemkinder" bezeichnet. Zusätzlich kehrte der Großteil der ehemaligen Kindersoldaten in Gemeinden zurück, deren soziale Infrastruktur vom Krieg zerstört war.
Eine Befragung dieser Kinder ergab folgendes:
* alle Kinder waren Augenzeugen von brutalen Tötungen, Verstümmelungen und Vergewaltigungen an Zivilisten:
* eine erschreckende Anzahl von Kindern berichteten, daB sie Menschen enthauptet hätten:
* alle Kinder gaben an, daB sie Kokain, Marihuana oder Alkohol konsumiert hätten.
Medizinische Untersuchungen der ehemaligen Kindersoldaten ergaben, daB 60% der Mädchen und 40% der Buben an Geschlechtskrankheiten litten, und 2.5% waren mit dem HIV-Virus infiziert.
Zusammen mit anderen Organisationen half UNICEF bei der Einsetzung des "Community-based Rehabilitation for Children Associated with the War (CAW) Programme".
Dieses Programm beinhaltet Schutz für die Rechte dieser Kinder, und Maßnahmen für Familienzusammenführung und für soziale Reintegration. Für jedes Kind beginnt das Programm mit einem Aufenthalt in einem "Übergangslager" oder einem "CAW Home". Die Kinder erhalten Kleidung, Nahrung und medizinische Versorgung, und nehmen an Unterrichtsstunden und psychologischen Sitzungen teil.
Psychologische Betreuung ist der wichtigste Eckpfeiler in der Anfangsphase dieses Programmes. Familienmitglieder, religiöse Gruppen, soziale Organisationen und ältere Gemeindemitglieder werden zu Besuchen eingeladen. Wenn die Kinder zu ihren Familien zurückkehren, werden sie auch noch weiterhin von Sozialarbeitern besucht, damit die psychologische Betreuung weitergeführt und der ReintegrationsprozeB beobachtet wird.
UNICEF unterstützt die Gemeinden durch folgende Maßnahmen:
* Zentren für Risikogruppen (Basisdienste wie Wasch- und Kochgelegenheiten: psychosozialer Dienst), damit sich die Jugendlichen nicht wieder aus finanzieller Not oder Rachegedanken dem Militär anschließen.
* Ausbildung und Material für Sozialarbeiter und Lehrer. Für sie ist es wichtig, Hilfestellungen beim Umgang mit Kindersoldaten zu bekommen.
* alternative Projekte mit lokalen Künstlern
* Familienzusammenführung mit Hilfe einer Datenbank
* Ernährungsprogramme
* Gesundheitsprogramme
* Sauberes Trinkwasser und Sanitäranlagen
* Schulen
* Friedenserziehung
ERFOLGE dieses von UNICEF unterstützten Programmes
* 75% der 370 Kinder leben wieder bei ihrer Familie:
* 24% befinden sich in einem guten gesundheitlichen Zustand, bei 65% ist der Zustand zufriedenstellend:
* die psychische Verfassung hat sich bei fast allen Kindern deutlich verbessert: