Kinderehen: 115 Millionen Kinder-Bräutigame

Nicht nur Mädchen sind von Kinderehen betroffen, auch 115 Millionen Buben weltweit wurden vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet und damit früh in eine Erwachsenenrolle gedrängt. Zum ersten Mal veröffentlicht das UN-Kinderhilfswerk UNICEF heute eine Schätzung über die Zahl von Kinder-Bräutigamen.

New York/Wien, 7. Juni 2019

Nicht nur Mädchen sind von Kinderehen betroffen, auch 115 Millionen Buben weltweit wurden vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet und damit früh in eine Erwachsenenrolle gedrängt. Zum ersten Mal veröffentlicht das UN-Kinderhilfswerk UNICEF heute eine Schätzung über die Zahl von Kinder-Bräutigamen. Sie basiert auf einer Analyse von verfügbaren Daten in 82 Ländern.

Dieser Analyse zufolge wurden schätzungsweise 115 Millionen der heute 20- bis 24 Jahre alten Männer bereits vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Jeder fünfte von ihnen (23 Millionen) war bei seiner Hochzeit noch nicht einmal 15 Jahre alt. Das bedeutet, dass es zusammen mit den 650 Millionen vor ihrem 18. Geburtstag verheirateten Mädchen weltweit insgesamt 765 Millionen Kinder-Bräute und -Bräutigame gibt.

Mädchen sind nach wie vor überproportional von Frühehen betroffen: Jede fünfte junge Frau wurde als Kind verheiratet, im Vergleich zu einem von 30 jungen Männern. Doch auch für Buben bedeutet eine frühe Ehe das plötzliche Ende der Kindheit und eine Verletzung ihrer Kinderrechte.

„Ehe stiehlt die Kindheit“, sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore in New York. „Kinder-Bräutigame sind gezwungen, die verantwortliche Rolle eines Erwachsenen zu übernehmen, wofür sie vielleicht noch nicht bereit sind. Eine frühe Ehe führt zu früher Vaterschaft und dadurch zu noch größerem Druck, für die Familie zu sorgen. Darunter leiden die Bildungs- und Jobmöglichkeiten.“

Kinderehen bei Buben sind in einer Reihe von afrikanischen Ländern südlich der Sahara, Lateinamerika und Karibik, Südasien sowie Ost-Asien und der Pazifik-Region verbreitet. Am häufigsten heiraten minderjährige Buben in der Zentralafrikanischen Republik (28 Prozent), gefolgt von Nicaragua (19 Prozent) und Madagaskar (13 Prozent). Das Risiko für Kinderehen ist am höchsten für Mädchen und Buben aus armen Familien, in ländlichen Gebieten und bei Kindern mit keiner oder wenig Schulbildung.

„30 Jahre nach Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass die Verheiratung von Buben und Mädchen, die noch Kinder sind, ihren in der Konvention festgelegten Rechte zuwiderlaufen“, sagt Fore. „Durch weitere Forschung, Investitionen und die Stärkung von Buben und Mädchen können wir diese Kinderrechtsverletzung beenden.“