UNICEF und WHO: Zweite Runde der Polio-Impfkampagne im Gazastreifen abgeschlossen.

Ost-Jerusalem/Amman/Genf/New York/Wien – Trotz anhaltender Kampfhandlungen und Angriffe konnte die zweite Runde der Impfkampagne beendet werden.

Kinder bekommen von UNICEF-Mitarbeitern die zweite Dosis Polio-Impfstoff.
© UNICEF/UNI637065/El Baba

Die zweite Runde der Polio-Impfkampagne im Gazastreifen wurde erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt erhielten 556.774 Kinder unter zehn Jahren eine zweite Dosis des Polioimpfstoffs, und 448.425 Kinder im Alter zwischen zwei und zehn Jahren wurden mit Vitamin A versorgt, nachdem die Kampagne in den vergangenen Wochen in drei Phasen durchgeführt wurde.

Administrative Daten zeigen, dass etwa 94 % der Zielgruppe von 591.714 Kindern unter zehn Jahren die zweite Dosis des nOPV2-Impfstoffs im gesamten Gazastreifen erhalten haben – ein bemerkenswerter Erfolg angesichts der extrem schwierigen Umstände, unter denen die Kampagne durchgeführt wurde. In Zentral- und Südgaza erreichte die Kampagne eine Impfquote von 103 beziehungsweise 91 %. In Nordgaza, wo der Zugang zur Kampagne eingeschränkt war, konnte eine Abdeckung von rund 88 % erreicht werden, basierend auf vorläufigen Daten. Schätzungen zufolge bleiben jedoch etwa 7.000 bis 10.000 Kinder in schwer zugänglichen Gebieten wie Jabalia, Beit Lahia und Beit Hanoun ungeimpft und somit anfällig für das Poliovirus, was das Risiko einer weiteren Verbreitung des Virus im Gazastreifen und in den Nachbarländern erhöht.

Mit dem Abschluss dieser zweiten Runde endet die Polio-Impfkampagne, die im September 2024 gestartet wurde. Diese Runde fand ebenfalls in drei Phasen in Zentral-, Süd- und Nordgaza unter regionalspezifischen humanitären Pausen statt. Während die ersten beiden Phasen planmäßig verliefen, musste die dritte Phase in Nordgaza am 23. Oktober aufgrund intensiver Bombardierungen, massiver Vertreibungen, fehlender humanitärer Pausen und eingeschränkter Zugangsbedingungen vorübergehend unterbrochen werden.

Nach einer sorgfältigen Bewertung der Lage durch das technische Komitee, bestehend aus dem palästinensischen Gesundheitsministerium, der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA), wurde die Kampagne am 2. November fortgesetzt. Jedoch war das Gebiet, in dem die humanitären Pausen die Kampagne ermöglichten, im Vergleich zur ersten Runde erheblich reduziert und beschränkte sich auf Gaza-Stadt. Aufgrund der anhaltenden Kampfhandlungen mussten mehr als 150.000 Menschen aus Nordgaza nach Gaza-Stadt fliehen, was den Zugang zu mehr Kindern als erwartet ermöglichte.

Trotz der Herausforderungen und dank des bemerkenswerten Engagements und des Mutes von Eltern, Kindern, Gemeinschaften und Gesundheitsmitarbeitenden konnte die Phase in Nordgaza abgeschlossen werden.

Mindestens zwei Impfdosen und eine Abdeckung von mindestens 90 Prozent in jeder Gemeinschaft sind notwendig, um die Zirkulation des Polio-Stamms, der Gaza betrifft, zu stoppen. Nun wird weiter daran gearbeitet, die Immunitätslevels durch routinemäßige Impfangebote in funktionierenden Gesundheitseinrichtungen zu steigern und die Krankheitsüberwachung zu verstärken, um eine rasche Erkennung weiterer Poliovirus-Übertragungen (sei es bei betroffenen Kindern oder in Umweltproben) sicherzustellen. Die sich entwickelnde epidemiologische Lage wird entscheiden, ob weitere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs erforderlich sind.

Um die Überwachung und die routinemäßigen Impfleistungen nicht nur für Polio, sondern für alle mit Impfungen vorbeugbaren Krankheiten vollständig umzusetzen, rufen WHO und UNICEF weiterhin zu einem Waffenstillstand auf. Neben dem Angriff auf das primäre Gesundheitszentrum zeigt die Kampagne, was durch humanitäre Pausen erreicht werden kann. Diese Maßnahmen müssen systematisch über die Notfallmaßnahmen zur Polio-Bekämpfung hinaus auch für andere Gesundheits- und humanitäre Interventionen angewendet werden, um den dringenden Bedürfnissen gerecht zu werden.

UNICEF bittet um Unterstützung der Nothilfe Nahost.

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