In den reichsten Ländern werden im nächsten Jahr über 20.000 Kinder an Unfällen sterben

UNICEF veröffentlicht heute die erste standardisierte Tabelle für tödliche Unfälle von Kindern in den Industrieländern. Jährlich sterben in den reichsten Ländern der Welt 20.000 Kinder zwischen 1 und 14 Jahren an Unfällen. Die neue UNICEF-Untersuchung enthält die bis jetzt umfassendsten Statistiken zum Thema tödliche Unfälle von Kindern in den OECD-Ländern.

Unfälle sind die Haupttodesursache für Kinder in allen Industrienationen, sie sind für 40 Prozent aller Todesfälle in der Altersgruppe 1 - 14 Jahre verantwortlich. Das Risiko für Buben, an Unfällen zu sterben, ist um 70 Prozent höher als für Mädchen. Untersuchungen ergeben auch ein höheres Risiko für Randgruppen.

Die Tabelle reiht die einzelnen Länder nach der Zahl der tödlichen Unfälle von Kindern zwischen 1 und 14 Jahren. Schweden, Großbritannien, Italien und die Niederlande liegen auf den Rängen eins bis vier, am anderen Ende der Tabelle die USA, Portugal, Mexiko und Südkorea mit drei- bis viermal höheren Todesraten. Österreich liegt bei 26 Ländern auf Platz 15, jährlich sterben hier 9,3 von 100.000 Kindern an Unfällen.

Im allgemeinen hat sich das Risiko für ein Kind, an einem Unfall zu sterben, in den letzten Jahren stark verringert, doch innerhalb der einzelnen Länder gibt es noch große Unterschiede. Denn wenn alle OECD-Länder die gleichen Unfalltodesraten wie Schweden hätten, könnten pro Jahr mindestens 12.000 Todesfälle von Kindern verhindert werden.

Für alle Risikobereiche gibt es auch erprobte Strategien zur Prävention. Doch laut UNICEF sind viele dieser Strategien nicht angemessen implementiert. UNICEF untersuchte die Gesetzgebung der einzelnen Länder bezüglich bekannter Sicherheitsmaßnahmen: Fahrradhelme, Tempolimits, Kindersitze, Gurtenpflicht, kindersichere Verpackungen, Rauchmelder und Sicherheitsstandards für Spielplätze. Kein einziges Land hat für alle sieben Bereichen Gesetze. UNICEF fordert daher im Bereich "Sicherheit für Kinder" erneutes Engagement der reichen Länder.

Verkehrsunfälle sind für 41 Prozent aller tödlichen Unfälle von Kindern verantwortlich. Zwischen 1970 und 1999 gingen die tödlichen Verkehrsunfälle in den OECD-Ländern um 30 Prozent zurück. Andererseits weisen viele Untersuchungen darauf hin, daß durch das starke Verkehrsaufkommen und das hohe Tempo die Straßen immer gefährlicher werden. In einigen Ländern kommt es nun sogar zu Verschlechterungen. Zwischen 1998 und 1999 ist die Zahl der Verkehrstoten (alle Altersgruppen) in Österreich um 12 Prozent angestiegen, in Schweden um 7,3 Prozent, in Finnland um 6,8 Prozent, in Italien um 4,6 Prozent und in den Niederlanden um 2,3 Prozent.

Bei einem Vergleich der EU-Mitgliedsstaaten und der EU-Bewerberstaaten bezüglich tödlicher Unfälle von Kindern ist Portugal das einzige Mitglied der EU, das schlechtere Statistiken als fünf der Beitrittskandidaten aufweist. Österreich liegt innerhalb der EU-Staaten vor Portugal zwar nur an vorletzter Stelle, aber noch vor allen Bewerberstaaten.

Der Report konzentriert sich zwar auf Kinder in den Industrieländern, aber UNICEF ist sich sehr wohl bewußt, daß 98 Prozent (1 Million jährlich) aller tödlichen Unfällen von Kindern in den Entwicklungsländern passieren. Durch Verkehrsunfälle werden in den Entwicklungsländern jedes Jahr 240.000 Kinder getötet - umgelegt auf den Flugverkehr würde das den täglichen Absturz zweier vollbesetzter Jumbo Jets bedeuten. Auf den Straßen in den armen Ländern gibt es zwar weit weniger Autos als in den Industrieländern, doch viel mehr Fußgänger und Radfahrer. In den USA machen Fußgänger und Radfahrer 20 Prozent aller Verkehrstoten aus, in Äthiopien 80 Prozent.