New York, 14. Jänner 1999 – UNICEF beglückwünschte das Parlament von Senegal für die Genehmigung eines
Gesetzes zur Abschaffung der Beschneidung von Frauen (Female Genital Mutilation – FGM). Bei dieser
schmerzvollen, traumatischen und gefährlichen Prozedur werden die weiblichen Geschlechtsorgane teilweise
oder sogar zur Gänze entfernt.
„Dieser Schritt Senegals ist von großer Bedeutung, da es den Entschluß der afrikanischen Frauen
reflektiert, dieser grausamen und inakzeptablen Praktik ein Ende zu bereiten, durch die das Recht aller
Mädchen auf ein freies, sicheres und gesundes Leben verletzt wird,“ sagte UNICEF-Direktorin Carol
Bellamy.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, daß 130 Millionen Frauen und Mädchen – der Großteil von
ihnen in 28 Ländern Afrikas – Opfer der FGM wurden. Mehr als 2 Millionen werden jedes Jahr durch FGM
verstümmelt – die Betroffenen sind oft nur wenige Tage alt. Ägypten, Äthiopien, Kenia, Nigeria, Somalia und
der Sudan sind für 75 Prozent der Fälle verantwortlich. In Djibouti und Somalia sind 98 Prozent der Mädchen
beschnitten.
Gemeinsam mit WHO und dem Weltbevölkerungsprogramm (UNFPA) unterstützt UNICEF weltweit die
drastische Reduzierung von FGM in den nächsten zehn Jahren und die völlige Abschaffung dieser Praktik im
Zeitrahmen von drei Generationen. In Senegal unterstützte UNICEF eine lokale NGO, die die Bewegung gegen
FGM initiierte.
Bellamy betonte, daß dieses neue Gesetz ein Beweis für den Mut der senegalesischen Frauen im Dorf
Malicounda sei, die die Bewegung zur Abschaffung von FGM starteten. (Den UNICEF-Bericht anläßlich des
Starts dieser Kampagne finden Sie hier.) FGM ist ein Brauch, der in vielen traditionellen Gesellschaften tief
verwurzelt ist. Doch dank der Entschlossenheit dieser Frauen konnten die Ehemänner und die männlichen
Dorfältesten überzeugt werden, einen Eid für die Beendigung von FGM zu leisten. Die Kampagne dehnte sich
auch auf andere Dörfer aus – besonders nachdem Präsident Abdou Diouf der Bewegung seine volle
Unterstützung zugesagt hatte.
Senegals Gesetzgebung, die harte Geld- und Haftstrafen für Straftäter vorsieht, wurde genehmigt, nachdem
Frauen aus diesen Dörfern im Parlament für die Abschaffung von FGM geworben hatten. Heute ist FGM in
Burkina Faso, der Zentralafrikanischen Republik, Djibouti, Ghana, Guinea-Conakry und Togo verboten.
„Senegals Beispiel ist eine wichtige Botschaft, daß Frauen in ihren Gemeinden eine starke Kraft bei der
Änderung von gewaltsamen und verabscheuungswürdigen Bräuchen sind, die ihnen ihre Rechte und die
ihrer Kinder versagen“, sagte Bellamy.
FGM, eine qualvolle, schmerzhafte Operation, die oft mit primitiven, unsterilen Instrumenten durchgeführt wird,
soll die Keuschheit erhalten und die Aussichten eines Mädchens für eine Heirat verbessern. FGM führt zu einer
drastischen Beeinträchtigung der normalen Körperfunktionen und macht normales sexuelles Empfinden
unmöglich. FGM kann zu Vernarbungen, Infektionen sowie langen physischen und psychologischen
Komplikationen führen.
Um diese progressiven Änderungen dauerhaft zu sichern und um bei der Abschaffung von FGM in Senegal und
in anderen Ländern erfolgreich zu sein, betonte Carol Bellamy die Notwendigkeit, Frauen und Mädchen mit
Unterrichtsmaterial auszustatten, das hilft Haltungen und kulturelle Normen zu verändern.
„Frauen aus der ganzen Welt, die den Mut haben gegen FGM Stellung zu beziehen, brauchen anhaltend
internationale Unterstützung bei der Überzeugung ihrer Gesellschaften zur Abkehr von dieser
schrecklichen Praktik,“ meinte Bellamy. „Senegals Maßnahme zeigt die enorme Wirkung, die Investitionen
in Bildung und Aufmerksamkeit für die Rechte von Frauen und Mädchen haben können, um eine positive
Änderung herbeizuführen und zu helfen das Leiden von Millionen Frauen weltweit zu beenden.“