Eines von fünf Minenopfern ist ein Kind

UNICEF zum Internationalen Tag zur Aufklärung über die Minengefahr und zur Unterstützung bei Antiminenprogrammen am 4. April

Heute sind weltweit 84 Länder von Minen und nicht explodierten Kampfmitteln betroffen. Jedes Jahr töten oder verstümmeln diese Waffen zwischen 15.000 und 20.000 Menschen.

Nur wenige Kriegswaffen sind so sehr für Kinder bestimmt wie Minen. Mit ihrem natürlichen Verlangen zu spielen und ihre Umgebung zu erforschen, sind Kinder besonders gefährdet, verletzt zu werden. Eines von fünf Opfern, die durch Minen getötet oder verletzt werden, ist ein Kind.

Minen explodieren, wenn es Kinder am wenigsten erwarten: beim Spiel, auf dem Schulweg, beim Wasserholen, beim Feuerholzsammeln, beim Viehhüten. Und bedingt durch die kleine Körpergröße sind die Verletzungen der Kinder meist schwerwiegender als die von Erwachsenen. Sehr junge Kinder werden oft von Minen getötet, die eigentlich dafür gedacht waren, Erwachsene zu verstümmeln. Verletzte Kinder müssen mit extremen Schmerzen fertig werden, mit ihrem Trauma, und mit den lebenslangen Auswirkungen von verlorenen Gliedmaßen, von Blindheit und von Entstellung.

Minen und Kinder

  • Jedes fünfte der jährlich 15.000 bis 20.000 Minenopfer ist ein Kind.
  • UNICEF schätzt, dass 85 Prozent dieser Kinder auf dem Weg ins Krankenhaus sterben. Bei den Erwachsenen ist es etwa jeder zweite.
  • Die Versorgung minderjähriger Minenopfer ist besonders aufwändig: Weil sie noch wachsen, brauchen Kinder etwa alle sechs Monate neue Prothesen. Oft sind auch Nachoperationen nötig, weil die Knochen des Stumpfes schneller wachsen als das sie umgebende Muskelfleisch.
  • Kinder sind durch Minen besonders gefährdet: Sie sind unbefangen und neugierig und unterschätzen deshalb oft die Gefahr. Manchmal spielen Kinder sogar mit Minen – in Afghanistan warfen Kinder Steine auf Schmetterlingsminen.
  • Es gibt sehr viele verschiedene Minentypen, so dass Kinder eine Mine schwer von anderen Metallgegenständen unterscheiden können. Viele Minen sind bunt und ähneln Spielzeug, etwa einem Jojo.
  • Kinder in Entwicklungsländern müssen häufig Wasser holen, Vieh hüten oder Feuerholz sammeln und geraten dabei in vermintes Gelände.
  • Minenverletzte Kinder werden oft ausgegrenzt und erhalten kaum Förderung. Viele Kinder müssen die Schule verlassen, weil die Gebäude nicht rollstuhlgerecht sind oder es in abgelegenen Regionen an Transportmöglichkeiten fehlt. Besonders Mädchen haben kaum noch Heiratschancen.
  • Arme Familien müssen sich häufig in minenverseuchten Regionen niederlassen. Wird ein Elternteil durch Minen getötet oder verstümmelt, ist häufig die Existenz der gesamten Familie in Gefahr.


Anläßlich des Tag zur Aufklärung über die Minengefahr und zur Unterstützung bei Antiminenprogrammen fordert UNICEF Verstärkung von Minenaufklärung und Minenräumung sowie Verbesserung der Hilfe für Minenopfer. Weiters fordert UNICEF das Verbot aller Minen, also auch von Panzerminen, sowie die Ächtung von Streubomben.

Was tut UNICEF?

  • Verhinderung von Unfällen durch Information und Bewußtseinsbildung: durch sogenannte „Mine Awareness“ - Programme werden Kinder über Minen informiert; richtiges Verhalten und lebensrettende Vorsichtsmaßnahmen werden durch Spiele, Videos etc. eingeübt
  • Unterstützung von gezielten Entminungsprogrammen: betroffene Länder werden dazu angehalten, Entminungsprogramme an Plätzen durchzuführen, die für die Infrastruktur der Gemeinden wichtig sind: Schulen, Spitäler, Gesundheitszentren, Wasserstellen
  • Körperliche und psychische Rehabilitation von Kindern: Rehabilitationsprogramme direkt in den Dörfern werden unterstützt, um die körperliche und psychische Genesung der kleinen Minenopfer zu fördern. Weiters werden spezielle Ausbildungsmöglichkeiten für die betroffenen Kinder gefördert.
  • UNICEF setzt sich weltweit für die Ratifizierung und Implementierung des Verbotsabkommen für Anti-Personen-Minen ein.

Hintergrund: Das Ottawa-Abkommen gegen Landminen
Als Anfang der 90er Jahre die internationale Kampagne zur Ächtung von Landminen begann, ein Verbot dieser heimtückischen Waffe zu fordern, wurde sie von vielen Militärs und Politikern zunächst belächelt. Sie hatten nicht damit gerechnet, welchen Druck ein Zusammenschluss von Vietnam-Veteranen, humanitären – und Entwicklungsorganisationen, Kirchen und Friedensbewegung in der Öffentlichkeit erzeugen würde. Aber die katastrophalen Folgen der Verminung riesiger Gebiete in den Entwicklungs- und Krisenländern auch Jahrzehnte nach dem Ende von Konflikten waren zu offensichtlich. Und die Bilder von verstümmelten und amputierten Kindern rüttelten die Öffentlichkeit wach.

Als 1996 in Genf Verhandlungen über ein Minenverbot scheiterten, startete die kanadische Regierung den so genannten „Ottawa-Prozess“, eine diplomatische Initiative, um doch noch zu einem Minenverbot zu gelangen. Auch Deutschland hat diesen Prozess unterstützt. 1997 gelang es nach langen Verhandlungen, ein Verbotsabkommen für Anti-Personen-Minen zu verabschieden. Zum ersten Mal war es humanitären und zivilgesellschaftlichen Organisationen gelungen, Regierungen zum Verzicht auf eine besonders heimtückische Waffengattung zu bewegen. Die internationale Kampagne erhielt 1997 den Friedensnobelpreis mit der Begründung, „aus einer Vision Realität“ gemacht zu haben.

Vor fünf Jahren, am 1.3.1999 trat dann das Abkommen in Kraft, nachdem es 40 Regierungen ratifiziert hatten. Mit 21. Februar 2007 haben 155 den Vertrag unterzeichnet oder sind ihm beigetreten. 153 Länder haben ihn ratifiziert. Österreich hat den Vertrag bereits am 3. Dezember 1997 unterzeichnet.