Eine Woche nach den tödlichen Erdbeben in Syrien und der Türkei benötigen Millionen Kinder dringend humanitäre Hilfe

New York/Amman/Genf - 4,6 Millionen Kinder leben in den betroffenen Gebieten in der Türkei, weitere 2,5 Millionen Kinder sind in Syrien betroffen.

Ein Kind schläft erschöpft in einer Decke eingewickelt.
© UNICEF/UN0781632

Sieben Tage nach zwei verheerenden Erdbeben und mehr als 1.600 Nachbeben im Südosten der Türkei und in Syrien, die große Zerstörung angerichtet und Tausende Menschenleben gefordert haben, warnt UNICEF, dass Millionen Kinder dringend humanitäre Hilfe benötigen.

Die Gesamtzahl der betroffenen Kinder bleibt unklar, jedoch leben in den zehn von den Erdbeben betroffenen Provinzen der Türkei 4,6 Millionen Kinder. In Syrien sind mehr als 2,5 Millionen Kinder betroffen.

Die Kinder und Familien in der Türkei und Syrien stehen nach diesen verheerenden Erdbeben vor unvorstellbaren Schwierigkeiten", sagt Catherine Russell, UNICEF-Exekutivdirektorin. „Wir müssen alles, das in unserer Macht steht, tun, um sicherzustellen, dass alle, die diese Katastrophe überlebt haben, lebensrettende Hilfe erhalten, einschließlich sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen, grundlegender Ernährungs- und medizinischer Versorgung sowie psychosozialer Unterstützung für Kinder. Nicht nur jetzt, sondern auch langfristig."

Die Zahl der während und nach den Erdbeben getöteten und verletzten Kinder wurde zwar noch nicht bestätigt, sie wird sich jedoch auf mehrere Tausend belaufen, da die offizielle Zahl der Todesopfer die 35.000er-Marke überschritten hat.

Die Auswirkungen der Erdbeben auf die Kinder und Familien in der Region sind katastrophal und lassen Hunderttausende Menschen in einer verzweifelten Lage zurück. Viele Familien, die nun obdachlos sind, haben bei oft eisigen Temperaturen in Notunterkünften Zuflucht gefunden, wobei Schnee und Regen ihr Leid noch verstärken. Die Erdbeben haben auch erhebliche Schäden an Schulen und anderen wichtigen Versorgungseinrichtungen verursacht, wodurch das Wohlergehen von Kindern und Familien noch weiter gefährdet wurde. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen ist ebenfalls ein großes Problem, ebenso wie der Bedarf an Gesundheitsversorgung für die betroffene Bevölkerung.

UNICEF arbeitet Tag und Nacht, um den Betroffenen lebensrettende Hilfe zukommen zu lassen. Die Teams vor Ort arbeiten mit Partnern zusammen, um wichtige Hilfsgüter wie medizinische Hilfsgüter, Decken, Kleidung, sauberes Trinkwasser und Hygieneartikel zu verteilen. Die Organisation stellt außerdem weiterhin sichere Räume bereit, in denen Kinder spielen und sich von den traumatischen Ereignissen, die sie miterlebt haben, erholen können.

Trotz dieser Bemühungen, bleiben die Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung unermesslich und die Herausforderungen zahlreich und komplex. Schäden an Straßen und wichtiger Infrastruktur sowie Frost, Schnee und Regen erschweren es, die Notleidenden zu erreichen und ihnen die notwendige Hilfe zukommen zu lassen. Viele Einsatzkräfte und Personal von UNICEF-Partnerorganisationen wurden getötet, verletzt oder vertrieben. Ihre Büros und Ausrüstungen sind, wenn sie nicht zerstört wurden, nicht mehr nutzbar.

In den kommenden Tagen und Wochen wird UNICEF weiterhin mit Partnern zusammenarbeiten, um so vielen Kindern und Familien wie möglich lebenswichtige Hilfe zukommen zu lassen.

In Syrien bemüht sich UNICEF, den von den Erdbeben betroffenen Menschen dringend benötigte Hilfe zukommen zu lassen. Die Organisation hatte bereits Hilfsgüter im Nordwesten Syriens vorgelagert, die nun an möglichst viele Menschen verteilt wurden. Zu den unmittelbaren Prioritäten gehört der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen, die für die Vermeidung von Krankheiten in den ersten Tagen der Krise entscheidend sind. UNICEF arbeitet außerdem daran, die Auswirkungen der Erdbeben auf die wichtigsten Wasserversorgungsstationen zu bewerten, und ist weiterhin bemüht, Vertriebene mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Darüber hinaus hat die Organisation mobile Teams eingesetzt, um die Opfer, einschließlich der in Notunterkünfte geflüchteten Menschen, mit Gesundheits- und Ernährungsdiensten und -produkten zu versorgen.

In der Türkei besteht die unmittelbare Priorität von UNICEF darin, sicherzustellen, dass die betroffenen Kinder und Familien die Unterstützung erhalten, die sie dringend benötigen. Die Maßnahmen von UNICEF, die sich auf den Schutz der Kinder konzentrieren, umfassen die Bereitstellung sofortiger psychosozialer Unterstützung in kinderfreundlichen Räumen, die Evaluierung des Zustands der wichtigsten Wasserversorgungseinrichtungen sowie der Gesundheits- und Ernährungsbedürfnisse. Außerdem werden warme Kleidung für Kinder, Decken sowie Hygiene- und Reisepakete für Familien verteilt. Darüber hinaus haben UNICEF und das türkische Ministerium für Jugend und Sport weitere 5.000 junge Freiwillige mobilisiert, die an der Seite der lokalen Einsatzteams arbeiten werden, zusätzlich zu den über 3.000 jungen freiwilligen Helfer*innen, die bereits vor Ort sind.

Sowohl in der Türkei als auch in Syrien bleibt der Schutz von Kindern eine der wichtigsten Prioritäten von UNICEF, einschließlich der Identifizierung und Wiedervereinigung von Kindern, die von ihren Familien getrennt wurden und unbegleitet sind.  Auch die Bereitstellung psychosozialer Unterstützung für Kinder, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, stehen im Fokus.

UNICEF bemüht sich auch darum, dass die Kinder so schnell wie möglich wieder lernen können. Die Organisation prüft die Schäden an den Schulen und trifft Vorbereitungen für sofortige Reparaturen und die Einrichtung von provisorischen Lernräumen. In den betroffenen Teilen Syriens wurden die Schulen bis mindestens 18. Februar 2023 und in der Türkei bis zum 1. März in den zehn betroffenen Provinzen geschlossen, während die Such-, Rettungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen fortgesetzt werden.

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