Kindersoldaten: Kinder vor und hinter den Gewehren

Der Mißbrauch von Kindern als Soldaten ist nichts Neues. Kinder dienen in den Armeen als Köche, Träger, Boten und Spione. Kinder werden aber immer öfter vorsätzlich als Kämpfer zwangsweise eingezogen. Zur Zeit kämpfen in mindestens 25 Kriegsgebieten 300.000 Kinder unter 18 Jahren. Kindersoldaten scheinen in keinen Statistiken auf, da ihr Vorhandensein von Regierungen und bewaffneten Gruppen oft bestritten wird. Neue Waffen, die einfach zu bedienen und leicht zu tragen sind, machen es für Kinder noch einfacher, ohne lange Ausbildung an Kämpfen teilzunehmen.

Untersuchungen zeigen, daß in den letzten 30 Jahren zehntausende Kinder weltweit zum Militärdienst eingezogen wurden, viele von ihnen waren jünger als 10 Jahre. In Liberia kämpften bereits sechsjährige Kinder, und in Kambodscha ergab eine Befragung von verwundeten Soldaten, daß 20 Prozent von ihnen den Militärdienst zwischen 10 und 14 Jahren begonnen hatten. Kinder werden oft von ihren Gemeinden zum Militärdienst gezwungen, da die Dorfvorsteher ihren Anteil an Rekrutierungen erfüllen müssen. Im Sudan wurden zwölfjährige Kinder aus Bussen und Autos geholt und zusammengetrieben. In Guatemala wurden Kinder auf den Straßen aufgegriffen, aus ihren Häusern und aus Kirchen geholt. In den 80er Jahren wurden Buben in Äthiopien mit Gewalt von Fußballplätzen weggeholt, von Märkten und Festen, und manchmal auch auf dem Schulweg gekidnappt.

Kinder werden oft absichtlich brutal behandelt, um sie zu skrupellosen Soldaten zu machen. Manchmal werden Kinder dazu gezwungen, Gewalt gegen ihre eigene Familie auszuüben. In Sierra Leone mußten Kinder Folter und Hinrichtung von ihren Verwandten mit ansehen. Danach wurden sie in Nachbardörfer gebracht, und gezwungen, nun selbst die Menschen dort hinzurichten. Weit verbreitet ist die Verabreichung von Amphetaminen, Beruhigungsmitteln und Drogen an Kindersoldaten, um ihren "Mut zu steigern" und um sie gegen Schmerzen unempfindlich zu machen.

Einige Kinder wurden zu Soldaten, um überhaupt überleben zu können. In kriegführenden Ländern, wo Schulen geschlossen, Felder zerstört, und Verwandte verhaftet oder ermordet worden sind, stellt ein Gewehr eine Mahlzeit dar.

Viele Mädchen werden nach ihrer Rekrutierung zu "Sexsklaven". In Uganda wurden junge Mädchen von bewaffneten Gruppen entführt, und dann Soldaten als "Ehefrauen" zugeteilt.

Die Reintegration ehemaliger Kindersoldaten in die Gesellschaft ist ein schwieriger Prozeß. Viele von ihnen wurden von den gleichen Truppen, für die sie gekämpft hatten, auch körperlich und sexuell mißbraucht. Viele sahen, wie ihre Eltern getötet wurden. Die meisten wurden gezwungen selbst Menschen zu foltern, zu vergewaltigen und zu töten. Diese Kinder haben ihre Fähigkeit, in Frieden zu leben, verloren, sie sind daran gewöhnt, sich mit Gewalt durchzusetzen.

Alle zukünftigen Friedensabkommen sollten Maßnahmen zur Demobilisierung und zur Reintegration von Kindersoldaten beinhalten. UNICEF setzt sich dafür ein, daß jegliche Teilnahme von Kindern unter 18 Jahren an bewaffneten Konflikten als Kriegsverbrechen gilt und auch geahndet wird.