Hanoi, 20. Mai 1997: Laut den überarbeiteten Vorschriften des vietnamesischen Strafrechts, soll jede Person, die ein Kind, das zwischen 13 und 16 Jahren alt ist, vergewaltigt, mit 7 bis 15 Jahren Haft bestraft werden. Zwischen 15 und 20 Jahren Gefängnis sind für jene vorgesehen, die ein Kind, das zwischen 13 und 16 Jahren alt ist, zur Prostitution anhalten. "Durch den Beschluß neuer und strengerer Sanktionen für jene, die Kinder sexuell mißbrauchen, hat die vietnamesische Nationalversammlung ihren festen Willen, diesen untragbaren Zustand zu beenden, gezeigt", sagte UNICEF Sprecherin Rima Salah.
In Vietnam arbeiten ungefähr 20.000 Kinder unter 18 Jahren als Prostituierte. Obwohl diese Zahl kleiner ist als in anderen südostasiatischen Ländern, ist der starke Anstieg in den letzten Jahren alarmierend. 1991 waren 11% aller Prostituierten in Vietnam Kinder, heute sind es 15%. Die Zahl der Kinder, die vergewaltigt werden, steigt ebenfalls.
Die vietnamesische Regierung bekämpft damit einen Mißstand, der die physische, psychische und soziale Entwicklung unschuldiger Kinder beeinträchtigt. Die Verbreitung von AIDS ist eine zusätzliche Bedrohung dieser gefährdeten Kinder. Laut den Empfehlungen des Weltkongresses gegen kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern (August 1996 in Stockholm), hat die vietnamesische Nationalversammlung entscheidende Strafrechtsänderungen beschlossen. Diese Änderungen sollen Strafen gegen Erwachsene verschärfen, die Kinder sexuell mißbrauchen. Diese Bestimmungen beruhen auf der Konvention über die Rechte des Kindes, die Vietnam als erster asiatischer Staat im Februar 1990 ratifiziert hat.
Zusätzlich soll die Regierung im Juni einen National Plan of Action (NPA) beschließen, um Kinder vor sexuellem Mißbrauch, ausbeuterischer Arbeit und Drogenmißbrauch zu schützen. Dieser NPA beinhaltet auch Maßnahmen wie Studien, die Ausbildung von Beamten, die mit Kindern arbeiten, und Aufklärungskampagnen, die ein Bewußtsein bezüglich dieser Problematik schaffen sollen.
Diese Änderungen zeigen ein deutliches Engagement von Seiten der Regierung. Abgesehen davon ist die Durchsetzung von Maßnahmen aber noch immer mangelhaft. Viele Familien wollen die Vergewaltigung ihres Kindes nicht anzeigen, weil sie sich schämen und Angst um ihren Ruf haben. Kinderprostituierte werden in der Öffentlichkeit immer noch als verkommene Jugendliche, die an ihrer Situation selbst schuld sind, und nicht als Opfer gesehen. Beamte der Exekutive und Jurisdiktion haben nicht immer die notwendige Ausbildung, um diese Fälle zu behandeln, und sind sich der Verwundbarkeit von Kindern oft nicht bewußt.
UNICEF Vietnam hilft der Regierung beim Schutz der Kinder vor jeder Art von Ausbeutung. Seit einigen Jahren spricht sich UNICEF für eine Verbesserung der Maßnahmen für sexuell ausgebeutete Kinder und für Gesetzesreformen aus. UNICEF unterstützt auch Ausbildung für Beamte wie Polizisten und Richter, und Heime für Straßenkinder, die dem Risiko des sexuellen Mißbrauchs besonders ausgesetzt sind. Überdies verlangt die schlechter werdende Situation aber noch schärfere Maßnahmen. In enger Zusammenarbeit mit der Regierung und anderen Partnern plant UNICEF die Anstrengungen für den Schutz verletzbarer Kinder zu erhöhen. "Sexuelle Ausbeutung von vietnamesischen Kindern darf nicht toleriert werden und verlangt dringend Aktionen. Alle Schichten der Gesellschaft sollten zusammenarbeiten, um diese verheerenden Zustände zu beseitigen," erklärte die UNICEF Sprecherin Rima Salah.