Khartoum/Genf/Wien - Obwohl im Sudan die ersten Bemühungen zur Ausrottung von Polio im Jahr 1994 begannen, erhielten die Kinder in den Nuba-Bergen ihre erste Schluckimpfung erst im heurigen Februar. Sowohl die Kampagne im Februar als auch die im Oktober wurden durch einen Waffenstillstand zwischen der sudanesischen Regierung und dem Sudan People´s Liberation Movement ermöglicht.
Trotz der Waffenruhe war die Impfkampagne in den Nuba-Berger nicht einfach: 137 Impfteams mußten lange Distanzen zu Fuß zurücklegen. Viele berichteten nachher vom starken Gemeinschaftssinn der Gruppen, die mehr als 10 Stunden pro Tag marschierten, viele der Freiwilligen sogar barfuß. Zusätzliche Probleme waren fehlende Elektrizität und Generatoren. So mußten die Teams mit behelfsmäßigen Kühlketten für den Impfstoff zurande kommen.
Die zweite Runde der Polio-Kampagne begann am 23. Oktober. "Mit dieser Runde haben wir eine echte Chance, daß der ganze Sudan in naher Zukunft poliofrei sein wird," sagte Thomas Ekvall von UNICEF Khartoum.
UNICEF, die Weltgesundheitsorganisation WHO, Rotary International und andere Partner gründeten 1988 die "Global Polio Eradication Initiative". Die in den darauffolgenden Jahren initiierten Massenimpfaktionen bewahrten bis heute schätzungsweise drei Millionen Kinder in den Entwicklungsländern vor den Folgen einer Polio-Erkrankung. Allein in den letzten fünf Jahren wurden zwei Milliarden Kinder geimpft. Ein Land gilt als poliofrei, wenn drei Jahre lang kein Fall von Kinderlähmung aufgetaucht ist. Sollte dieses Ziel weltweit erreicht werden, könnte ab 2010 auf sämtliche Regelimpfungen verzichtet werden. Hierdurch würden jährlich rund 1,5 Milliarden Dollar eingespart.