Über 420.000 Kinder von rekordverdächtiger Dürre im Amazonasbecken betroffen

Panama-Stadt/New York/Wien – Klimaschocks in Brasilien, Kolumbien und Peru führen dazu, dass Kinder von Bildung, Nahrungsmitteln und anderen lebensrettenden Dienstleistungen abgeschnitten sind, da die Flüsse verheerende Tiefstände erreichen.

Ein Bub in Peru steht in einem verdorrten Feld.
© UNICEF/UNI652028/Romani

Über 420.000 Kinder sind derzeit von gefährlichem Wassermangel und Dürrebedingungen in drei Ländern der Amazonasregion betroffen, so neue Schätzungen von UNICEF.

Die rekordverdächtige Dürre – die seit dem letzten Jahr anhält und die Flüsse im Amazonasbecken auf ein historisches Tief sinken ließ – beeinträchtigt besonders Kinder und indigene Gemeinden in Flussnähe in Brasilien, Kolumbien und Peru. Familien in diesen Regionen sind auf die Flüsse angewiesen, um Zugang zu Nahrung, Wasser, Treibstoff und grundlegenden medizinischen Vorräten zu erhalten, sowie für den Schulweg der Kinder.

Wichtige Dienstleistungen, einschließlich Gesundheitsversorgung, Bildung und Kinderschutz sowie die landwirtschaftliche und fischereiwirtschaftliche Lebensgrundlage, sind in der Region ebenfalls stark beeinträchtigt, was das Leben vieler Menschen gefährdet.

Seit Jahrhunderten beherbergt der Amazonas wertvolle natürliche Ressourcen. Wir erleben die Zerstörung eines essentiellen Ökosystems, auf das Familien angewiesen sind und das vielen Kindern den Zugang zu ausreichend Nahrung, Wasser, medizinischer Versorgung und Bildung verwehrt“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Wir müssen die Auswirkungen extremer Klimakrisen mindern, um die Kinder von heute und künftige Generationen zu schützen. Die Gesundheit des Amazonas betrifft die Gesundheit von uns allen.

Auswirkungen in Brasilien, Kolumbien und Peru

Als der größte und artenreichste tropische Regenwald der Erde erstreckt sich der Amazonas über neun Länder Südamerikas. Allein in Brasiliens Amazonasgebiet sind mehr als 1.700 Schulen und über 760 Gesundheitszentren entweder geschlossen oder aufgrund niedriger Wasserstände unzugänglich geworden. Laut der jüngsten UNICEF-Feldbewertung in 14 Gemeinden im Süden des Amazonasgebietes in Brasilien berichtete die Hälfte der Familien, dass ihre Kinder aufgrund der Dürre derzeit nicht zur Schule gehen können.

In der kolumbianischen Amazonasregion sind die Wasserstände der Flüsse um bis zu 80 % gesunken, was den Zugang zu Trinkwasser und Lebensmitteln einschränkt und zum Aussetzen des Präsenzunterrichts an über 130 Schulen geführt hat. Dies erhöht das Risiko für Kinder, von bewaffneten Gruppen rekrutiert und ausgebeutet zu werden, und hat zu einem Anstieg von Atemwegsinfektionen, Durchfallerkrankungen, Malaria und akuter Mangelernährung bei Kindern unter fünf Jahren geführt.

In Peru ist die nordöstliche Region Loreto am stärksten von der anhaltenden Dürre betroffen, wodurch abgelegene, überwiegend indigene und bereits gefährdete Gemeinschaften einem hohen Risiko ausgesetzt sind. Mehr als 50 Gesundheitszentren sind unzugänglich geworden, und Waldbrände – oft von Menschen verursacht, aber durch die Dürre der letzten zwei Monate begünstigt – verursachen eine beispiellose Zerstörung und den Verlust der Biodiversität in 22 der 26 Regionen des Landes und führen lokal und regional zu erhöhter Luftverschmutzung.

Schwerwiegende Folgen von Dürren und Forderungen vor der COP

Die durch die Dürre verursachte Ernährungsunsicherheit erhöht das Risiko von Mangelernährung, Wachstumsstörungen und Tod bei Kindern, insbesondere bei Kindern unter fünf Jahren. Der durch die Dürre verstärkte Wassermangel erschwert zudem den Zugang zu sauberem Wasser und erhöht das Risiko von Infektionskrankheiten. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass schwangere Frauen, die Dürrezeiten erleben, wahrscheinlich Kinder mit niedrigerem Geburtsgewicht zur Welt bringen.

UNICEF schätzt, dass in den kommenden Monaten 10 Millionen US-Dollar benötigt werden, um die dringendsten Bedürfnisse der von den Dürren betroffenen Gemeinschaften in Brasilien, Kolumbien und Peru zu decken, einschließlich der Verteilung von Wasser und anderen wichtigen Hilfsgütern, der Mobilisierung von Gesundheitsteams und der Stärkung der Widerstandsfähigkeit gemeindebasierter Systeme und öffentlicher Dienstleistungen in betroffenen indigenen Gemeinschaften.

Im Vorfeld der COP29 fordert UNICEF von den Verantwortlichen, vier zentrale Maßnahmen für Kinder und Jugendliche umzusetzen:

  1. Sicherstellen, dass die COP29-Entscheidung auf die einzigartigen und unverhältnismäßigen Auswirkungen des Klimawandels auf Kinder eingeht.
  2. Eine deutliche Erhöhung der Klimafinanzierung für Kinder, einschließlich Finanzierung für Anpassung, Verlust und Schaden.
  3. Sicherstellen, dass alle NDCs (Nationally Determined Contributions) 3.0 kinderfreundlich gestaltet sind und auf die unverhältnismäßigen Auswirkungen des Klimawandels auf Kinder eingehen.
  4. Kinder und Jugendliche ermächtigen, aktiv und ernstgemeint an Klimaverhandlungen auf allen Ebenen teilzunehmen.

Kinder auf der ganzen Welt sind den verheerenden Folgen von Klimakrisen ausgesetzt“, fügte Russell hinzu. „Wir stehen an einem kritischen Punkt. Kinder müssen im Zentrum unserer Klimaverhandlungen stehen.

Hinweis für Redaktionen:

Fotomaterial passend zum Thema.

Mehr Informationen finden Sie im UNICEF-Bericht „A Threat to Progress“.