Haiti - Ein Jahr danach: So half und hilft UNICEF

(v. l. n. r.) Sterling spricht mit Wersner und UNICEFs Maria vor ihrem Zuhause ihrer Gastfamilie. Ihr Haus wurde während des Erdbebens schwer beschädigt.
© UNICEF/NYHQ2010-0285/Shehzad Noorani

Trinkwasser, sanitäre Anlagen und Hygiene 

Bereits vor dem Beben hatten nur 19 Prozent der Einwohner Zugang zu Sanitäranlagen. Die Katastrophe verschärfte die lebensbedrohliche Situation. 

UNICEF und seine Partner versorgten am Höhepunkt der Krise 680.000 Menschen täglich mit 8,3 Millionen Litern Trinkwasser. Aktuell arbeitet UNICEF am Ausbau der Trinkwassersysteme in den Slums für 130.000 Menschen. Im Kampf gegen die Cholera lieferte UNICEF rund 11 Tonnen Chlor und mehr als 45 Millionen Wasserreinigungstabletten. Insgesamt wurden 11.300 Latrineanlagen für 800.000 Menschen installiert und 90.000 Hygienesets verteilt. 865.000 Seifen wurden an Kinder ausgegeben und 150 Schulen mit Trinkwasser und Latrinen ausgestattet. 

UNICEF wird 2011 den Bau von Latrineanlagen und den Ausbau von Trinkwassersystemen verstärken. Weiters sollen landesweit die Schulen mit Sanitäranlagen und Brunnen versorgt werden.  

Kinderschutz 

Bereits vor dem Beben waren 1,2 Millionen Kinder in Haiti von einer stillen Katastrophe bedroht: Vergessen in abgelegenen ländlichen Gebieten oder „unsichtbar“ in den Slums der Hauptstadt waren sie ständig dem Risiko von Missbrauch, Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt. Ihr Leid wurde zu oft übersehen, ihre Stimmen nicht gehört. Dies soll und muss sich ändern. 

Kinder, die durch das Beben ihre Eltern verloren hatten oder von ihnen getrennt wurden, waren in den ersten Tagen oberste Priorität für UNICEF. Viele wurden zwar von Nachbarn oder der Großfamilie aufgenommen, doch für den Großteil organisierte UNICEF Betreuung und die Suche nach den Angehörigen. Bis jetzt wurden von 4.948 registrierten Kindern 1.265 mit ihren Eltern wiedervereint. 

In 369 Kinderschutzzonen betreut UNICEF über 94.800 Kinder, dieses System soll auf 150.000 Kinder ausgeweitet werden, weiters plant UNICEF die Einrichtung von 350 Kinderschutzkomitees. 

Schulbildung 

Bereits vor dem Beben ging mehr als die Hälfte der schulpflichtigen Kinder nicht zur Schule. Nach der Katastrophe sorgte UNICEF für die Ausbildung von 11.300 Lehrern und verteilte Seifen und Trinkwasser in den Schulen. Der Wiederauf- und Neubau der zerstörten Schulgebäude hatte und hat noch immer mit großen Hindernissen zu kämpfen. Durch die Verzögerung der Aufräumarbeiten musste UNICEF seine Pläne immer wieder neu anpassen. Bisher baute UNICEF 578 erdbeben- und sturmsichere Schulen, weitere 60 befinden sich noch in Bau. 1.600 Schulzelte wurden aufgestellt und 720.000 Kinder wurden von UNICEF mit Schulmaterial versorgt. Das nächste Ziel ist die Fertigstellung von 200 Schulen.

Ernährung 

Unterernährung ist ein tief verwurzeltes Problem für die Kinder Haitis – eines von drei Kleinkindern ist chronisch mangelernährt. 

UNICEF richtete 107 Babyzelte für die Ernährung von Säuglingen ein, 102.000 Kinder und 48.900 Mütter wurden bisher dort behandelt und beraten. Eine Million Kinder und 500.000 Mütter wurden mit Eisen, Jod und Vitaminen versorgt. UNICEF unterstützt 159 Ernährungsprogramme, im Zuge deren bereits über 10.000 schwer unterernährte Kinder behandelt wurden. In 28 Stabilisationszentren wurden bislang 1.250 lebensgefährlich unterernährte Kinder betreut. 

UNICEF wird diese Programme im Jahr 2011 verstärken, weiters 253.000 Kinder entwurmen und 160.000 mit Jod versorgen. 

Gesundheit 

Nach dem fast völligen Zusammenbruch des Gesundheitssystems nach dem Beben war es oberste Priorität, den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern. Dennoch kam es Monate später zum Choleraausbruch in einer Gegend, die vom Beben verschont worden war. Die Krankheit ist nun eine weitere Bedrohung für das Leben der Kinder in einem Land, in dem bereits vor der Katastrophe so viele Kinder unter fünf Jahren an vermeidbaren Krankheiten starben wie sonst nirgendwo in der westlichen Hemisphäre. 

Nach dem Beben impfte UNICEF mit seinen Partnern rund 2 Millionen Kinder und versorgte sie gleichzeitig mit Vitamin A. Eine Kindergesundheitswoche wurde unterstützt, in der 1.350.000 Kinder medizinisch versorgt wurden. 360.000 imprägnierte Moskitonetze zum Schutz gegen Malaria wurden verteilt. 

Sofort bei Ausbruch der Cholera im Oktober startete UNICEF sein Notprogramm und schickte innerhalb von 24 Stunden Mitarbeiter und Hilfsgüter in die ursprünglich betroffene Region. UNICEF unterstützt aktuell 72 Cholerazentren und ein Netzwerk an Ausgabestellen für Medikamente. Über 2,6 Millionen Säckchen mit Zucker-Salz-Lösung gegen die tödliche Austrocknung wurden verteilt, 38 Millionen Zinktabletten und 3,7 Tonnen Chlor. 

UNICEF wird 2011 an der Versorgung von 1,7 Millionen Menschen mit Gesundheitsdiensten arbeiten und plant zusätzlich 3.000 Ausgabestellen für lebensrettende Medikamente. 

Haiti - Ein Jahr danach:

UNICEF in Haiti

UNICEF Haiti 

Die Nothilfe in Haiti ist nach wie vor einmalig. Glücklicherweise überlebten alle MitarbeiterInnen von UNICEF Haiti das Beben, aber alle verloren Familienmitglieder oder Freunde. Auch Büro und Lager von UNICEF wurden zerstört. Rasch wurden daher Zelte als behelfsmäßiges Büro eingerichtet und mobile Speichereinheiten aufgestellt. Heute arbeiten 255 UNICEF-MitarbeiterInnen aus 36 Nationen für die Zukunft der Kinder in Haiti. Im Jahr 2010 lieferte und verteilte UNICEF Hilfsgüter im Wert von 56,6 Millionen US-Dollar. 

Während der vergangenen Monate verschlechterte sich die Sicherheitslage. Politisch motivierte Gewaltausbrüche, Entführungen, Mord und Vergewaltigungen häufen sich. Diese Lage behindert die humanitäre Hilfe, vor allem unsere MitarbeiterInnen, die landesweit unterwegs sind, befinden sich in großer Gefahr. 

 „Ein Jahr nach dem Erdbeben sehen wir vielversprechende Zeichen dafür, dass das Leben für die Kinder Haitis besser geworden ist. Mehr Kinder wurden geimpft, mehr Kinder wurden mit ihren Familien wiedervereint, mehr Kinder gehen wieder zur Schule. 

Ich habe den Mut und die Widerstandskraft der Haitianer gesehen – und den bemerkenswerten Beitrag der Hilfsorganisationen – aber ich habe auch das Ausmaß der verbleibenden Herausforderungen gesehen. 

Im Jahr 2011 können und müssen wir mehr tun, um den Menschen in Haiti dabei zu helfen, ihr Leben wieder aufzubauen und ihnen wieder Hoffnung für eine bessere Zukunft für die Kinder Haitis zu geben.“ 

Anthony Lake, UNICEF-Direktor