300.000 Kindersoldaten sind weltweit im Einsatz

UNICEF fordert Demobilisierung und Reintegration von 70.000 Kindersoldaten in Ostasien

300.000 Kindersoldaten sind weltweit im Einsatz ­ ein Viertel davon in Ostasien. UNICEF forderte heute ein gemeinsames Vorgehen zur Demobilisierung und Reintegration dieser Kinder.

UNICEF-Direktorin Carol Bellamy stellte heute eine wegweisende regionale Studie über Kindersoldaten vor. Sie unterstrich, daß der Mißbrauch von Kindern als Soldaten als "illegale und moralisch verwerfliche Praktik, die keinen Platz in zivilisierten Gesellschaften hat" anerkannt werden muß. Die UNICEF-Studie "Adult Wars, Child Soldiers: Voices of Children Involved in Armed Conflict in the East Asia and Pacific Region" betont, daß es zusätzlich zu den aktiven Kindersoldaten auch noch eine große Zahl von ehemaligen Kindersoldaten gibt, die auf Reintegration und Rehabilitation hoffen.

Carol Bellamy sagte, daß Adult Wars, Child Soldiers und andere Studien "klar zeigen, daß in dieser Region noch immer tausende Kinder rekrutiert werden ­ sehr oft mit Gewalt. Es wird für alle beteiligten Parteien Zeit, diese Tatsache anzuerkennen und mit UNICEF und anderen Organisationen zu kooperieren, um diese schrecklichen Verletzungen der Kinderrechte zu beenden."

Für die Studie wurden 69 aktive und ehemalige Kindersoldaten aus sechs Ländern ­ Kambodscha, Osttimor, Indonesien, Myanmar, Papua Neu Guinea und Philippinen ­ interviewt. Adult Wars, Child Soldiers beinhaltet daher verstörende Berichte aus erster Hand über die traumatischen Erfahrungen von Kindersoldaten.

Die befragten Kinder sprechen über brutale Ausbildungsmethoden, harte Arbeit und schwere Bestrafungen. Einige wurden gezwungen, Greueltaten zu begehen oder mit anzusehen, darunter Vergewaltigungen und Morde. Andere waren Augenzeugen von der Ermordung ihrer Familien und Freunde.

Krieger mit 7 Jahren
Fast alle der 69 befragten Kinder besaßen Waffen und nahmen an Kampfhandlungen teil. 30 Kinder erzählten Details über die Kämpfe während 14 angaben, in so vielen Schlachten gekämpft zu haben, daß sie sich nicht erinnern könnten.

Das durchschnittliche Alter der befragten Kinder bei ihrer Rekrutierung war 13 Jahre, ein Kind wurde bereits mit 7 Jahren zum Kampf gezwungen.

Viele dieser Kinder leiden an psychischen Störungen. "Bei den Kämpfen mit den Soldaten der Roten Khmer sah ich viele Menschen sterben," sagte Visna, der rekrutiert wurde, als er 12 Jahre alt war. "Ich kann mich an die Panik erinnern, die mich im Dschungel ergriff, als ich die Feinde nicht sehen konnte, aber ihre Stimmen hörte. Diese Angst kommt manchmal in der Nacht wieder, wenn ich schlafe."

Die UNICEF-Studie fordert die systematische Demobilisierung aller Kindersoldaten: Unterstützung für ihre Reintegration: Zugang zu Unterricht und Ausbildung: psychologische Betreuung und Unterstützung.

"Erfolgreiche Programme zur Demobilisierung dienen dazu, den Kindern die Waffen abzunehmen. Doch wir lassen diese Kinder im Stich, wenn wir sie danach nicht wieder mit ihren Familien und Gemeinden vereinen und für ihre psycho-soziale Genesung sorgen," betonte Carol Bellamy.

Die UNICEF­-Studie fordert außerdem:

- Ratifikation des Zusatzprotokolls zur Kinderrechtskonvention hinsichtlich der Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten sowie von anderen legalen Instrumenten, die für den Schutz von Kindern im Krieg relevant sind.
- Nationale Gesetzgebung muß sich internationalen Standards anpassen.
- Gewaltfreie Alternativen für Kinder und Jugendliche, um sinnvolle Beiträge für ihre Gesellschaft leisten zu können.
- Strategien zur Prävention von Rekrutierungen

Die Stimmen dieser Kinder sind ein Hilfeschrei im Namen aller Kindersoldaten. Wir können es uns nicht leisten, diesen Hilfeschrei zu ignorieren," sagte Carol Bellamy.

Wir versenden die UNICEF-Studie "Adult Wars, Child Soldiers: Voices of Children Involved in Armed Conflict in the East Asia and Pacific Region" gerne auf Anfrage als pdf-file. (1 MB).