HUNGERTOD VON KINDERN IN NORDKOREA

Das Gesundheitsministerium von Nordkorea gibt an, daß 134 Kinder bereits an Unterernährung gestorben seien. Es war das erste Mal, daß solche Zahlen international bekannt gegeben wurden.

Eine UNICEF-Delegation die am 4. April 1997 die Stadt Huichon besuchte, fand schwere Unterernährung bei Kindern vor. Huichon liegt in der Nördlichen Chaghan-Provinz und 8.860 Kinder unter 6 Jahren besuchen dort 199 Kindergärten und Tagesstätten.

Die staatliche Nahrungsmittelverteilung an die Kindergärten wurde eingestellt, und da es nun kein Essen mehr gibt, werden die Kinder zu Mittag nach Hause geschickt. Viele kommen auch schon seit längerem gar nicht mehr.

Lokale Politiker sagen, daß die Hälfte aller Kinder unter 6 Jahren in Huichon bereits Folgeerscheinungen der Nahrungsmittelknappheit aufweist, die durch die Flutkatastrophen der vergangenen beiden Jahre entstanden ist. Mediziner unterteilen diese Auswirkungen in drei Kategorien: Kinder mit Wachstumsstörungen, Kinder mit offensichtlichen Anzeichen von Unterernährung, und Kinder, die sich bereits in einem lebensbedrohenden Zustand befinden. Von den 8.860 Kindern, die in den Kindergärten von Huichon registriert sind, befinden sich 3.400 (38%) in der ersten Kategorie, 750 (9%) in der zweiten und 140 (2%) in der dritten Kategorie. Die UNICEF-Delegation berichtete außerdem ein Ansteigen von Krankheiten wie Diarrhöe, Lungenentzündung, Verkühlungen und Vitamin-A-Mangel (Entzündungen im Mund und Augenkrankheiten).

Die Delegation besuchte einen Kindergarten, eine Tagesstätte und das Krankenhaus der Stadt. Im Solomoro-Kindergarten gab es keine Nahrungsmittel, und die Kinder sahen müde und abgezehrt aus. In der Togasi-Tagesstätte waren nur 18 der 80 eingeschriebenen Kinder anwesend. Vier der Kinder waren skelettartig dünn, mit hervorstehenden Rippen, trockener und schuppender Haut und starkem Husten. Diese Kinder sahen traurig aus und waren unnatürlich still. Im Krankenhaus waren zehn stark unterernährte Kinder in medizinischer Behandlung. Die Delegation berichtete, daß diese Kinder extrem dünn waren, sehr blaß, mit starkem, rasselnden Husten.

Bei einem offiziellen Gespräch im Gesundheitsministerium wurde UNICEF-Mitarbeitern erklärt, daß 1996 15,3 Prozent aller Kinder in der Demokratischen Volksrepublik Korea direkt von Unterernährung betroffen waren. Das Ministerium gab an, daß 134 Kinder bereits an Unterernährung gestorben seien. Es ist das erste Mal, daß solche Zahlen international bekannt gegeben wurden.

UNICEF plant spezielle Ernährungs- und Pflegeprogramme in den Spitälern, um schwer unterernährten Kindern zu helfen. UNICEF schafft nun auf schnellstem Wege eine erste Ladung spezieller Nahrungsmittel in das Land, und hofft, die Lebensmittel noch diese Woche in der Stadt Huichon verteilen zu können.