Kinderarbeiter im Haushalt sind die größte und am meisten vernachlässigte Gruppe der weltweit 250 Millionen
Kinderarbeiter. Die Arbeit von Kindern in einem fremden Haushalt – oft ähnlich Sklavenarbeit – wird in vielen
Gesellschaften als angemessen für Kinder aus armen Familien angesehen.
Kinderarbeiter im Haushalt sind unsichtbar, da ihr Arbeitsplatz ein privater Haushalt ist und sie völlig unter der
Aufsicht und dem Einfluß ihrer Arbeitgeber stehen. Viele arbeiten rund um die Uhr, werden schlecht oder gar
nicht bezahlt und ein Teil von ihnen ist körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt.
Das Digest über „Child Domestic Work“ ist der erste Report, der die weltweit vorhandenen Informationen über
diese unsichtbare Form von Kinderarbeit zusammenstellt und untersucht. Das Digest wurde von Maggie Black
(UNICEF) und Jonathan Blagburgh (Anti-Slavery International) geschrieben und vom UNICEF International
Child Development Centre in Florenz herausgegeben.
Einige Ergebnisse:
* Arbeit in fremden Haushalten gehört zu den Beschäftigungen mit dem niedrigsten Status, ist kaum geregelt
und am schlechtesten entlohnt – egal ob Erwachsene oder Kinder beschäftigt werden.
* Die Mehrheit der Kinderarbeiter im Haushalt ist zwischen 12 und 17 Jahren alt: viele Kinder beginnen
aber schon mit 5 Jahren in fremden Häusern zu arbeiten.
* Über 90% aller Kinderarbeiter im Haushalt sind Mädchen: ihre Machtlosigkeit innerhalb des Haushaltes
macht sie besonders anfällig für sexuellen Mißbrauch und körperliche Gewalt.
* Allein in der indonesischen Hauptstadt Jakarta arbeiten etwa 700.000 Kinder in fremden Haushalten. In
Venezuela sind 60% aller arbeitenden Mädchen in fremden Haushalten beschäftigt. In Brasilien sind 22%
aller Kinderarbeiter Hausangestellte.
* Der Großteil der kleinen Hausangestellten wohnt im fremden Haushalt und ist rund um die Uhr unter der
Kontrolle des Dienstgebers. Die Kinder haben kaum Freizeit, sie arbeiten an sieben Tagen in der Woche,
täglich bis zu 15 Stunden.
* Diese Kinder sind oft völlig von ihren Familien abgeschnitten, kaum Möglichkeiten Freunde
kennenzulernen und gehen selten zur Schule. Das verringert ihre Chancen im Leben und macht sie
pessimistisch bezüglich ihrer Zukunft.
Die Erfahrung zeigt, daß das Problem der Kinderarbeiter im Haushalt nicht ohne Kooperation der Arbeitgeber
gelöst werden kann. Nur auf jene Fälle von Mißbrauch hinzuweisen, ausschließlich um Aufmerksamkeit zu
erregen wird Arbeitgeber und ganze Gesellschaften befremden, die diese Praktik als akzeptabel, vielleicht
sogar als gut für das Kind betrachten.
Das Digest dokumentiert einige der Wege zur Problemlösung. Sowohl Projekte für die Kinder wie Drop-in
Zentren, Krisenintervention, Schulprogramme, als auch Advocacy. UNICEF weist darauf hin, daß das Eintreten
für diese Kinder auf sorgfältigen Untersuchungen begründet sein sollte. Kampagnen sollten versuchen, die
Einstellung der Menschen gegenüber den kleinen Hausangestellten zu verändern, eine klare Unterscheidung
zwischen Adoption und Arbeitsverhältnis schaffen und auf das Mindestalter für Arbeit hinweisen.
Faires Verhalten und bessere Arbeitsbedingungen müssen gefördert werden. Arbeitgeber sollen dazu ermutigt
werden, ihren kleinen Hausangestellten mehr Zeit für Schulbesuch und Freizeitbeschäftigung zu gewähren.
Aufmerksamkeit gegenüber Ausbeutung von Kindern im Haushalt auf internationaler Ebene beeinflußt auch die
nationale Diskussion, die Implementierung bestehender Gesetze und die Veränderung von Grundeinstellungen.
Advocacy sollte von lokalen NGOs, Frauengruppen und Menschenrechtsorganisationen betrieben werden, mit
Unterstützung internationaler Organisationen.
Ein wichtiges internationales Instrument ist die Konvention über die Rechte des Kindes, die heuer ihren 10.
Geburtstag feiert, und zwar unter anderem Artikel 32, der Kinder vor Ausbeutung schützt.
Auf der ILO-Konferenz vom 1. bis 17. Juni in Genf werden neue ILO-Richtlinien für die „schlimmsten Formen
von Kinderarbeit“ erwartet.