Kinder im Krieg: Psychische Folgen hinterlassen unsichtbare Narben

Blog: Kriege sind eine erhebliche psychische Belastung für Heranwachsende. Ein Leben zwischen Trümmern, Flucht und Angst beeinträchtigt die mentale Gesundheit von flüchtenden Kindern langfristig und hinterlässt irreversible Traumata.

Ein Bub aus Myanmar, man sieht Narben an seinem Bauch.
© UNICEF/UN061806/Brown

Einschlagende Bomben, zerstörte Häuser und gewaltsame Konflikte. Kinder im Krieg und auf der Flucht erleben Dinge, die tiefe psychische Narben hinterlassen. Millionen Kinder auf der ganzen Welt leiden aufgrund bewaffneter Konflikte, Naturkatastrophen und anderen humanitären Notlagen unter unvorstellbarer Not.

Es kommt häufig zu Angriffen auf Schulen und Krankenhäusern oder Verletzungen durch explosive Waffen. Landminen explodieren vor ihren Augen, sie verlieren ihre Familien.  Bei all dem haben Kinder oft keinen Zugang zu psychischer Betreuung und psychosozialer Unterstützung.

Eine schwierige Kindheit ist wie ein unsichtbarer Feind. Man weiß nie, wann er zuschlagen wird.

Benedict Wells

Konflikte betreffen Kinder nicht nur äußerlich, sondern haben auch psychische Folgen. Die Auswirkungen sind gravierend und machen sich erst oft im Erwachsenenalter bemerkbar. Depressionen und Angstzustände sind nur wenige der langfristigen Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von geflüchteten Kindern und Kindern, die einen Krieg erlebt haben.

Posttraumatische Belastungsstörungen beeinträchtigen die Entwicklung

Kinder, die Kriege und Konflikte hautnah erleben, sind starkem emotionalem Stress ausgesetzt. Dieser kann zu lebenslangen psychischen Traumata und psychosozialen Problemen führen. In der frühen Kindheit können Traumata ohne psychische Behandlung sogar die Gehirnentwicklung eines Kindes beeinträchtigen.

Jugendliche verarbeiten die psychischen Belastungen und schweren Leiden häufig durch Alkohol- und Drogenmissbrauch, aber auch durch geringes Selbstwertgefühl, Gesundheitsprobleme, schlechte Schulleistungen und sogar Selbstverletzungen.

UNICEF setzt sich für die psychische Gesundheit von Kindern ein

UNICEF kämpft nicht nur für die grundlegendsten Rechte der Kinder im Krieg und auf der Flucht, sondern setzt im Inneren der Kinder an. Der Fokus liegt auf der Bewältigung der psychischen Folgen von Krieg und direkter psychologische Hilfe. Nur so können die Kinder langfristig ein glückliches Leben führen.

So hilft UNICEF

  • Schaffung von sicheren Räumen für Kinder und Jugendliche: Dort können Fähigkeiten entwickelt werden, um mit Krisen umzugehen, Probleme zu lösen und gesunde Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.
  • Direkte individuelle Unterstützung, um Mobbing, Missbrauch, Vernachlässigung, Ausbeutung und Gewalt zu reduzieren.
  • Sensibilisierung von Eltern und Betreuer*innen durch individuelle psychologische Betreuung.
  • Zusammenarbeit und Ausbildung von regionalen Organisationen, um ihre Fähigkeit zur Unterstützung der betroffenen Kinder und Familien zu entwickeln. Dies geschieht durch Aktivitäten wie Kampagnen zur Reduzierung von Stigmatisierung und Programmen, die die psychische Gesundheitsversorgung erleichtern und klare Informationen über die psychische Gesundheit und die psychosozialen Bedürfnisse von Kindern vereinfachen sollen.

Schutz der Kinder vor explosiven Waffen

UNICEF setzt sich für ein globales Engagement ein, um den Einsatz in besiedelten Gebieten zu vermeiden. In allen Ecken ist UNICEF vor Ort, um Kinderschutzsysteme zu stärken und Kinder bei humanitären Maßnahmen zu unterstützen.

Während und nach den Konflikten kommt es immer wieder zu Unfällen, bei welchen Kinder ihr Sehvermögen, ihr Gehör oder ihre Gliedmaßen verlieren aber auch ein Trauma erleben.  UNICEF unterstütz die Opfer durch medizinische Versorgung, die Bereitstellung künstlicher Gliedmaßen, mentale und emotionale Unterstützung und den Zugang zu Bildung.

Seit 2014 hat UNICEF 29 Millionen Kinder in 25 Länder dabei unterstützt, lebensrettende Risikoaufklärung und Beratung zu erhalten. Der Fokus liegt hierbei auf Regionen, die von langanhaltenden Konflikten betroffen sind.

Psychosoziale Aktivitäten im Gaza Streifen

UNICEF bietet dort psychosoziale Hilfe, wo sie am meisten gebraucht wird. In Palästina leben viele Kinder und Jugendliche in einem Umfeld, in dem sie tagtäglich lebensbedrohlicher und extremer Gewalt ausgesetzt sind.

Dies hat erhebliche Auswirkungen auf ihre Bildung, ihre Entwicklung, ihre psychische Gesundheit und ihr psychosoziales Wohlbefinden. Besonders Besorgnis erregend sind die fast 600.000 Kinder im schulpflichtigen Alter deren Bildung durch die Konflikte unterbrochen wurde. Der Lernverlust erhöht das Risiko psychisch zu erkranken maßgeblich. Zusätzlich werden die bestehenden Belastungen durch konfliktbedingte traumatische Erlebnisse verschärft.

Die Kinder leiden an Angst, Verzweiflung und Besorgnis – diese Faktoren stellen ein hohes Risiko dar, psychisch zu erkranken. Schätzungen zufolge benötigen 250.000 Kinder im Gazastreifen psychische und psychosoziale Unterstützung.

UNICEF führt deshalb gemeinsam mit Partnern Sommeraktivitäten durch, die den Kindern stabile Routinen geben. Die Aktivitäten bieten sichere, strukturierte Räume für Jugendliche an, in denen sie sich treffen und psychologische Hilfe erhalten können. Zusätzlich lernen die Kinder proaktives und konsequentes Engagement in Gemeinden und können so die langfristig positiven Auswirkungen nutzen.

Die Ergebnisse sind positiv:

  • 35.080 Jugendliche nahmen an den dargebotenen Sommeraktivitäten teil, darunter Zugang zum Lernen, spielerischen Aktivitäten und psychosozialer Unterstützung.
  • 142 Psycholog*innen besuchten Schulungen, um ihr Wissen zu psychosozialer Betreuung zu vertiefen.
  • 1.050 freiwillige Jugendliche und Betreuer*innen wurden geschult, um Sommeraktivitäten zu unterstützen.

Die Explosion ließ Arthur verstummen

Nach allem, was er sah und hörte, nach den Explosionen und Trümmern, verstummte er.“ Der fünfjährige Arthur blickt an der Kamera vorbei. Seine Kinderaugen haben den Glanz verloren, er lächelt nicht mehr. Gemeinsam mit seiner Mutter Miranda musste er aus der bombardierten Ostukraine fliehen und von einem Moment auf den anderen sein Zuhause verlassen.

Arthurs Familie war in die verheerende Gewalt seiner Heimatstadt verwickelt. Die Familie überlebte den Hunger und die Bombardierung, jedoch werden dem kleinen Buben die mentalen Narben für immer bleiben.

UNICEF hilft jungen Familien wie Arthurs durch Projekte wie gemeinsames Malen und individueller psychologischer Betreuung ein Stück der psychischen Belastung zu nehmen und ein Pflaster auf die innere Narbe zu kleben.

Der richtige Umgang mit den psychischen Folgen ist unerlässlich für eine gesunde Entwicklung eines Kindes. UNICEF bietet psychosoziale Unterstützung, zum Beispiel in Workshops, in denen die Kinder gemeinsam mit geschultem Personal malen und für einen Moment den Alltag vergessen dürfen.

Kinder, die vor Kriegen und Konflikten flüchten müssen, sind oft besonders traumatisiert.

Bitte spenden Sie für Kinder auf der Flucht! Sie brauchen besonderen Schutz.