COVID-19: UNICEF warnt – das Ausmaß des Bildungsdefizits ist „fast unüberwindbar"

New York/Wien - Mehr als 635 Millionen Schüler*innen sind nach wie vor von vollständigen oder teilweisen Schulschließungen betroffen. Am Internationalen Tag der Bildung und angesichts der Tatsache, dass sich die COVID-19-Pandemie der Zwei-Jahres-Marke nähert, stellt UNICEF die neuesten verfügbaren Daten über die Auswirkungen der Pandemie auf das Lernen von Kindern vor.

Junge Mädchen mit Masken vor der Tafel in einer Schulklasse in Mauretanien. 2020
Junge Mädchen mit Masken vor der Tafel in einer Schulklasse in Dar Naim, einem der ärmsten Vororte von Nouakchott, der Hauptstadt Mauretaniens. 2020 © UNICEF

„Im März jähren sich die durch COVID-19 verursachten Unterbrechungen im weltweiten Bildungswesen zum zweiten Mal. Wir haben es hier mit einem nahezu unüberwindbaren Ausmaß an Verlusten in der Schulbildung von Kindern zu tun", sagt Robert Jenkins, Bildungsbeauftragter von UNICEF. „Die Unterbrechungen des Unterrichts müssen ein Ende haben, aber es reicht nicht aus, die Schulen wieder zu öffnen. Die Schülerinnen und Schüler brauchen intensive Unterstützung, um die versäumte Bildung wiederzuerlangen. Schulen müssen nicht nur Orte des Lernens sein, sondern auch die geistige und körperliche Gesundheit, die soziale Entwicklung und die Ernährung der Kinder sicherstellen."

Die Kinder haben grundlegende Rechen- und Lesefähigkeiten eingebüßt. Weltweit haben Millionen Mädchen und Buben durch die Unterbrechung des Bildungswesens in erheblichem Maße die schulische Bildung versäumt, die sie erworben hätten, wenn sie den Unterricht besucht hätten. Jüngere und stärker ausgegrenzte Kinder haben dabei den größten Schaden erlitten.

  • In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind aufgrund von Schulschließungen bis zu 70 % der Zehnjährigen nicht in der Lage, einen einfachen Text zu lesen oder zu verstehen. Vor der Pandemie waren es 53 %.

  • In Äthiopien haben Grundschulkinder schätzungsweise nur 30 bis 40 % der Mathematikkenntnisse erworben, die sie in einem normalen Schuljahr gelernt hätten.

  • In den USA wurden in vielen Bundesstaaten, darunter Texas, Kalifornien, Colorado, Tennessee, North Carolina, Ohio, Virginia und Maryland, Lernverluste festgestellt. In Texas beispielsweise blieben 2021 zwei Drittel der Kinder in der dritten Klasse in Mathematik unter ihrem Klassenniveau, während es 2019 noch die Hälfte war.

  • In mehreren brasilianischen Bundesstaaten liegen etwa drei von vier Kindern in der zweiten Klasse im Lesen zurück, vor der Pandemie war es ein von zwei Kindern. In ganz Brasilien gab ein von zehn Schüler*innen im Alter von zehn bis 15 Jahren an, dass sie nicht vorhaben, wieder in die Schule zu gehen, sobald ihre Schulen wieder öffnen.  

  • In Südafrika sind die Schüler*innen zwischen 75 % und einem ganzen Schuljahr im Rückstand. Etwa 400 000 bis 500 000 Schüler haben Berichten zufolge zwischen März 2020 und Juli 2021 die Schule ganz verlassen.

Die Folgeerscheinungen von Schulschließungen nehmen immer mehr zu. Neben dem Lernverlust haben Schulschließungen auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Kinder, verringern ihren Zugang zu einer regelmäßigen Nahrungsquelle und erhöhen ihr Risiko für Missbrauch.

  • Es gibt immer mehr Belege dafür, dass COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen Angstzustände und Depressionen verursacht. Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Mädchen, Jugendliche und Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, am ehesten von diesen Problemen betroffen sind.

  • Mehr als 370 Millionen Kinder weltweit haben während der Schulschließungen keine Schulspeisung erhalten, die für einige Kinder die einzige verlässliche Quelle für Nahrung und tägliche Mahlzeiten darstellt.

Für Redaktionen

Quellen: Bericht über den Stand der globalen Bildungskrise in Englisch (State of the Global Education Crisis report)
National Income Dynamics Study (NIDS) – Coronavirus Rapid Mobile Survey (CRAM) Wave 5 and Department of Basic Education.