Afghanistan: 60 % der Mädchen gehen nicht zur Schule

UNICEF-Studie: Lebensbedingungen zählen zu den härtesten weltweit

Wien/Köln, 6.10.2004: Vor den ersten allgemeinen Wahlen in Afghanistan am kommenden Samstag weist UNICEF auf die anhaltend schwierige Lage der Kinder und Frauen hin. Bis heute stirbt in Afghanistan eines von sechs Kindern vor seinem fünften Geburtstag. 60 Prozent der Mädchen sind noch immer von Schulbildung ausgeschlossen. Trotz einiger Fortschritte seit dem Sturz der Taliban 2002 ist das Leben der meisten Kinder und Frauen nach wie vor durch extreme Armut, Rechtlosigkeit und Unsicherheit bestimmt. Dies ist das Fazit aus einer systematischen Befragung von 20.800 Haushalten in allen 32 Provinzen des Landes. UNICEF und das neu gegründete afghanische Büro für Statistik liefern damit zum ersten Mal zuverlässige Informationen zu allen zentralen sozialen und medizinischen Herausforderungen nicht nur in den großen Städten, sondern auch in den schwer zugänglichen ländlichen Gebieten.

Danach leben in Afghanistan heute rund 24,5 Millionen Menschen, schätzungsweise 14 Millionen von ihnen sind Kinder und Jugendliche (57 Prozent). Durch verstärkte internationale Hilfe haben sich die Überlebenschancen für die Kinder in den vergangenen zwei Jahren zwar verbessert. Auch gehen rund vier Millionen Kinder wieder zur Schule, darunter seit Jahren erstmals wieder viele Mädchen. Doch zählen die Lebensbedingungen insbesondere auf dem Land weiter zu den härtesten weltweit:

  • Die Hälfte der Kinder in den Städten und zwei Drittel auf dem Land sind nicht gegen die gefährlichsten Kinderkrankheiten geimpft.
  • Rund 20 Prozent der Kinder leiden an akuten Atemwegserkrankungen, doch die meisten werden niemals behandelt.
  • Fast 90 Prozent der Kinder werden zu Hause ohne fachliche Hilfe geboren.
  • Zwei Drittel der verheirateten Frauen kennen keine Verhütungsmethoden.
  • 60 Prozent der Haushalte haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, 30 Prozent haben keine Latrinen.
  • 50 Prozent der Männer und 85 Prozent der Frauen über 15 Jahre können nicht lesen und schreiben.
  • Lediglich sechs Prozent der Neugeborenen auf dem Land und 17 Prozent in den Städten werden bei der Geburt registriert.



UNICEF führt in Afghanistan eines seiner größten Nothilfeprogramme durch. UNICEF unterstützt den Wiederaufbau der Schulen, stellt Lern- und Arbeitsmaterialien zur Verfügung, bildet Lehrer aus und baut in den Schulen Wasseranschlüsse und Latrinen. UNICEF unterstützt Aufklärungsprogramme über die Minengefahr, liefert Medikamente und technisches Gerät an Krankenhäuser und Gesundheitsstationen und organisiert Impfkampagnen.