Trotz weltweitem Anstieg von Geburtenregistrierungen bleiben 150 Millionen Kinder „unsichtbar

New York/Wien – Neuer Bericht zeigt Fortschritte, hebt aber Lücken hervor – insbesondere in Subsahara-Afrika – und lässt Millionen von Kindern ohne rechtliche Identität zurück.

© UNICEF/UNI516071/Dejongh

Laut einem heute veröffentlichten neuen Bericht von UNICEF wurden in den letzten fünf Jahren weltweit über 500 Millionen – oder fast 8 von 10 – Kinder unter fünf Jahren registriert. Dies zeigt bemerkenswerte Fortschritte bei der Sicherung einer rechtlichen Identität weltweit.

Der Bericht „The Right Start in Life: Global levels and trends in birth registration, 2024 update“, der anlässlich des 78. Geburtstags von UNICEF veröffentlicht wurde, bietet ein aktuelles Bild der seit 2019 registrierten Kinder. Damals lag die globale Registrierungsrate bei 75 %, heute liegt sie bei 77 %. Dennoch bleiben 150 Millionen – oder etwa 2 von 10 – Kinder unter fünf Jahren unregistriert und damit unsichtbar für staatliche Systeme.

Der Bericht zeigt auch, dass über 50 Millionen Kinder, deren Geburten registriert wurden, keine Geburtsurkunden besitzen. Dieses wichtige Dokument dient als Nachweis der Registrierung und ist entscheidend, um eine Staatsangehörigkeit zu erwerben, Staatenlosigkeit zu verhindern und sicherzustellen, dass Kinder ihre Rechte von Geburt an genießen können.

Die Geburtenregistrierung stellt sicher, dass Kinder sofort rechtlich anerkannt werden. Sie bildet die Grundlage für den Schutz vor Gewalt und Ausbeutung sowie den Zugang zu wesentlichen Dienstleistungen wie Impfungen, Gesundheitsversorgung und Bildung,“ sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Während UNICEF heute 78 Jahre des Einsatzes für Kinderrechte feiert, würdigen wir die Fortschritte für Millionen von Kindern, die ihre rechtliche Identität erhalten haben, und rufen zu stärkeren Anstrengungen auf, um sicherzustellen, dass jedes Kind überall bei der Geburt registriert wird.

Globale Fortschritte und regionale Unterschiede

Die Fortschritte wurden maßgeblich durch Länder erreicht, die die rechtzeitige Registrierung priorisierten, Gesundheitssysteme, sozialen Schutz und Bildungssysteme einbezogen, Dienstleistungen in mehr Regionen ausweiteten, Prozesse digitalisierten und Gebühren abschafften.

  • Lateinamerika und die Karibik erreichten eine Registrierungsrate von 95 %.
  • Ost- und Südostasien erreichten 94 %.
  • Zentral- und Südasien erreichten 78 %.
  • Subsahara-Afrika bleibt jedoch mit 51 % deutlich zurück und stellt die Hälfte der weltweit unregistrierten Kinder (90 Millionen).

Innerhalb von Subsahara-Afrika gibt es erhebliche Unterschiede:

  • Südliches Afrika führt mit 88 %.
  • Westafrika hat in den letzten 15 Jahren die größten Fortschritte gemacht und erreicht 63 %.
  • Ost- und Zentralafrika liegen mit jeweils 41 % zurück.

Ohne deutliche Verbesserungen und angesichts einer schnell wachsenden Kinderpopulation könnte Subsahara-Afrika nach 2030 über 100 Millionen unregistrierte Kinder haben, wenn die derzeitigen Registrierungsraten unverändert bleiben.

Hindernisse für die Geburtenregistrierung

Viele Familien auf der Welt stehen weiterhin vor Barrieren wie mangelndem politischem Engagement, langen Wegen und mehrfachen Besuchen in Registrierungsstellen, fehlendem Wissen über den Registrierungsprozess, unerschwinglichen Gebühren und indirekten Kosten sowie in einigen Fällen Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit oder Religion.

Erfolgsgeschichten

Trotz dieser Herausforderungen haben einige Länder bedeutende Fortschritte gemacht:

  • In Subsahara-Afrika hat Botswana eine universelle Geburtenregistrierung erreicht.
  • Côte d’Ivoire hat eine Registrierungsrate von über 90 %.
  • Länder wie Ruanda, Sierra Leone und Tansania haben in den letzten zehn Jahren ebenfalls nachhaltige Verbesserungen gezeigt. Diese Erfolgsgeschichten dienen als wertvolle Modelle für andere Länder.

UNICEF fordert fünf zentrale Maßnahmen, um jedes Kind zu registrieren:

  1. Jedes Kind bei der Geburt registrieren – als Grundlage eines lebenslangen Ansatzes zur rechtlichen Identität.
  2. Registrierungsprozesse optimieren, um die Servicequalität zu verbessern und digitale Transformation voranzutreiben.
  3. Gesundheits-, Sozialschutz- und Bildungsprogramme nutzen, um die Geburtenregistrierung zu fördern.
  4. Wichtige rechtliche Reformen umsetzen, um inklusive und gerechte Systeme für Zivilregistrierung und Vitalstatistik zu schaffen.
  5. Gemeinschaften befähigen, die Geburtenregistrierung als Recht einzufordern.

Trotz Fortschritten bleiben zu viele Kinder ungezählt und übersehen – faktisch unsichtbar in den Augen der Regierung oder des Gesetzes,“ sagte Russell. „Jedes Kind hat das Recht, registriert zu werden und eine Geburtsurkunde zu erhalten, damit es anerkannt, geschützt und unterstützt wird.

Hinweise für Redaktionen

Foto- und Videomaterial passend zum Thema.

Der Report und die zugrundeliegenden Daten zur Ansicht.

  • Artikel 7 der UN-Kinderrechtskonvention bekräftigt das Recht jedes Kindes auf sofortige rechtliche Identität durch Geburtenregistrierung. Weitere Informationen hier.
  • Schätzungen basieren auf vergleichbaren Daten aus 173 Ländern zwischen 2014 und 2023. Diese Länder repräsentieren 98 % der weltweiten Bevölkerung unter 5 Jahren.
  • Datenquellen umfassen nationale Umfragen wie die Multiple Indicator Cluster Surveys (MICS), Demographic and Health Surveys (DHS) sowie Volkszählungen und andere nationale repräsentative Erhebungen.