Ausrottung von Polio zum Greifen nahe

Experten warnen: Gelegenheit, Kinderlähmung endgültig auszumerzen, muß jetzt ergriffen werden

Noch nie gab es so wenig neue Fälle von Kinderlähmung wie heute: Im Jahr 2001 wurden weltweit nur mehr 537 neue Erkrankungen gemeldet. Doch angesichts der instabilen globalen Situation warnen Experten, daß die letzten Überreste jetzt ausgerottet werden müssen, da jegliche Verzögerung den Erfolg der gesamten Aktion zunichte machen könnte.

Die Globale Initiative zur Ausrottung von Polio begann ihre Arbeit im Jahr 1988, als noch täglich über 1.000 Kinder erkrankten. Angeführt wird diese Initiative von UNICEF, WHO, Rotary International und dem U.S. Center for Disease Control and Prevention.

Das vergangene Jahr wurde für die Initiative zum Erfolgsjahr:

- Die Zahl der neuen Polio-Erkrankungen konnte um 80 Prozent reduziert werden: von 2979 im Jahr 2000 auf etwa 600 im Jahr 2001.
- 575 Millionen Kinder in 94 Ländern konnten gegen Polio geimpft werden.
- Auf dem Höhepunkt des Konfliktes im vergangenen Herbst konnten in Afghanistan und in Pakistan 35 Millionen Kinder geimpft werden.
- Die Zahl der Länder mit Polio-Vorkommen konnte von 20 auf 10 reduziert werden, die verbleibenden Länder sind: Indien, Pakistan, Nigeria, Afghanistan, Niger, Somalia, Ägypten, Angola, Äthiopien und Sudan.


"Jedes dieser Länder hat bereits enorme Fortschritte gemacht, doch jedes Land ist auch mit ganz speziellen Hindernissen konfrontiert", sagte Carol Bellamy, Direktorin von UNICEF. "Bei unserem weltweiten Kampf gegen Polio konnten wir Kinder in den abgelegensten Regionen und unter den schwierigsten Umständen impfen. In den nächsten Tagen und Monaten müssen wir all unsere Mittel dazu aufwenden, auch das allerletzte Kind vor Polio zu schützen. Wir haben nun die einmalige Möglichkeit, ein globalen Sieg zu erringen. Wir sind es unseren Kindern schuldig, diese Arbeit erfolgreich zu beenden."

Neben der schwierigen Situation in den verschiedenen Ländern ist die Initiative zur Ausrottung von Polio vor allem durch fehlende Geldmittel bedroht. Die Initiative benötigt bis zum Jahr 2005 noch 1 Milliarde US-Dollar, 725 Millionen sind zugesagt.

Kampf gegen Polio in Afghanistan
Vom 16. bis zum 18. April finden in Afghanistan die nationalen Polio-Impftage statt: 6 Millionen Kinder werden gegen Kinderlähmung geimpft. 60.000 Mitglieder von Impfteams werden im ganzen Land alle Kinder unter 5 Jahren mit dem lebensrettenden Impfstoff versorgen. In Kabul werden 70 Prozent der Mitarbeiter Frauen sein.

Gesundheitsminister Shaila Seddiq dankte in Kabul allen Partnern und Spendern: "Wir bewegen uns auf einen wichtigen Sieg für Afghanistan und für die ganze Welt zu. Wir arbeiten gemeinsam daran, Afghanistan zu einem gesünderen Platz für Kinder zu machen."

Seit den ersten nationalen Impftagen im Jahr 1994 konnte die Zahl der neuen Polio-Erkrankungen stark verringert werden. Im Vorjahr wurden nur 11 Fälle gemeldet, 2002 ist erst ein Fall bekannt geworden. "Diese Zahlen zeigen uns, daß es uns trotz aller Hindernisse in diesem Land möglich ist, Polio endgültig auszurotten, wenn wir weiterhin entschlossen gegen das Problem kämpfen," sagte Eric Laroche, Direktor von UNICEF Afghanistan.