Regelmäßige Angriffe setzen zu Schutzräumen umfunktionierte Schulen in Gaza an die „Frontlinie des Krieges“

New York/Wien – Im Oktober allein wurden 64 Angriffe vor Ort verifiziert, hauptsächlich im Norden. 95 % aller Schulen im Gazastreifen wurden im vergangenen Jahr beschädigt.

Ein Bub im Gazastreifen blickt verzweifelt und weinend in die Kamera.
© UNICEF/UNI676929/El Baba

Im Gazastreifen wurden im vergangenen Monat mindestens 64 Angriffe auf Schulen – fast zwei pro Tag – registriert, wie die neuesten Daten von UNICEF und Partnern zeigen. Schätzungen zufolge wurden bei diesen Angriffen 128 Menschen getötet, viele davon Kinder.

Die Angriffe auf Schulen im Oktober – die größtenteils als Schutzräume für vertriebene Kinder und Familien dienen – erhöhen die Gesamtzahl der Angriffe seit Beginn des Konflikts im letzten Jahr auf 226. Insgesamt wurden im Verlauf der letzten 14 Monate über eine Million Kinder vertrieben.

Schulen sollten niemals an die Frontlinie des Krieges geraten, und Kinder sollten niemals wahllos angegriffen werden, während sie Schutz suchen,“ sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Die Schrecken, die wir in Gaza erleben, setzen einen düsteren Präzedenzfall für die Menschheit – Kinder werden in Rekordzahlen mit Bomben getroffen, während sie in Klassenzimmern nach Sicherheit suchen. Trauma und Verlust bestimmen ihren Alltag.

Den neuesten Schätzungen zufolge ereigneten sich fast die Hälfte der im Oktober registrierten Angriffe – etwa 25 – im Norden Gazas, wo erneute, intensive Bombardierungen, Massenvertreibungen und unzureichende Hilfeleistungen Kinder an ihre Grenzen bringen. Neben Schutzräumen bieten einige dieser Schulen auch Behandlungsstellen gegen Mangelernährung.

Laut internationalem humanitärem Völkerrecht sind Schulen geschützte Orte. Seit Beginn der Feindseligkeiten im Oktober 2023 jedoch wurden über 95 % der Schulen in Gaza teilweise oder vollständig zerstört. Mindestens 87 Prozent von ihnen benötigen umfassende Wiederaufbauarbeiten, bevor sie wieder funktionstüchtig sein können.

Inzwischen sind mindestens 658.000 schulpflichtige Kinder in Gaza von jeglichen formalen Lernaktivitäten abgeschnitten, was düstere Schatten über ihre Zukunft wirft. Ihr Leben wird von psychischer Belastung, sowie einem erhöhten Risiko für Kinderarbeit und Kinderehen überschattet.

Angriffe auf Schulen, sei es als Bildungsstätte oder als Schutzraum für Vertriebene, stellen eine schwere Verletzung der Kinderrechte dar. UNICEF bekräftigt seinen Aufruf an alle Parteien, schwerwiegende Verletzungen gegen Kinder zu beenden und Angriffe auf Zivilpersonen und zivile Infrastruktur in Übereinstimmung mit internationalem Recht zu unterlassen. UNICEF fordert zudem erneut eine sofortige Waffenruhe und den Schutz aller Kinder sowie der zivilen Infrastruktur in Gaza.

Jeden Tag, an dem diese Gewalt andauert, werden mehr Leben zerstört und mehr Zukunftsperspektiven verloren,“ sagte Russell. „Die Konfliktparteien müssen das internationale humanitäre Völkerrecht respektieren und Schulen sowie zivile Orte schützen. Kinder müssen vor Schaden bewahrt und ihr Recht auf Bildung auch im Konflikt gewahrt bleiben.

UNICEF bittet um Unterstützung der Nothilfe Nahost.

Für Redaktionen

Foto- und Videomaterial aus dem Gazastreifen.