Kinder im Krieg

Ismael war 14 Jahre alt und in seiner Schule, als er als Soldat für den Bürgerkrieg in Sierra Leone rekrutiert wurde.

Ihm wurde gesagt, daß seine ganze Familie getötet worden war. Wenn er den bewaffneten Truppen beitrete, könne er seine Familie rächen.

Er kämpfte drei Jahre lang. Er sah Dinge, welche "das Mitgefühl für andere Leute" verschwinden ließ. Er begann sich an seine Waffe zu gewöhnen. "Das Gewehr war die Macht in deiner Hand" sagte Ismael anläßlich einer Podiumsdiskussion beim Weltkindergipfel, der zur Zeit in New York stattfindet. Das Töten machte ihn schließlich krank, erzählte der heute 20-jährige Ismael.

Als der Krieg zu Ende war, kam Ismael in ein von UNICEF unterstütztes Rehabilitationszentrum. Anfangs machte er nur langsame Fortschritte. Er widersetzte sich seinen Lehrern und Betreuern. "Wir dachten, daß ein Zivilist keine Autorität über uns hätte", sagte Ismael. Doch plötzlich änderte er sich.

"Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Aber ich ging einfach zur Schule und hörte den Lehrern zu."

Ismael verbrachte acht Monate im Rehabilitationszentrum, wo er auch eine Therapie machte - ein Prozeß, der - wie er sagt - enorme Scham- und Schuldgefühle auslöste. Schrittweise wurde er wieder in die Gesellschaft eingegliedert. Ismael studiert heute in den Vereinigten Staaten.

Ismaels Schicksal als Kindersoldat ist nichts außergewöhnliches. Etwa 300.000 Kinder werden dazu gezwungen in 30 bewaffneten Konflikten als Soldaten zu kämpfen. Bei der Podiumsdiskussion anläßlich des Weltkindergipfels kündigte Kofi Annan, Generalsekretär der Vereinten Nationen, eine Initiative an, um die Rekrutierung von Kindern als Soldaten zu verhindern. "Der Einsatz von Kindern als Soldaten wurde zu lange als "bedauerlich" betrachtet," sagte Annan. "Die Vereinten Nationen wollen Kindersoldaten nicht mehr tolerieren."

Ismael, der sich für Kinder engagiert, die sein Schicksal teilen, sagte: "Ich nehme den Schmerz der Erinnerung auf mich, wenn ich meine Geschichte immer wieder erzähle. Doch ich möchte allen zeigen, daß Kinder, die gezwungen wurden zu kämpfen, rehabilitiert werden können. Es ist möglich, daß diese Kinder wieder ein normales Leben führen."