Afghanistan: Feierlicher Schulbeginn

Erster Schultag für über 1,5 Millionen Kinder

3.000 Schulen in Afghanistan öffneten heute ihre Tore für über 1,5 Millionen Mädchen und Buben. Viele Kinder betraten zum erstenmal seit sechs Jahren wieder ein richtiges Klassenzimmer. UNICEF sprach der afghanischen Übergangsregierung für ihren „anhaltenden Einsatz für Schulbildung“ seine Anerkennung aus.

UNICEF-Direktorin Carol Bellamy betonte, daß die Eröffnung der afghanischen Schulen nur drei Monate nach dem Einsetzen der Übergangsregierung eine „Inspiration für uns alle“ sei. Bellamy würdigte auch den „unerschütterlichen Einsatz der Menschen in Afghanistan für die Kinder“.

„Allein die Tatsache, daß wir heute hier stehen, hat enorme Anstrengungen erfordert“, sagte die UNICEF-Direktorin. „Diese Anstrengungen und dieser Einsatz begannen mit der afghanischen Übergangsregierung. Diese Regierung machte Bildung vom ersten Tag ihrer Existenz an zur obersten Priorität. Dieser Einsatz für die Kinder ist eine Lektion für die ganze Welt.“

Bellamy hielt diese Ansprache in Kabul während der offiziellen Feierlichkeiten anläßlich des neuen Schuljahres, an der auch Ministerpräsident Hamid Karzai, Unterrichtsminister Dr. Rassol Amin, und UN-Sondergesandter Lakhdar Brahimi teilnahmen.

Zwischen 1,5 und 2 Millionen Kinder wurden zum ersten Schultag erwartet, insgesamt dürften etwa 4,5 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter in Afghanistan leben. Während der letzten Wochen liefert UNICEF über 7.000 Tonnen Schulmaterial an Schulen im ganzen Land, darunter Hefte, Stifte, Schulbücher, Tafeln und Schulzelte.

Diese Aktion war der größte logistische Einsatz im Bereich Schulbildung, der von UNICEF jemals durchgeführt wurde. Weiters wurden Lehrer im ganzen Land mobilisiert, Kinder registriert, Schulen renoviert und die gesamte Struktur des Bildungsbereiches organisiert.

„Während der letzten Monate hat uns der unglaubliche Einsatz der Menschen in Afghanistan für den Schulbesuch ihrer Kinder an die Bedeutung von Bildung für alle Länder erinnert – und an die Bedeutung von Bildung für den Frieden und die Stabilität in unserer Welt“, sagte Carol Bellamy. „Dieser Einsatz hat uns gezeigt, was in anderen Ländern, wo Millionen Mädchen und Buben keine Chance auf Schulbesuch haben, möglich wäre.“ Denn weltweit können 120 Millionen Kinder nicht zur Schule gehen.

Bellamy betonte, daß das afghanische Beispiel zeigt, was möglich ist, wenn Regierungen sich nicht nur zu Kindern bekennen sondern auch konkrete Aktionen folgen lassen. „Nicht ist für Entwicklung und Frieden wichtiger als Bildung“, sagte Bellamy. „Bildung ist die Basis für eine gesunde und produktive Gesellschaft. Bildung durchbricht den Kreislauf der Armut. Bildung bringt Optimismus und Hoffnung zu Menschen, die zu lange unter Kriegen gelitten haben und Bildung fördert den Frieden.“

Die UNICEF-Direktorin hielt aber auch fest, daß es noch viel zu tun gibt, um sicherzustellen, daß das afghanische Bildungssystem auch die Versprechen diesse ersten außergewöhnlichen Tages erfüllen kann. „Heute kehren zwischen einer und zwei Millionen Kinder in die Schule zurück. Aber es gibt noch mehr Kinder, die sich nicht angemeldet haben, die abwarten, wie sich alles entwickelt, die noch immer in Lagern für Vertriebenen und Flüchtlinge leben. Der nächste wichtige Schritt ist, diesen Kindern eine Schulplatz zu geben“, betonte Carol Bellamy.

Offizielle Schätzungen gehen davon aus, daß im April eine weiter Million Kinder in die Schulen zurückkehren wird, und noch eine Million im Mai und im Juli, wenn die Flüchtlinge heimkehren. UNICEF hat die Kampagne „Zurück zur Schule“ bis jetzt mit 22 Millionen US-Dollar unterstützt, insgesamt werden bis Herbst 45 Millionen benötigt.

„Ich möchte abschließend noch zu den Kindern und den jungen Menschen in Afghanistan sprechen“, sagte Carol Bellamy. „Eure Eltern, eure Lehrer, eure Regierung und viele andere Menschen rund um die Welt haben hart dafür gearbeitet, daß ihr wieder zur Schule gehen könnt. Das ist unsere Verantwortung als Erwachsene. Jetzt seid ihr dran: Macht das Beste daraus. Lernt soviel ihr könnt, stellt Fragen und seid offen gegenüber Ideen. Und laßt euch die Schule nie wegnehmen. In die Schule zu gehen ist euer Recht – und das gilt für Buben und Mädchen!“

UNICEF Österreich startete am 21. März seine Frühjahrs-Spendenaktion "Schulbildung für die Mädchen in Afghanistan"

Spendenkonto: PSK 15 16 500
Stichwort: Schule Afghanistan