Sudan: Hungersnot in Nord-Darfur bestätigt die schlimmsten Befürchtungen

Rom/New York/Port Sudan/Wien - Die Lage im Lager Zamzam, in dem mehr als 400.000 Vertriebene leben, hat laut dem Hungerprüfungsausschuss die Schwelle zur Hungersnot überschritten.

Eine Mutter hält ihr Kind im Arm, beide blicken in die Kamera.
© UNICEF/UN0836594/Zakaria

Nach mehr als 15 Monaten Krieg im Sudan hat eine katastrophale Kombination aus Konflikt, Vertreibung und eingeschränktem Zugang für humanitäre Hilfe zu einer Hungersnot in einem Lager geführt, das Hunderttausende von Vertriebenen in der Region Nord-Darfur beherbergt.

Die Schlussfolgerung des Famine Review Committee (FRC), dass im Lager Zamzam eine Hungersnot herrscht, ist die erste Feststellung einer Hungersnot durch den Ausschuss seit mehr als sieben Jahren und erst das dritte Mal, dass eine Hungersnot festgestellt wurde, seit das Überwachungssystem vor 20 Jahren eingerichtet wurde. Der FRC warnt davor, dass in anderen Teilen des Sudan eine Hungersnot droht, wenn keine konzertierten Maßnahmen ergriffen werden.

Die Ankündigung der Hungersnot bestätigt die Befürchtungen der humanitären Gemeinschaft und folgt einer IPC-Analyse vom Juni, die einen dramatischen Rückgang der Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit zeigt; 755.000 Menschen sind von katastrophalen Bedingungen bedroht.

UNICEF und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) warnen vor der zunehmenden Gefahr für die Menschen im Sudan, insbesondere für die Kinder, wenn die dringende Hilfe für die in Konfliktgebieten wie Darfur, Khartum, Kordofan und Al Jazirah eingeschlossenen Gemeinschaften nicht ankommt. Die Lage ist im ganzen Land nach wie vor kritisch. Schätzungsweise 730.000 Kinder werden in diesem Jahr an schwerer akuter Unterernährung leiden, der lebensbedrohlichsten Form der Mangelernährung.

Die Feststellung einer Hungersnot bedeutet, dass Menschen, darunter auch Kinder, bereits an Hunger und damit zusammenhängenden Krankheiten wie Mangelernährung und Infektionen gestorben sind. Anders als bei der Darfur-Krise vor zwanzig Jahren erstreckt sich diese konfliktbedingte Hungerkrise auf das ganze Land, einschließlich der Hauptstadt Khartum und des Bundesstaates Jazirah, der früher die Kornkammer des Sudan war.

Der stark eingeschränkte Zugang für humanitäre Hilfe ist eine der Hauptursachen für die Hungersnot in Zamzam. Zwar konnte UNICEF im Juli genügend lebensrettende therapeutische Fertignahrung (Ready-to-Use Therapeutic Food, RUTF) zur Behandlung von rund 4.000 akut unterernährten Kindern nach El Fasher liefern, einschließlich einer Zuteilung für das Lager Zamzam, doch der anhaltende Mangel an sicherem Zugang bedeutet, dass der Bedarf weiterhin enorm ist und die weitere Versorgung mit humanitären Hilfsgütern unvorhersehbar ist.

Wir brauchen dringend eine massive Ausweitung des Zugangs für humanitäre Hilfe, um die Hungersnot in Nord-Darfur zu stoppen und zu verhindern, dass sie sich über den ganzen Sudan ausbreitet. Die Kriegsparteien müssen alle Beschränkungen aufheben und neue Versorgungswege über die Grenzen und Konfliktlinien hinweg öffnen, damit die Hilfsorganisationen die abgeschnittenen Gemeinden mit dringend benötigten Nahrungsmitteln und anderen humanitären Hilfsgütern versorgen können", sagte Cindy McCain, Exekutivdirektorin des WFP. „Ich appelliere auch an die internationale Gemeinschaft, jetzt zu handeln, um einen Waffenstillstand in diesem brutalen Konflikt zu erreichen und das Abgleiten des Sudan in eine Hungersnot zu beenden. Nur so können wir eine humanitäre Katastrophe verhindern, die diese gesamte Region Afrikas destabilisiert."

Die heutigen Nachrichten bestätigen unsere schlimmsten Befürchtungen, dass in Teilen des Sudan eine Hungersnot herrscht, die unvorstellbares Leid über Kinder und Familien bringt, die bereits unter den Folgen eines schrecklichen Krieges leiden", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Diese Hungersnot ist vollständig menschengemacht. Wir appellieren erneut an alle Parteien, dem humanitären System ungehinderten und sicheren Zugang zu Kindern und Familien in Not zu gewähren. Wir müssen in der Lage sein, alle Wege zu nutzen, über Konfliktlinien und Grenzen hinweg. Die Kinder im Sudan können nicht warten. Sie brauchen Schutz, Grundversorgung und vor allem einen Waffenstillstand und Frieden."

UNICEF und WFP appellieren weiterhin an alle Parteien, einen sicheren, ungehinderten und dauerhaften Zugang für humanitäre Hilfe zu gewährleisten, damit die humanitäre Hilfe weiter ausgeweitet werden kann und die Hilfsorganisationen in der Lage sind, schnell zu liefern. Die Organisationen fordern die internationale Gemeinschaft außerdem auf, ihre finanzielle Unterstützung für die humanitären Bemühungen zu verstärken und alle ihr zur Verfügung stehenden diplomatischen Mittel einzusetzen, um einen sofortigen Waffenstillstand herbeizuführen. WFP und UNICEF haben gemeinsam mit lokalen und internationalen Partnern eine groß angelegte humanitäre Hilfe im Sudan und in den Nachbarländern mobilisiert, in die mehr als zwei Millionen Sudanesen geflohen sind.

Hinweise für Redaktionen:

Foto- und Videomaterial aus dem Sudan.

Die Einstufung in Phase 5 der IPC-Skala für akute Ernährungsunsicherheit ist die höchste Stufe und wird vergeben, wenn in einem Gebiet mindestens einer von fünf Haushalten mit einem extremen Mangel an Nahrungsmitteln konfrontiert ist, mindestens 30 Prozent der Kinder an akuter Mangelernährung leiden und zwei von 10.000 Menschen pro Tag an akutem Hunger oder am Zusammenspiel von Mangelernährung und Krankheit sterben.

Im Jahr 2024 konnten UNICEF und seine Partner 5,2 Millionen Kinder und Familien mit sauberem Trinkwasser versorgen, 3,3 Millionen Menschen mit lebenswichtigen medizinischen Hilfsgütern versorgen, fast 2,8 Millionen Kinder auf Mangelernährung untersuchen und über 133.600 mit lebensrettenden Medikamenten behandeln.

Gemeinsam mit seinen Partnern hat UNICEF seine auf Ernährung ausgerichteten Partnerschaften auf 152 Orte im Sudan ausgeweitet. Von den 132 vorrangigen Orten befinden sich 103 in Gebieten, die aufgrund des Konflikts schwer zu erreichen sind.

Allein im Mai und Juni 2024 wurden über 170 neue ambulante therapeutische Programme (OTPs) eingerichtet, womit sich die Gesamtzahl der funktionierenden OTPs im Sudan auf 1.739 erhöht hat. Darüber hinaus bietet UNICEF mit 70 mobilen Teams lebensrettende Dienste an. Von Januar bis Juni 2024 wurden über 133.600 schwer mangelernährte Kinder aufgenommen. UNICEF transportiert weiterhin lebensrettende Nahrungsmittellieferungen durch grenzüberschreitende Operationen, die für die Behandlung von 215.000 schwer unterernährten Kindern ausreichen.

Bitte unterstützen Sie UNICEF Ernährungsprogramme weltweit.