Libyen: Mehr als 16.000 Kinder sind nach den Überschwemmungen auf der Flucht

New York/Amman/Tripolis/Wien – Viele weitere sind weiterhin gefährdet und benötigen dringend Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen.

Ein UNICEF Mitarbeiter beim Ausladen von Hilfsgütern aus einem Flugzeug.
© UNICEF/UNI437024/Altaboli IOM

Mehr als 16.000 Kinder sind nach dem tödlichsten Sturm in der Geschichte Afrikas im Osten Libyens auf der Flucht, wie UNICEF heute mitteilte. Ihr psychosoziales Wohlergehen steht auf dem Spiel. Viele weitere Kinder sind betroffen, weil es an grundlegenden Dienstleistungen wie Gesundheit, Schulbildung und sicherer Wasserversorgung mangelt.

Der Sturm Daniel traf den Osten Libyens am 10. September und hinterließ in Derna, Albayda, Soussa, Al-Marj, Shahat, Taknis, Battah, Tolmeita, Bersis, Tokra und Al-Abyar weitreichende Überschwemmungen und Zerstörung.

Einige der vertriebenen Familien sind in Schulen untergebracht. UNICEF arbeitet seit Beginn der Tragödie mit Behörden und Partnern zusammen, um auf die dringenden Bedürfnisse von Kindern und Familien in den betroffenen Gebieten zu reagieren.

Bei Katastrophen gehören Kinder immer zu den am meisten gefährdeten Personen", sagte Adele Khodr, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika, die gerade von einem Besuch in Al Bayda und Derna zurückgekehrt ist. „Ich habe gesehen, welch verheerenden Tribut die Überschwemmungen bereits von Kindern und Familien gefordert haben. Ich habe Familien getroffen, die mit einer hohen psychischen Belastung zu kämpfen haben, und ich habe mit Kindern gesprochen, die in extremer Not sind, von denen viele nicht schlafen und nicht in der Lage sind, sich zu artikulieren und zu spielen. Die Erinnerung an das Geschehene verfolgt sie noch immer in ihren Träumen und Gedanken. Jetzt ist es an der Zeit, sich auf den Wiederaufbau zu konzentrieren und unter anderem die Wiedereröffnung von Schulen zu unterstützen, psychosoziale Hilfe zu leisten, Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung zu sanieren und die Wasserversorgung wiederherzustellen. Die Tragödie ist noch nicht vorbei, und wir dürfen die Kinder von Derna und Al Bayda nicht vergessen".

Auch wenn die Zahl der Kinder unter den Opfern noch nicht bestätigt ist, befürchtet UNICEF, dass Hunderte Kinder bei der Katastrophe ums Leben gekommen sind, da Kinder etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Die erheblichen Schäden an der Gesundheits- und Bildungsinfrastruktur bedeuten, dass die Kinder erneut Gefahr laufen, in ihrem Lernprozess gestört zu werden und tödliche Krankheiten ausbrechen können. In der betroffenen Region wurden von den 117 betroffenen Schulen vier zerstört und 80 teilweise beschädigt.

Aufgrund von Problemen bei der Wasserversorgung, erheblichen Schäden an Wasserquellen und Kanalisationsnetzen sowie der Gefahr einer Verunreinigung des Grundwassers sind durch Wasser übertragbare Krankheiten ein wachsendes Problem. Allein in Derna sind schätzungsweise 50 % der Wassersysteme beschädigt worden.

UNICEF unterstützt die Kinder im Osten Libyens seit dem zweiten Tag der Krise aktiv. 65 Tonnen Hilfsgüter wurden in die betroffenen Gebiete geliefert, darunter medizinische Hilfsgüter für 50.000 Menschen für drei Monate, Hygienesets für Familien für fast 17.000 Menschen, 500 Winterkleidungssets für Kinder, 200 „Schulen in der Kiste“ für jeweils 40 Schulkinder und 32.000 Wasserreinigungstabletten. UNICEF hat außerdem mobile Kinderschutz- und psychosoziale Unterstützungsteams entsandt, um Kindern bei der Bewältigung der emotionalen Belastung durch die Katastrophe zu helfen.

Während wir unsere lebensrettenden Maßnahmen fortsetzen, appellieren wir auch an die Behörden und Geldgeber:innen, in einen langfristigen Wiederaufbau zu investieren, der gerecht, widerstandsfähig und auf die Kinder ausgerichtet ist", fügte Khodr nach ihrem Besuch in den von den Überschwemmungen betroffenen Regionen hinzu.

UNICEF überarbeitet seinen Aufruf zur humanitären Hilfe in Höhe von 6,5 Millionen US-Dollar, um die ersten Wiederaufbaumaßnahmen mit Schwerpunkt auf Bildung, Gesundheit und Wasser zu integrieren. Bislang hat UNICEF etwa 25 Prozent dieser dringend benötigten Mittel erhalten.

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