Afghanistan gehört zu den drei am stärksten verminten Ländern der Welt. Im Boden des Landes befinden sich über 10 Millionen Minen, die während mittlerweile 17 Kriegsjahren von den sowjetischen Truppen, den Regierungstruppen und von den Mujaheddin gelegt wurden. Da der Krieg weiterhin andauert, werden auch weiterhin Minen gelegt. Zusätzlich muß man noch mit 50 bis 100 Millionen unexplodierter Sprengkörper rechnen - mit sogenannten "unexploded devices", abgekürzt UXO´s - auch davon kommen täglich neue hinzu.
Jeden Tag kommt es zu 20 und mehr Unfällen mit Minen, pro Jahr werden 8.000 Menschen zu Opfern von Minenexplosionen. Die Hälfte der Betroffenen stirbt, die übrigen 4.000 bleiben entstellt und verkrüppelt zurück.
Kabul: Die am stärksten verminte Hauptstadt der Welt
22 Quadratkilometer wurden in Kabul als vermintes Gebiet identifiziert. Seit April 1995 wurden 3 Quadratkilometer entmint, dabei kamen über 2,500 Minen und UXO´s (nicht explodierte Sprengkörper) zum Vorschein.
Kinder und Minen
30% aller Minenopfer in Afghanistan sind Kinder. Kinder sind am meisten gefährdet. Kinder können Minen nicht so gut erkennen wie Erwachsene, da sie auf Grund ihrer Größe nicht so weit sehen können. Kinder lassen sich leicht durch für sie interessante Objekte und Aktivitäten ablenken, und wenden ihre Aufmerksamkeit nicht mehr dem Boden vor ihnen zu. Spiele nehmen eine tödliche Wendung für Kinder, wenn sie aus Neugierde eine Mine aufheben, Spiele mit Minen erfinden oder herumtollen, ohne die Umgebung zu beachten. Für kleine Kinder ist es viel wahrscheinlicher, eine Minenexplosion nicht zu überleben als für Erwachsene. Ihr kleiner Körper und somit auch die lebenswichtigen Organe sind näher am Zentrum der Explosion. Kleine Kinder leben nach einem Minenunfall selten lange genug, um noch ein Spital zu erreichen.
Die Hauptstadt Kabul ist besonders gefährlich für spielende Kinder. Minen und UXO´s finden sich vor allem in bewohnten Gebieten: auf Wegen oder Straßen, in Eingängen und Ecken verlassener Häuser, entlang der Außenseiten von Gebäuden. Während Kinder in ländlichen Gebieten der Gefahr von Minen ausgesetzt sind, während sie als Viehhirten arbeiten oder Feuerholz sammeln, sind Kinder in Kabul besonders beim Spielen in der Nähe ihrer Häuser gefährdet.Viele Kinder verdienen Geld mit dem Verkauf von gesammelten Schrapnellen - und gehen damit ein tödliches Risiko ein.
In Afghanistan übersetzt man das Wort für "Amputierte" schlicht mit "fehlerhaft". Behinderte Kinder können nicht mehr in die Schule gehen, weil ihre Mitschüler sie zurückweisen, weil die Eltern sich ihretwegen schämen, oder weil sie den Schulweg körperlich nicht schaffen. Diese Kinder erhalten also keine Schulbildung, haben daher kaum Aussicht, später ein eigenes Einkommen zu erwerben, und werden somit zu einer finanziellen Belastung für ihre Familien. In vielen Fällen führen diese Tatsachen in Kombination mit einer zerstörten Infrastruktur zu einem Kreislauf aus Armut und Unterernährung.
Aufklärung über die Gefahren von Anti-Personen-Minen und UXO´s ist lebenswichtig für diese Kinder. Kinder sollten Minen und UXO´s nicht nur erkennen, sie müssen auch ihr Verhalten ändern, wenn sie sich in einem Minengebiet befinden, um nicht ihr Leben "aufs Spiel" zu setzen.