121 Millionen Kinder haben "Zwangsferien"

UNICEF zum Weltbildungstag am 8. September 2004

Wien, den 7.9.2004 - Während überall in diesen Tagen nach den Sommerferien wieder die Schule beginnt, bleiben weltweit über 121 Millionen Kinder vom Schulbesuch ausgeschlossen. Anlässlich des Weltbildungstags am 8. September ruft UNICEF deshalb zur Abschaffung der Schulgebühren auf. Diese sind in den Entwicklungsländern eine Hauptursache dafür, dass viele Kinder aus armen Familien nicht zur Schule gehen.

UNICEF kritisiert das mangelnde Engagement der Regierungen in Nord und Süd für die Grundbildung. Nur acht Entwicklungsländer investieren mehr als 20 Prozent ihrer Haushalte in Bildung. Indien beispielsweise gibt drei Prozent seines Budgets für Bildung und 16 Prozent für Verteidigung aus: in Pakistan liegt das Verhältnis bei 1 Prozent zu 18 Prozent. Und auch die Entwicklungshilfe der Industrieländer für Grundbildung bleibt weit hinter den Ankündigungen zurück. Sie lag im Jahr 2000 bei weltweit 3,5 Milliarden Dollar – 30 Prozent niedriger als zehn Jahre zuvor.

Trotz internationaler Abkommen, die allen Kindern eine kostenlose und verpflichtende Grundbildung zusichern, werden in über 100 Ländern der Erde noch Schulgebühren erhoben. Sie betragen in den Entwicklungsländern häufig ein Vielfaches des Monatseinkommens armer Familien. Eine Untersuchung der Weltbank in 79 Ländern ergab, dass die Familien für den Schulbesuch ihrer Kinder fast durchweg selbst aufkommen müssen. Dazu kommen noch die Kosten für Schuluniformen, Schulbücher sowie Prüfungsgebühren. In einem Drittel aller Fälle handelt es sich um informelle Gebühren, die beispielsweise an Schulkomitees zu zahlen sind.

In Afrika ist die Bildungssituation besonders prekär. 46 Millionen Kinder gehen allein hier nicht zur Schule. In 40 Prozent der von der Weltbank untersuchten afrikanischen Länder werden offizielle Schulgebühren erhoben. Dazu kommen die informellen Beiträge, die in vier von fünf dieser Staaten üblich sind. Insbesondere AIDS-Waisen und Kinder aus armen Familien werden so systematisch vom Schulbesuch ausgeschlossen.

Kostenloser Schulbesuch ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Mädchen und Buben später aus eigener Kraft einen Weg aus der Armut finden können. Schulbildung schützt sie zudem vor Ausbeutung und informiert sie darüber, wie sie sich vor AIDS schützen können. Wie groß der Lernhunger bei den Kindern ist, zeigt das Beispiel Kenia. Anfang 2003 entschied sich das ostafrikanische Land die Schulgebühren abzuschaffen. Seitdem wurden 1,3 Millionen Kinder zusätzlich eingeschult.

Schulbildung ist unerlässlich um eine bessere Lebensqualität für alle Kinder zu erreichen und eine bessere Welt für alle Menschen. Und dennoch werden besonders Mädchen benachteiligt, 65 Millionen wird der Zugang zu Bildung verwehrt. Und zwei Drittel der weltweiten 875 Millionen Analphabeten sind Frauen.

Dabei hat keine andere Investition so positive und weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung einer Gesellschaft wie die Förderung der Mädchenbildung. Die Kindersterblichkeit sinkt, je länger die Mütter zur Schule gegangen sind. Frauen mit Schulbildung heiraten meist später, bekommen weniger Kinder und können diese besser versorgen. Nicht zuletzt schützt Bildung Mädchen vor Diskriminierung, Ausbeutung und Gefahren wie AIDS.

Das Ziel von UNICEF ist es, alle Mädchen einzuschulen sowie sicherzustellen, dass sie in der Schule bleiben und mit Fähigkeiten und Kenntnissen für eine bessere Zukunft ausgestattet werden.

UNICEF ist in rund 160 Ländern aktiv vor Ort für die Kinder im Einsatz. Unterstützung von Schulprogrammen hat überall Priorität. Denn bis zum Jahr 2015 sollen alle Kinder dieser Welt die Schule besuchen. In 25 ausgewählten Ländern will UNICEF zusätzlich bis zum Jahr 2005 die Unterschiede zwischen Buben und Mädchen im Grundschulbereich ausmerzen.

UNICEF Österreich sammelt Spenden für spezielle Mädchenbildungsprogramme:

PSK 15 16 500, Stichwort Mädchenbildung