„Heute habe ich einen zweitägigen Besuch im Nahen Osten abgeschlossen, wo die eskalierende Gewalt weiterhin einen unerträglichen Tribut an das Leben von Kindern fordert.
Am ersten Tag in Israel traf ich mich mit einigen der vielen israelischen Familien, die am 7. Oktober unsägliche Gewalt erlebt haben, darunter die Geiselnahme von Kindern, die Tötung von Angehörigen und der Verlust von Häusern und Gemeinden.
Ein Verwandter der beiden verbliebenen israelischen Kinder, die im Gazastreifen als Geiseln festgehalten werden, der vierjährige Ariel und sein einjähriger Bruder Kfir, sagte mir, er wolle sie einfach nur zurückhaben, zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Vater. Wir lieben sie so sehr.
Familienmitglieder von freigelassenen Kindergeiseln berichteten mir von der schrecklichen Situation, gefangen gehalten zu werden, ohne zu wissen, was der nächste Tag bringen würde. Sechs Monate später kennen die Familien der israelischen Geiseln das Schicksal ihrer Angehörigen, die sich noch immer im Gazastreifen befinden, nicht - was eine Heilung oder Genesung unmöglich macht.
Die Mitarbeiter des Schneider Children's Medical Center in Petach-Tikvah, wo einige der israelischen Kindergeiseln nach ihrer Freilassung im November betreut wurden, sagten mir, dass es ein langer Weg der Genesung sei, bis sich die Kinder wieder sicher fühlen.
Ich hatte auch konstruktive Gespräche mit israelischen Beamten, unter anderem über die schreckliche humanitäre Krise im Gazastreifen und die dringende Notwendigkeit, einen besseren Zugang zu gewährleisten. Ich habe ihre Zusicherung begrüßt, dass die humanitären Helfer besseren Zugang zu den Kindern haben werden, die dringend Hilfe benötigen. Wir sehen der Umsetzung dieser Zusicherung und der Sicherheit für die Helfer und die Kinder, die sie betreuen, erwartungsvoll entgegen.
An meinem zweiten Tag besuchte ich den Staat Palästina, wo ich mit Familien und Beamten im Westjordanland, einschließlich Ost-Jerusalem, zusammentraf. Ich hörte erschütternde Berichte von Familien und Kindern über Angst und Gewalt, die ihr Leben seit langem durchdringen und in den letzten sechs Monaten erheblich eskaliert sind. Allein in diesem Jahr sind 37 palästinensische Kinder und zwei israelische Kinder durch die Gewalt getötet worden.
Ich habe Kinder getroffen, die jeden Tag auf dem Weg zur Schule mit Barrieren und Kontrollpunkten konfrontiert sind. Ich sprach auch mit einem Jungen, der zum ersten Mal von den Behörden festgenommen wurde, als er elf Jahre alt war. Sein Bruder wird jetzt festgehalten, und die Familie weiß nicht, wo er sich aufhält.
Ich besuchte das Al Makassed-Krankenhaus in Ostjerusalem, wo ich die kleinen Drillinge Noor, Najwa und Nejma traf. Die Ärzte erzählten mir, dass ihre Mutter vor acht Monaten aus dem Gazastreifen ins Krankenhaus kam, um sie zu entbinden, und dass die Babys so klein waren, dass sie einen Inkubator und eine besondere medizinische Versorgung benötigten, um zu überleben. Die Mutter musste nach Gaza zurückkehren, aber dann brach der Krieg aus und sie konnte nicht mehr zurückkehren. Sie fürchtet, sie könnte sterben, bevor sie die Kinder wiedersieht.
Gleichzeitig wurden im Gazastreifen Berichten zufolge mehr als 13.800 Kinder getötet, Tausende wurden verletzt und Tausende weitere stehen am Rande einer Hungersnot.
Unsere Mitarbeiter bei UNICEF sind von der Gewalt nicht verschont geblieben. Viele unserer Kollegen haben in Gaza Familie, Freunde und ihr Zuhause verloren. Über 200 humanitäre Helfer wurden bei dem Versuch, das Leben anderer zu retten, getötet.
Kinder beginnen keine Kriege und sie können sie auch nicht beenden, aber sie zahlen immer den höchsten Preis. Im Interesse aller Kinder fordere ich die Konfliktparteien auf, alle israelischen Geiseln freizulassen, einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen zu schließen, den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu ermöglichen und jede weitere Gewalt gegen Kinder zu unterlassen.
Die letzten Tage haben uns daran erinnert, dass sich Feindseligkeiten schnell in der Region ausbreiten können. Wie immer leiden Kinder im Krieg besonders stark. Jeder von uns hat die Pflicht, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um das Leben von Kindern zu schützen.“
UNICEF bittet weiterhin um Unterstützung der Nothilfe Nahostkonflikt.