UNICEF hat heute einen Aufruf zur Nothilfe in Höhe von 10,3 Milliarden US-Dollar gestartet, um mehr als 173 Millionen Menschen – darunter 110 Millionen Kinder – zu erreichen, die von humanitären Krisen, den anhaltenden Auswirkungen der weltweiten COVID-19-Pandemie und der wachsenden Bedrohung durch klimabedingte Extremwetterereignisse betroffen sind.
„Heute sind mehr Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen als je zuvor in der jüngsten Geschichte", sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Überall auf der Welt sind sie mit einer tödlichen Mischung aus Krisen konfrontiert, von Konflikten und Vertreibung bis hin zu Krankheitsausbrüchen und rasant steigenden Raten von Mangelernährung. Gleichzeitig verschlimmert der Klimawandel diese Krisen und löst weitere aus. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir über die richtigen Hilfsmittel verfügen, um die Kinder mit gezielten und rechtzeitigen humanitären Maßnahmen zu erreichen."
Zu Beginn dieses Jahres waren schätzungsweise 274 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe und Schutz angewiesen. Im Laufe des Jahres stieg dieser Bedarf beträchtlich an, vor allem aufgrund von Konflikten, einschließlich des Krieges in der Ukraine, der zunehmenden Ernährungsunsicherheit, der Bedrohung durch Hungersnöte aufgrund klimatischer und anderer Faktoren sowie der verheerenden Überschwemmungen in Pakistan. Das Wiederaufflammen von Krankheiten wie Cholera und Masern stellt für Kinder in Notsituationen eine zusätzliche Gefahr dar.
Die anhaltenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und die weltweiten wirtschaftlichen Probleme und Instabilitäten, einschließlich der Inflation und der steigenden Kosten für Lebensmittel und Brennstoffe, haben sich verheerend auf das Leben und das Wohlergehen von Millionen der schwächsten Kinder auf der Welt ausgewirkt.
Auch der Klimawandel verschlimmert das Ausmaß und die Intensität von Notsituationen. Die letzten zehn Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen, und die Zahl der klimabedingten Katastrophen hat sich in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Heute leben über 400 Millionen Kinder in Gebieten mit hoher oder extrem hoher Anfälligkeit für mit Wasser in Verbindung stehende Gefahren.
Gleichzeitig überqueren Kinder in Rekordzahlen die Grenzen, entweder mit ihren Familien, getrennt von ihnen oder ohne Begleitung. Insgesamt sind weltweit fast 37 Millionen Kinder aufgrund einer Vielzahl von Krisen vertrieben worden, so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.
Im Rahmen des „Humanitarian Action Plan for Children“ („Humanitären Maßnahmenplan für Kinder“), der den Finanzmittelaufruf von UNICEF für das Jahr 2023 enthält, plant das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Kinder wie folgt mit Hilfe zu erreichen:
- 8,2 Millionen Kinder sollen eine Behandlung gegen schwere akute Mangelernährung erhalten.
- 28 Millionen Kinder mit Masernimpfungen erreicht werden.
- 63,7 Millionen Menschen Zugang zu sicherem Wasser für den Trink- und Haushaltsbedarf bekommen.
- 23,5 Millionen Kinder, Jugendliche und Betreuungspersonen Zugang zu psychischer Gesundheit und psychosozialer Unterstützung erhalten.
- 16,2 Millionen Kinder und Frauen sollen Zugang zu Maßnahmen zur Risikominderung, Prävention und/ oder Reaktion auf geschlechtsspezifische Gewalt bekommen.
- 32 Millionen Menschen sollen über sichere und leicht zugängliche Kanäle verfügen, um sexuelle Ausbeutung und Missbrauch durch Personal, die der betroffenen Bevölkerungsgruppe Hilfe leisten, melden zu können.
- 25,7 Millionen Kinder Zugang zu formaler oder nicht-formaler Bildung, einschließlich Früherziehung erhalten.
Die fünf wichtigsten Spendenaufrufe nach Finanzierungsbedarf für 2023 sind für:
- Afghanistan: 1,65 Milliarden US-Dollar
- Ukraine und Hilfe für Menschen auf der Flucht aus der Ukraine: 1,058 Milliarden US-Dollar
- Syrische Flüchtlingskrise: 867 Millionen US-Dollar
- Demokratische Republik Kongo: 862 Millionen US-Dollar
- Äthiopien: 674 Millionen US-Dollar
„Die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels sind eine allgegenwärtige Bedrohung für Kinder", sagt Russell. „Deshalb setzen wir im Rahmen unserer humanitären Hilfe einen Schwerpunkt auf Klimaanpassung und Stärkung der Widerstandsfähigkeit. So können wir die Kinder erreichen, die die heutigen Krisen durchleben, und ihnen und ihren Gemeinschaften helfen, sich auf die kommenden vorzubereiten.“
Nationale und lokale Organisationen in den Mittelpunkt der humanitären Maßnahmen zu stellen, ist eine Schlüsselstrategie für die humanitäre Hilfe von UNICEF. Die wichtigsten Ergebnisse im Jahr 2022 wurden durch die Partnerschaften von UNICEF mit humanitären Länderteams, UN-Organisationen, der Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen, nationalen und lokalen Hilfskräften und Ressourcenpartnern ermöglicht. Zu den bemerkenswerten Ergebnissen gehören:
- 23,8 Millionen Kinder wurden gegen Masern geimpft.
- 2,6 Millionen Kinder wurden gegen schwere akute Mangelernährung behandelt.
- 28 Millionen Kinder erhielten Zugang zu formaler oder nicht-formaler Bildung, einschließlich Früherziehung.
- 13 Millionen Kinder, Jugendliche und Betreuer*innen erhielten Zugang zu gemeindegestützter psychischer Gesundheit und psychosozialer Unterstützung.
- 25,9 Millionen Menschen haben Zugang zu einer ausreichenden Menge an sicherem Wasser für den Trink- und Haushaltsbedarf erhalten.
- 5,5 Millionen Menschen haben Zugang zu sicheren Kanälen, um sexuelle Ausbeutung und Missbrauch zu melden, erhalten.
- 4,2 Millionen Frauen, Mädchen und Buben haben Zugang zu Maßnahmen zur Risikominderung, Prävention und/ oder Reaktion auf geschlechtsspezifische Gewalt erhalten.
Angesichts des beispiellosen Bedarfs an humanitärer Hilfe ruft UNICEF seine Partnerinnen und Partner dazu auf, die Unterstützung für lebensrettende humanitäre Maßnahmen für Kinder zu erhöhen, die Flexibilität dieser Mittel zu maximieren, klimaangepassten Antizipations- und Vorbereitungsmaßnahmen Vorrang einzuräumen, dringend „No-Regrets"-Ansätze für Bereitschaft und Hilfsmaßnahmen zu verfolgen und eine gerechte und prinzipienfeste humanitäre Hilfe zu gewährleisten.
Für Redaktionen:
Zu den fünf am schlechtesten finanzierten Aufrufen für 2022 gehören:
Libyen 91% unterfinanziert
Kamerun 89% unterfinanziert
Libanon 89% unterfinanziert
Europäische Mehrländer-Hilfe für Menschen auf der Flucht: 88% unterfinanziert
Guinea 85% unterfinanziert
Die „Humanitarian Action for Children“-Übersicht und die einzelnen Aufrufe stehen hier zum Download bereit.
Bild- und Videomaterial zum redaktionellen Gebrauch.