Als Reaktion auf den alarmierenden Anstieg der Zahl der Kinder, die weltweit von humanitären Krisen in noch nie dagewesenem Ausmaß betroffen sind, hat UNICEF heute einen Aufruf zur Soforthilfe in Höhe von 9,3 Milliarden US-Dollar gestartet, um mindestens 93,7 Millionen Kinder in 155 Ländern zu erreichen.
Im Jahr 2024 werden Kinder auf der ganzen Welt in einer Welt, die zunehmend von brutalen Konflikten, Armut, Polarisierung und den Auswirkungen der Klimakrise betroffen ist, voraussichtlich lebensrettende humanitäre Hilfe benötigen. UNICEF hat sich zum Ziel gesetzt, weltweit etwa 147 Millionen Menschen mit humanitärer Hilfe zu erreichen.
„Millionen von Kindern sind nach wie vor von humanitären Krisen betroffen, die immer komplexer und umfangreicher werden und die unsere Ressourcen zunehmend überfordern", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Mit einer vorhersehbaren, flexiblen Finanzierung können UNICEF und seine Partner Kinder in Not schnell unterstützen, sobald ein Notfall eintritt, und sich gleichzeitig auf zukünftige Risiken vorbereiten, um Leben zu retten und zu verbessern."
Der Appell in Höhe von 9,3 Mrd. US-Dollar unterstreicht die Dringlichkeit, sich mit den zunehmenden und vielschichtigen Herausforderungen für Kinder zu befassen.
In Konfliktgebieten ertragen Kinder die harte Realität von Gewalt und Vertreibung und sind täglich der Bedrohung durch körperliche Schäden, emotionale Traumata und die Unterbrechung ihrer Bildung und lebenswichtiger Dienstleistungen ausgesetzt. Gleichzeitig haben Kinder in von Gewalt betroffenen Gebieten mit den allgegenwärtigen Auswirkungen auf ihr Wohlergehen zu kämpfen und müssen sich mit den psychologischen Folgen der Instabilität und dem erhöhten Risiko von Ausbeutung und Missbrauch auseinandersetzen.
Auch der Klimawandel verschlimmert das Ausmaß und die Intensität von Notsituationen. In den Regionen, die mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen haben, tragen Kinder die Hauptlast der Umweltprobleme, die ihre Gesundheit gefährden, zu Nahrungsmittel- und Wasserunsicherheit führen und den Zugang zu Bildung einschränken.
In der ersten Hälfte des Jahres 2023 stellte die ungleiche Verteilung und mangelnde Flexibilität der Finanzmittel in den verschiedenen Notsituationen erneut eine Herausforderung für die humanitären Akteure dar, auf den wachsenden Bedarf zu reagieren. Fünfzig Prozent der Mittel sind auf nur fünf Notsituationen konzentriert: Afghanistan, die Ukraine und die regionale Flüchtlingshilfe, die Arabische Republik Syrien, die Aufnahmeländer syrischer Flüchtlinge und Äthiopien. Für die humanitäre Reaktion auf die tragischen Folgen der Eskalation der Feindseligkeiten im Gazastreifen wurden 1,2 Milliarden US-Dollar für nur drei Monate benötigt, und es besteht die Gefahr, dass Ressourcen von anderen Notfällen abgezogen werden.
Im Rahmen des humanitären Aktionsplans für Kinder, der den Finanzierungsaufruf der Organisation für das Jahr 2024 enthält, will UNICEF folgende Ziele erreichen:
- 17,3 Millionen Kinder sollen gegen Masern geimpft werden.
- 7,6 Millionen Kinder sollen gegen schwere akuter Mangelernährung behandelt werden.
- 19,3 Millionen Kinder sollen Zugang zu formaler oder nicht-formaler Bildung, einschließlich Früherziehung, erhalten.
- 26,7 Kinder, Jugendliche und Betreuer:innen sollen Zugang zu Programmen für die psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung erhalten.
- 1,8 Millionen Haushalte, die mit von UNICEF finanzierten humanitären Geldtransfers erreicht werden (auch für den Sozialschutz und andere Bereiche).
- 52,4 Millionen Menschen sollen Zugang zu einer ausreichenden Menge und Qualität von Wasser für den Trink- und Hausgebrauch bekommen.
- 14,8 Millionen Frauen, Mädchen und Buben sollen Zugang zu Maßnahmen zur Risikominderung, Prävention und/oder Reaktion auf geschlechtsspezifische Gewalt bekommen.
Die fünf wichtigsten Appelle nach Finanzierungsbedarf für 2024 sind für:
- Afghanistan: 1,44 Milliarden US-Dollar
- Syrische Flüchtlinge und andere gefährdete Bevölkerungsgruppen: 860 Millionen US-Dollar
- Sudan: 840 Millionen US-Dollar
- Demokratische Republik Kongo: 804 Millionen US-Dollar
- Ukraine und Geflüchtete aus der Ukraine: 580 Millionen US-Dollar
Zu den kritisch unterfinanzierten Notsituationen gehören Sudan, Burkina Faso, Demokratische Republik Kongo, Myanmar, Haiti, Äthiopien, Jemen, Somalia, Südsudan und Bangladesch.
„UNICEF und seine Partner engagieren sich für eine umfassende Reaktion auf die vielen humanitären Krisen, von denen Kinder betroffen sind, einschließlich der Auswirkungen von Konflikten, Klimawandel und Naturkatastrophen", so Russell. „Kinder sollten nicht mit ihrem Leben und ihrer Zukunft bezahlen müssen. Sie brauchen weiterhin Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie einer Gesundheitsversorgung, sauberem Wasser, sanitärer Grundversorgung und Bildung."
Für Redaktionen:
Der humanitäre Aktionsplan steht zum Download bereit.
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