Ganzheitliche Gesundheitsstrategien könnten Kinderleben retten

Heute wurde in Genf der neue UNICEF Bericht zur Situation der Kinder in der Welt 2008 mit dem Titel „Kindersterblichkeit bekämpfen“ vorgestellt. Obwohl die Sterblichkeitsrate der unter 5 Jahre alten Kinder rückläufig ist, schlägt der UNICEF- Bericht Aktionen und Initiativen vor, um weitere Fortschritte zu erzielen.

Die Kindersterblichkeit hat sich halbiert – von geschätzten 20 Millionen im Jahr 1960 auf 9,7 Millionen im Jahr 2006. Doch noch immer sterben täglich mehr als 26,000 Kinder unter fünf Jahren – die meisten von ihnen an vermeidbaren Ursachen. Und mehr als 80 % dieser Kinder stammen aus dem Afrika südlich der Sahara. Soll das ehrgeizige Ziel 4 der Millenniumsentwicklungsziele erreicht werden, muss die Kindersterblichkeit bis 2015 nochmals halbiert werden. Auch die Müttersterblichkeit spielt hier eine große Rolle: jedes Jahr sterben eine halbe Million Frauen während Schwangerschaft oder Geburt.

„Lebensnotwendige Betreuung in den Gemeinden für Mütter, Neugeborene und Kleinkinder sowie nachhaltige Veränderungen in den nationalen Gesundheitssystemen können das Leben von vielen der unter 5jährigen Kinder retten – denn noch immer sterben täglich 26.000,“ sagt Ann M. Venemann, UNICEF Generaldirektorin. „Der Bericht beschreibt den Erfolg von einfachen, erschwinglichen und lebensrettenden Maßnahmen, wie Stillen, Impfen, Verteilung imprägnierter Moskitonetze und Vitamin A-Präparaten, die dazu beigetragen haben, die Kindersterblichkeit in den letzten Jahren zu reduzieren.“

Kinder müssen Zugang zu kontinuierlicher Gesundheitsversorgung in starken nationalen Gesundheitssystemen bekommen. Die Analysen des Berichts zeigen auch, wie wichtig Prävention im Kampf gegen Kindersterblichkeit ist, um die verheerenden Auswirkungen von Lungenentzündung, Durchfall, Malaria, schwerer Mangelernährung und HIV/Aids besser unter Kontrolle zu bekommen.

„Um die von den Vereinten Nationen gesetzten Ziele bei der Kindergesundheit zu erreichen, sind steigende Investitionen in die Gesundheitssysteme entscheidend. Dann können sogar bei schwachen Gesundheitssystemen Fortschritte erzielt werden,“ sagte Dr. Margaret Chan, Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation. „In vielen Ländern zeigen innovative Programme bereits, dass ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem jedes Kind mit einem ganzen Paket von Interventionen erreicht wird, sofortige Verbesserungen bringt.“

Der Bericht bringt Beispiele von solchen erfolgreichen Initiativen:

Das Beispiel Mosambik zeigt, dass es auch in Ländern mit begrenzten ökonomischen Ressourcen möglich ist, die Überlebenschancen von Kindern maßgeblich zu verbessern. Mosambik ist eines der ärmsten Länder der Welt: die Lebenserwartung beträgt nur 42 Jahre, von 1000 Kindern sterben 138 vor ihrem 5. Geburtstag. Mit einem Programm, das speziell auf die Bedürfnisse der größtenteils ländlichen Bevölkerung eingeht, konnte die Kindersterblichkeit um bemerkenswerte 66%  gesenkt werden. Möglich wurde dieser große Erfolg unter anderem durch eine verbesserte Zusammenarbeit des Gesundheitssystems mit den lokalen Dorfgemeinschaften oder durch Aufklärungskampagnen über günstige, lebensrettende Verhaltensregeln, wie zum Beispiel die Verwendung von insektizidbehandelten Moskitonetzen, die von UNICEF zur Verfügung gestellt werden.

Ein anderes Beispiel ist die weltweite Masern-Initiative, eine Kampagne, die seit dem Jahr 2000 dazu beigetragen hat, die Todesfälle infolge von Masernerkrankungen um weltweit 68% und in Afrika sogar um mehr als 90% zu reduzieren.

Der Bericht betont die Notwendigkeit, örtliche Gemeinden miteinzubeziehen, denn nur so können Randgruppen und Menschen in abgelegenen Gebieten erreicht werden.

Die im Bericht genannten strategischen Rahmenbedingungen wurden von UNICEF, WHO und der Weltbank im Auftrag der Afrikanischen Union entwickelt, um afrikanischen und anderen Ländern zu helfen, Mütter- und Kindersterblichkeit zu senken.

Die Rahmenbedingungen enthalten folgende Punkte:

  • Verlässliche Daten und Zahlen
  • Kombination von gesundheitlicher Versorgung und Ernährungsberatung
  • Integration von Programmen zu Gesundheit und Ernährung von Müttern, Neugeborenen und Kleinkindern in bestehende nationale Strategien
  • Selbstverpflichtung von politischen Entscheidungsträgern
  • Koordinierung von globalen Gesundheitsprogrammen und Partnerschaften

„Das Überleben der Kinder ist nicht nur ein Gebot der Menschenrechte, es ist auch ein Gebot der Entwicklung,“ sagt Joy Phumaphi, die Vizepräsidentin des Entwicklungsnetzwerks der Weltbank. „In die Gesundheit der Kinder und ihrer Mütter zu investieren ist eine solide wirtschaftliche Entscheidung und einer der sichersten Wege für ein Land, die Weichen in Richtung einer besseren Zukunft zu stellen.“