„Jedes Jahr am 20. November begehen wir den Weltkindertag, um die Verabschiedung UN-Konvention über die Rechte des Kindes (KRK) im Jahr 1989 zu feiern – des am häufigsten ratifizierten Menschenrechtsvertrags der Geschichte. Mit der Ratifizierung dieses internationalen Rechtsrahmens erkannten die Staats- und Regierungschefs der Welt an, dass alle Kinder unveräußerliche Rechte haben. Und sie versprachen, dass die Regierungen dafür sorgen würden, dass diese Rechte geschützt und gewahrt werden.
Leider leben Kinder heute in einer Welt, die ihren Rechten zunehmend feindlich gegenübersteht.
Nirgendwo wird dies deutlicher als in der Erfahrung von Kindern, die von Konflikten betroffen sind.
Wir schätzen, dass heute 400 Millionen Kinder – oder etwa jedes fünfte Kind – in Konfliktgebieten leben oder aus ihnen fliehen. Viele von ihnen werden verletzt, getötet oder sexuell missbraucht. Sie verlieren Familienmitglieder, Freundinnen und Freund und einige werden von bewaffneten Kräften oder Gruppen rekrutiert und benutzt. Viele von ihnen wurden bereits mehrfach vertrieben, wodurch sie Gefahr laufen, von ihren Familien getrennt zu werden, wichtige Jahre der Ausbildung zu verlieren und die Bindungen zu ihren Gemeinschaften zu verlieren.
Die Vereinten Nationen haben zwischen 2005 und 2022 mehr als 315.000 schwere Kinderrechtsverletzungen in Konfliktgebieten festgestellt. Und das sind nur die Fälle, die verifiziert wurden, was bedeutet, dass die wahre Zahl der Verstöße mit Sicherheit viel höher ist.
Auch außerhalb von Konfliktgebieten sind die Rechte von Kindern bedroht.
Dass dies mit anderen Krisen zusammenfällt, die die Rechte der Kinder verletzen, ist äußerst beunruhigend. Dazu gehören die wachsende Armut und Ungleichheit, Notstände im Gesundheitswesen und natürlich die globale Klimakrise.
Insbesondere der Klimawandel stellt eine existenzielle Bedrohung für die Gesundheit und das Wohlergehen dieser und künftiger Generationen von Kindern dar. Weltweit leben derzeit mehr als 1 Milliarde Kinder in Ländern, die durch die Auswirkungen des Klimawandels extrem gefährdet sind. Das bedeutet, dass die Hälfte der Kinder auf der Welt irreparable Schäden erleiden könnte, wenn sich unser Planet weiter erwärmt. Sie könnten ihre Häuser oder Schulen durch immer heftigere Stürme verlieren ... sie könnten unter schweren Auszehrungen leiden, weil die lokalen Ernten durch die Dürre verdorrt sind ... oder sie könnten ihr Leben durch Hitzewellen oder Lungenentzündungen infolge von Luftverschmutzung verlieren.
Seit der Verabschiedung der Kinderrechtskonvention vor 34 Jahren waren die Rechte der Kinder noch nie so stark gefährdet.
Und genau deshalb müssen wir handeln. Ich fordere uns alle - von UNICEF und unseren Partnerorganisationen im Bereich der Kinderrechte bis hin zu Regierungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und dem Privatsektor - auf, uns stärker für die Verwirklichung und den Schutz der Kinderrechte einzusetzen. Dies bedeutet, dass wir die Angleichung der nationalen Rechtsrahmen an die Kinderrechtskonvention und andere internationale Standards unterstützen und diese Standards in die Praxis umsetzen müssen.
Es bedeutet auch, den Status der Kinder als eigenständige, unabhängige Träger von Rechten zu bekräftigen und die Rechenschaftspflicht für Verletzungen der Kinderrechte sicherzustellen, wo immer sie auftreten.
Heute sollte ein Tag sein, an dem wir den Fortschritt der Kinderrechte auf der ganzen Welt feiern, aber diese Rechte sind unter Beschuss geraten. Wir dürfen uns davon nicht entmutigen lassen, sondern müssen entschlossener dafür sorgen, dass das Versprechen des Übereinkommens über die Rechte des Kindes für jedes Kind eingelöst wird.“