100 Tage Krieg in der Ukraine: 5,2 Millionen Kinder sind auf humanitäre Hilfe angewiesen

New York/Genf/Kiew/Wien - Mindestens 262 Kinder wurden seit dem 24. Februar bei Angriffen getötet und 415 verletzt.

Ein Bub aus der Ukraine fährt mit seinem Rad an seiner zerstörten Schule vorbei.
© UNICEF/UN0633303/Gilbertson

100 Tage Krieg in der Ukraine haben verheerende Folgen für Kinder in einem Ausmaß und einer Geschwindigkeit wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Drei Millionen Kinder in der Ukraine und über 2,2 Millionen Kinder in den Aufnahmeländern benötigen jetzt humanitäre Hilfe. Fast zwei von drei Kindern sind durch die Kämpfe vertrieben worden.

Nach Berichten, die vom OHCHR überprüft wurden, werden in der Ukraine jeden Tag durchschnittlich mehr als zwei Kinder getötet und mehr als vier verletzt – meist bei Angriffen mit Sprengstoffen in bewohnten Gebieten. Die zivile Infrastruktur, auf die Kinder angewiesen sind, wird weiterhin beschädigt oder zerstört; dazu gehören bisher mindestens 256 Gesundheitseinrichtungen und eine von sechs von UNICEF unterstützten „sicheren Schulen" im Osten des Landes. Hunderte weiterer Schulen im ganzen Land sind ebenfalls beschädigt worden. Die Lage der Kinder im Osten und Süden der Ukraine, wo sich die Kämpfe verschärft haben, wird immer verzweifelter.

Der 1. Juni ist der internationale Tag zum Schutz der Kinder in der Ukraine und in der gesamten Region", sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Anstatt diesen Tag zu feiern, nähern wir uns offiziell dem 3. Juni – dem 100. Tag eines Krieges, der das Leben von Millionen Kindern zerstört hat. Ohne einen unverzüglichen Waffenstillstand und einen ausgehandelten Frieden werden die Kinder weiter leiden – und die Auswirkungen des Krieges werden sich auf gefährdete Kinder in der ganzen Welt auswirken."

UNICEF warnt davor, dass der Krieg eine akute Kinderschutzkrise verursacht hat. Kinder, die vor Gewalt fliehen, sind in hohem Maße von Familientrennung, Gewalt, Missbrauch, sexueller Ausbeutung und Menschenhandel bedroht. Die meisten von ihnen haben schwerwiegende traumatische Erlebnisse hinter sich. Diese Kinder brauchen dringend Sicherheit, Stabilität, Kinderschutzdienste und psychosoziale Unterstützung – insbesondere diejenigen, die unbegleitet sind oder von ihren Familien getrennt wurden. Mehr als alles andere brauchen sie Frieden.

Gleichzeitig zerstören Krieg und Massenvertreibung die Lebensgrundlagen und wirtschaftlichen Möglichkeiten, so dass viele Familien kein ausreichendes Einkommen haben, um ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Sie sind nicht in der Lage, ihre Kinder angemessen zu unterstützen.

UNICEF fordert weiterhin einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine und den Schutz aller Kinder vor Gewalt. Dazu gehört auch die Beendigung des Einsatzes von explosiven Waffen in bewohnten Gebieten und der Angriffe auf zivile Infrastrukturen. UNICEF appelliert an den uneingeschränkten Zugang für humanitäre Hilfe, damit Kinder in Not sicher und schnell erreicht werden können, wo immer sie sich befinden.

UNICEF und seine Partner leisten wichtige humanitäre Hilfe für Kinder und ihre Familien in der Ukraine und den Nachbarländern – in den Bereichen Kinderschutz, Wasser und Hygiene, Gesundheit, Ernährung und Bildung.

  • In der Ukraine haben UNICEF und seine Partner bislang lebensrettende medizinische Hilfsgüter für rund 2,1 Millionen Menschen in den vom Krieg betroffenen Gebieten zur Verfügung gestellt.
  • In Gebieten, in denen Wassernetzwerke beschädigt oder zerstört wurden, haben 2,1 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Wasser erhalten.
  • Mehr als 610.000 Kinder und Betreuer*innen wurden mit psychosozialer Unterstützung erreicht; Lernmaterial für fast 290.000 Kinder bereitgestellt.
  • Rund 300.000 besonders bedürftige Familien haben sich bisher für Bargeldhilfen über UNICEF und das Ministerium für Sozialpolitik registriert.

In den Aufnahmeländern von Flüchtlingen unterstützt UNICEF nationale, kommunale und lokale Systeme, die wichtige Dienstleistungen und Schutz bieten, insbesondere für die am meisten gefährdeten Kinder. Dazu gehören Schulungen für Grenzschutzbeamt*innen zur Bekämpfung des Menschenhandels, die Erweiterung von Lernmöglichkeiten und die Integration von Flüchtlingskindern in Schulen, die Beschaffung von Impfstoffen und medizinischem Material sowie die Einrichtung von Spiel- und Lernzentren, die kleinen Kindern das dringend benötigte Gefühl von Normalität vermitteln und eine Atempause bieten.

Entlang der wichtigsten Transitrouten in Moldawien, Rumänien, Polen, Italien, Bulgarien und der Slowakei wurden 25 UNICEF-UNHCR Blue Dots eingerichtet, sichere Anlaufstellen, die Familien auf der Durchreise Unterstützung und Beratungsdienstleistungen bieten. In Moldawien wurden zumeist in von Frauen geführten Haushalten über 52.000 Flüchtlinge durch ein vielseitiges -Bargeldhilfeprogramm von UNICEF und UNHCR erreicht. UNICEF hat einen Spendenaufruf in Höhe von 624,2 Mio. USD zur Unterstützung seiner humanitären Hilfe in der Ukraine und einen Spendenaufruf in Höhe von 324,7 Mio. USD für seine Hilfe in den Aufnahmeländern der Flüchtlinge veröffentlicht.

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