UNICEF Österreich: 92 % halten Kinderrechte für wichtig – deutliche Unterschiede je nach Recht, Geschlecht und Alter

Wien - Ergebnisse einer repräsentativen Studie von UNICEF Österreich zeigen, dass Kinderrechte zwar im Bewusstsein angekommen sind, das jedoch nicht für alle Rechte gilt.

Ein Mädchen hält eine Kinderrechtefibel in die Kamera.
© UNICEF/UNI331931/Bänsch

Während Schutz vor Gewalt, Gesundheit und Bildung für fast alle Befragten wichtig sind, wird das Recht auf Teilhabe und Zugang zu Informationen von knapp 30 % als weniger oder nicht wichtig erachtet. Außerdem stufen Männer Kinderrechte weniger wichtig ein als Frauen.

Am 20. November begehen wir den jährlichen Internationalen Tag der Kinderrechte. An diesem Tag wurde im Jahr 1989 die UN-Konvention über die Rechte des Kindes von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. Alle Kinder auf der Welt erhielten damit verbriefte Rechte auf Überleben, Entwicklung, Schutz und Beteiligung. Österreich hat diese Konvention 1992 ratifiziert und einige Artikel 2011 auch verfassungsrechtlich verankert.

Eine repräsentative Studie von UNICEF Österreich hat in Österreich den Stellenwert der Kinderrechte abgefragt und zeigt, dass über 90 % Kinderrechte für wichtig halten. Jedoch wurden Beteiligungsrechte, also das Recht auf Mitsprache bei Kinder betreffenden Themen, von weniger Befragten als wichtig eingestuft. Auch die Rechte für Kinder auf der Flucht wurden von weniger Antwortgeber:innen als wichtig erachtet. Männer bewerten Kinderrechte generell als weniger wichtig.

„Kinder sind aufgrund ihrer Entwicklung besonders schutzbedürftig und brauchen daher Rechte, die sicherstellen, dass sie bestmöglich aufwachsen können, “ so Christoph Jünger, Geschäftsführer von UNICEF Österreich. „Wichtig dabei ist: alle Kinderrechte sind gleich wichtig und gelten ohne Ausnahme für jedes Kind. Eine Differenzierung, etwa nach Geburtsort des Kindes oder Kinderrecht per se, entspricht nicht dem Gleichheitsgrundsatz. Es ist unser aller Aufgabe als Erwachsene, Entscheidungsträgerinnern und Entscheidungsträger sowie der Institutionen und Regierungen, Kinder zu schützen und die Kinderrechte zu verwirklichen.“

Wichtigstes Kinderrecht: Schutz vor Gewalt

86,8 % der Befragten halten den Schutz vor Gewalt für das wichtigste Kinderrecht und betrachten es als sehr wichtig. Das Recht auf Schutz vor Gewalt umfasst in Art. 19 der UN-Kinderrechtskonvention jegliche Form von Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung. Hier ist ein großer Generationsunterschied feststellbar: Je älter die Befragten desto wichtiger wird ihnen dieses Grundrecht. Während es für 96 % der 60-75-jährigen sehr wichtig ist, halten es nur 66,2 % der 14-19-jährigen für wichtig, dass Kinder keine Gewalt erleben. Hier ist auch ein Geschlechterunterschied zu sehen: 90,6 % der Frauen sehen es als sehr wichtig an, dass Kinder vor Gewalt geschützt sind, bei Männern sind es nur 82,9 %.

Für Kinder auf der Flucht oder im Krieg sehen nur 77 % der Befragten es als sehr wichtig an, dass diese geschützt werden, wobei jedes Kind, unabhängig seiner Herkunft, seinem Geschlecht, dem Glauben der Eltern, oder Behinderung oder sozialem Status, das Recht hat, in Sicherheit aufzuwachsen. In der UN-Kinderrechtskonvention sind aufgrund ihrer besonderen Schutzbedürftigkeit besondere Rechte für geflüchtete Kinder verankert.

Recht auf Gesundheit und Bildung für Befragte essenziell

97,1 % sehen das Recht auf Gesundheit als sehr wichtig an und 96,6 % der befragten Personen betonen die Bedeutung des Rechts auf Bildung. Das Recht auf Gesundheit bezieht sich sowohl auf die physische als auch psychische Gesundheit und besagt, dass jedes Kind das Recht auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit, medizinische Behandlung, ausreichende Ernährung, sauberes Trinkwasser, Schutz vor den Gefahren der Umweltverschmutzung und vor schädlichen Bräuchen hat sowie das Recht zu lernen, wie man gesund lebt (Art. 24 der UN-Kinderrechtskonvention).

Das Recht auf Bildung sichert jedem Kind Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung zu, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung oder sozialem Status. Bildung ermöglicht Kindern, Wissen und Fähigkeiten zu erwerben, fördert ihre persönliche Entwicklung und eröffnet Chancen für eine bessere Zukunft. Zudem trägt Bildung dazu bei, Armut zu bekämpfen und gesellschaftliche Ungleichheiten abzubauen.

Freie Meinungsäußerung und Zugang zu Medien weniger wichtig

Geht es nach den Antworten der Befragten, empfindet mehr als jede:r Zehnte in Österreich (13,8 %) das Recht, dass Kinder frei Ihre Meinung äußern können, dezidiert als weniger oder nicht wichtig. Mehr als ein Viertel der Befragten (28,9%) empfindet den Zugang zu Medien und Informationen für Kinder als weniger oder nicht wichtig.

Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist jedoch ein Prinzip der UN-Kinderrechtskonvention. Die Meinung von jungen Menschen anzuhören und zu berücksichtigen ist ein Kinderrecht und zentral für unsere Demokratie und die Zukunft unserer Gesellschaft. Schon junge Kinder lernen so, altersentsprechend ihre Welt mitzugestalten, sei es in der Familie, den Bildungseinrichtungen oder der Politik.

Männer halten Kinderrechte für weniger wichtig als Frauen

92,4% der Befragten geben an, dass ihnen Kinderrechte wichtig sind, jedoch sind knapp jedem zehnten Mann (9,1 %) diese nicht oder eher nicht wichtig. Bei den befragten Frauen sind es hingegen 6,2%.

Der größte Unterschied zeigt sich beim Schutz der Privatsphäre: Für 71,9 % der Frauen ist es sehr wichtig, dass Kinder das Recht haben, dass ihr Privatleben und ihre Würde geachtet werden, während dies nur für 56,1 % der Männer sehr wichtig ist. 7,6 % der Männer finden den Schutz der Privatsphäre bei Kindern weniger oder überhaupt nicht wichtig.

5,5 % der Befragten empfinden das Recht auf Gleichbehandlung als weniger oder nicht wichtig, wobei es nur 3,2 % der Frauen sind, liegt die Zahl bei den Männern mehr als doppelt so hoch: Für 7,8 % der Männer ist Diskriminierung nicht besonders wichtig.

UNICEF fordert politischen Fokus auf Kinderrechte

Der Internationale Tag der Kinderrechte steht vor der Tür: Am 20. November wird dieser jährlich begangen, um an die Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention im Jahr 1989 zu erinnern. Diesen Tag wird UNICEF Österreich auch heuer wieder dafür nützen, um auf die Bedeutung der Kinderrechte sowohl für die Kinder selbst auch als auch für die Gesellschaft gesamt hinzuweisen.

Damit sich alle Kinder in Österreich bestmöglich entfalten und entwickeln können, fordert UNICEF Österreich:

  • Kinderrechte politisch zu priorisieren
  • Kinderarmut zu bekämpfen und gerechte Chancen für alle Kinder inklusive geflüchteten Kindern und Kindern mit Behinderungen zu fördern
  • Gewaltschutz sowie die psychische Gesundheit von Kindern zu stärken
  • Kinderrechte und Klimapolitik zusammen zu denken

Weitere Informationen zu Kinderrechten und den Forderungen von UNICEF Österreich finden Sie hier.

Studienergebnisse im Überblick

  • 92,4% der Befragten geben an, dass ihnen Kinderrechte wichtig sind.
  • 86,8 % der Befragten halten den Schutz vor Gewalt für das wichtigste Kinderrecht. Hier ist ein großer Generationsunterschied feststellbar: Je älter die Befragten, desto wichtiger wird ihnen dieses Grundrecht.
  • Schutz der Privatsphäre: Für 71,9 % der Frauen und für 56,1 % der Männer ist es sehr wichtig, dass Kinder das Recht haben, dass ihr Privatleben und ihre Würde geachtet werden.
  • 97,1 % sehen das Recht auf Gesundheit als sehr wichtig an.
  • 96,6 % der befragten Personen betonen die Wichtigkeit des Rechts auf Bildung.
  • 77 % der Befragten empfinden es als sehr wichtig, dass Kinder im Krieg oder auf der Flucht geschützt werden.
  • Mehr als jede zehnte Person in Österreich (13,8 %) empfindet das Kinderrecht, auf freie Meinungsäußerung weniger oder nicht wichtig.

Zur Umfrage

Die Studienergebnisse beruhen auf einer Online-Umfrage des Marketagent Instituts. Im Zeitraum zwischen 28.08. und 04.09.2024 haben 1.000 Personen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren aus ganz Österreich teilgenommen. Die Ausgangsstichprobe wurde gewichtet und ist repräsentativ für die österreichische Gesamtbevölkerung. Konkret setzt sich das Sample aus 23,9 Prozent Personen der Baby Boomer (1946-1964), 28,2 Prozent Personen der Generation X (1965-1979), 24,3 Prozent der Millennials (1980-1993) und 23,6 Prozent Generation Z (1994-2010) zusammen.