90 Prozent der Mädchen und jungen Frauen in Ländern mit niedrigem Einkommen sind offline

New York/Wien – Am Internationalen Tag der Mädchen in der Informationstechnologie warnt eine neue Analyse, dass Mädchen* in einer zunehmend vernetzten Welt zurückgelassen werden.

Drei Kinder in Vietnam sind vor einem UNICEF Tablet und lernen.
© UNICEF/UN0610435/Linh Do

Rund 90 Prozent der heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen in einkommensschwachen Ländern nutzen das Internet nicht, während ihre männlichen Altersgenossen doppelt so häufig online sind, so eine neue UNICEF-Analyse, die am Internationalen Tag der Mädchen in der Informations- und Kommunikationstechnologie veröffentlicht wurde.

„Bei der Überwindung der digitalen Kluft zwischen Mädchen und Buben geht es um mehr als nur um den Zugang zum Internet und zu Technologien. Es geht darum, Mädchen zu befähigen, innovativ, kreativ und führend zu werden", sagte der UNICEF-Direktor für Bildung Robert Jenkins. „Wenn wir die geschlechtsspezifischen Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik, beseitigen wollen, müssen wir jetzt damit beginnen, jungen Menschen, insbesondere Mädchen, zu helfen, digitale Fähigkeiten zu erwerben."

Der Bericht - Bridging the Digital Divide: Challenges and an Urgent Call for Action for Equitable Digital Skills Development (Herausforderungen und dringender Handlungsbedarf für eine gerechte Entwicklung digitaler Kompetenzen) - wirft einen genauen Blick auf die digitale Kluft zwischen den Geschlechtern bei jungen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren, indem er die verfügbaren Daten zur Internetnutzung, zum Besitz von Mobiltelefonen und zu den digitalen Kompetenzen in den meisten Volkswirtschaften mit niedrigem, unterem und mittlerem Einkommen sowie in einigen Ländern mit mittlerem Einkommen analysiert. Obwohl mehr nach Geschlechtern aufgeschlüsselte Daten benötigt werden, um die digitale Eingliederung besser zu überwachen, zu verstehen und voranzutreiben, stellt der Bericht fest, dass Mädchen in einer zunehmend digitalen und vernetzten Welt zurückgelassen werden.

Ein verbesserter Internetzugang ist zwar wichtig, reicht aber für die Vermittlung digitaler Kompetenzen nicht aus. So ist beispielsweise in den meisten untersuchten Ländern der Anteil der Jugendlichen, die zu Hause Zugang zum Internet haben, viel höher als der Anteil der Jugendlichen mit digitalen Fähigkeiten.

Dem Bericht zufolge haben Mädchen am seltensten die Möglichkeit, die für das Lernen im 21. Jahrhundert und für die Beschäftigung erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Im Durchschnitt von 32 Ländern und Gebieten ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen über digitale Fähigkeiten verfügen, um 35 Prozent geringer als bei ihren männlichen Altersgenossen, einschließlich einfacher Tätigkeiten wie Kopieren oder Einfügen von Dateien oder Ordnern, Versenden von E-Mails oder Übertragen von Dateien.

Dem Bericht zufolge liegen die Hindernisse weitaus tiefer als ein mangelnder Internetzugang. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Bildungs- und Familienumfeld eine entscheidende Rolle bei der digitalen Kluft zwischen den Geschlechtern spielt. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen selbst im selben Haushalt Zugang zum Internet und zu digitalen Technologien haben und diese in vollem Umfang nutzen können, deutlich geringer als bei Jungen. In den 41 Ländern und Gebieten, die in die Analyse einbezogen wurden, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass die Haushalte den Jungen ein Mobiltelefon zur Verfügung stellen als den Mädchen.

Hindernisse beim Zugang zu höherer Bildung und zum Arbeitsmarkt, weit verbreitete diskriminierende Geschlechternormen und -stereotypen sowie Bedenken hinsichtlich der Online-Sicherheit können die digitale Integration und Kompetenzentwicklung von Mädchen weiter einschränken.

In dem Bericht wird auch darauf hingewiesen, dass selbst dann, wenn Mädchen einen gleichberechtigten Zugang zum Erwerb grundlegender Lese- und Mathematikkenntnisse haben – und gleich gut oder besser abschneiden als ihre männlichen Altersgenossen – sich dies nicht immer auf die digitalen Fähigkeiten überträgt. Um die Barrieren zu überwinden, die Mädchen zurückhalten, brauchen sie einen frühzeitigen Zugang zur Technologie, eine Ausbildung in digitalen und lebenspraktischen Fähigkeiten sowie Maßnahmen, die schädliche Geschlechterstereotypen, insbesondere innerhalb der Familie, und Gewalt im Internet bekämpfen.

UNICEF fordert Regierungen und Partner auf, die Kluft zwischen den Geschlechtern zu schließen und sicherzustellen, dass Mädchen die Möglichkeit haben, in einer digitalen Welt erfolgreich zu sein. Die Empfehlungen lauten unter anderem:

  • Vermittlung digitaler Fähigkeiten an Mädchen und Jungen in gleicher Weise innerhalb und außerhalb der Schule, einschließlich Gemeinschaftsprogrammen.
  • Schutz der Sicherheit von Mädchen im Internet durch virtuelle Schutzräume, Richtlinien und Gesetze sowie Bildung.
  • Förderung des Zugangs von Mädchen zu Peer-Learning, Mentoring, Praktika und Job-Shadowing in der digitalen/STEM-Welt.

Für Redaktionen

* Der Bericht konzentriert sich auf die digitale Kluft zwischen den Geschlechtern bei Jugendlichen im Alter von 15-24 Jahren. Der Einfachheit halber werden in der Pressemitteilung die Altersgruppen "heranwachsende Mädchen und junge Frauen" und "heranwachsende Buben und junge Männer" auf "Mädchen" und "Buben" verkürzt.

Die in diesem Bericht vorgestellte Analyse stützt sich auf Daten aus dem MICS und dem DHS, wobei sich die Ergebnisse zu den digitalen Fähigkeiten insbesondere auf Daten stützen, die im Rahmen des MICS6-Moduls "Massenmedien und IKT" erhoben wurden.

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