Eröffnung des National Trauma Recovery Centre in Kigali

Am 22. Juni 1995 wurde in Kigali von UNICEF und dem Ministerium für Rehabilitation das "National Trauma Recovery Centre" eröffnet. Dieses Zentrum ist die Reaktion auf den dringenden Bedarf nach schnellem Eingreifen und psychologischer Langzeitbetreuung, der in Ruanda seit den schrecklichen Ereignissen des Krieges und Völkermordes Mitte 1994 besteht.

Die Einrichtung dieser Institution wurde vom Holocaust Zentrum in Deutschland inspiriert, und ist der Idee gewidmet, daß Ruanda nie wieder von dem Völkermord heimgesucht werden soll, der letztes Jahr eine Million Leben gefordert hat.

"Mein großer Wunsch ist, daß dieses National Trauma Recovery Centre ein Denkmal wird, ein lebendes Symbol und eine Garantie dafür, daß in diesem schönen Land niemals wieder Völkermord und Bruderkrieg stattfindet" sagte Daniel Toole, UNICEF-Repräsentant in Ruanda, in seiner Rede bei der Eröffnungszeremonie.

"Ich möchte den Zusammenhalt, die Solidarität und die Wiedervereinigung in der Gesellschaft von Ruanda nicht entmutigen", sagte Mr.Toole, "aber Traumata bewirken das Gegenteil - Distanzierung von sozialen Beziehungen, die konfliktträchtig sind. Argwohn und Aggression haben sich entwickelt und wurden durch Gefühle wie Hoffnungslosigkeit und Machtlosigkeit noch verschlimmert."

UNICEF arbeitet seit Kriegsende auf dem Gebiet der Behandlung von Traumata. Dr. Albert Nambaje, ein Psychologe von UNICEF, sagt: "Trauma ist im Grunde genommen in Ruanda ein universales Phänomen. Unter den Symptomen, die bei Kindern festgestellt wurden, sind Alpträume, Konzentrationsschwierigkeiten, Depressionen und Hoffnungslosigkeit. Bei der Behandlung von Erwachsenen entdeckten wir, daß sie diese Symptome nicht als solche erkannten - eigentlich sind sie sich ihrer Traumata nicht bewußt."

Diese Einrichtung soll als Zentrum für Ausbildung, Informationsaustausch, Entwicklung, Forschung und Dokumentation dienen, aber auch als Klinik für die ambulante Behandlung von schwer traumatisierten Kindern und ihren Familien.

Das Personal des Zentrums besteht aus 12 Personen, darunter Albert Nambaje und Charles Karekezi - ebenfalls ein Psychologe von UNICEF - die von einem Sozialarbeiter, einer Krankenschwester und einem Ausbildner unterstützt werden. Das Zentrum wird von einem Beratungsausschuß geleitet, in welchem das Ministerium für Rehabilitation den Vorsitz führt, mit weiteren Vertretern von UNICEF, und von den Gesundheits-, Jugend-, Familien- und Frauenministerien.


Zu Beginn des Programmes lag der Schwerpunkt auf Ausbildung von Sozialarbeitern und Fürsorgern, und bis Ende Mai 1995 sind bereits über 2.000 Menschen von UNICEF-Spezialisten für die Behandlung von Traumata unterrichtet worden. Ungefähr 70.000 Kinder haben an "Expression Activities" teilgenommen, die darauf abzielen, Traumata zu lindern, wie zum Beispiel Malen, Schreiben, Tanz, Gesang und Theaterspiel.

Wir hoffen, daß die Arbeit in diesem Zentrum landesweit einen wichtigen Beitrag zur nationalen Wiedervereinigung darstellen wird, sagt Leila Gupta, Project Officer der psychosozialen Trauma Abteilung von UNICEF in Kigali.