Mädchen in Afghanistan: Endlich Schule!

Weltfrauentag 8. März 2002: UNICEF unterstützt Schulbesuch für Millionen Kinder in Afghanistan

Anlässlich des morgigen Weltfrauentages ruft UNICEF dazu auf, das Menschenrecht auf Bildung endlich für alle Mädchen und Frauen in Afghanistan zu verwirklichen.

Frauen tragen die Hauptlast von 23 Jahren Krieg und der diskriminierenden
Geschlechterpolitik. Weil Mädchen in weiten Teilen des Landes traditionell
vom Zugang zu Bildung ausgeschlossen sind, können nur fünf Prozent der
Afghaninnen überhaupt lesen und schreiben. Die Diskriminierung setzt sich in anderen Lebensbereichen fort. Die meisten werden bereits als Jugendliche verheiratet und bekommen sehr früh Kinder. Die Praxis der Frühehen und die unzureichende medizinische Versorgung führen dazu, dass in Afghanistan alle 30 Minuten eine Frau an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt stirbt.

Eine wichtige Chance zur Überwindung der Benachteiligung der Mädchen und
Frauen bietet die Wiedereröffnung der Schulen in Afghanistan. Gemeinsam mit
der Übergangsregierung hat UNICEF deshalb die Initiative "Zurück in die
Schule" gestartet: Ziel ist es, dass ab dem 21. März rund 1,7 Millionen
Kinder im Grundschulalter wieder zur Schule gehen können. Hierzu stellt
UNICEF unter anderem sieben Millionen Schulbücher, acht Millionen
Schreibhefte, 18.000 Schultafeln sowie rund 60.000 Klassen-Sets mit Heften
und Stiften für Schüler und Lehrer zur Verfügung. Weiters werden 500
Schulzelte für jeweils 50 Schüler bereit gestellt.

"Zurück zur Schule"

Armut, der niedrige Stellenwert von Schulbildung und der jahrzehntelange
Bürgerkrieg haben dazu geführt, dass ganze Generationen afghanischer Kinder
nicht die Schule besuchen konnten. Im Krieg wurden schätzungsweise 2.000
öffentliche Schulen zerstört oder schwer beschädigt. Die Situation
verschlechterte sich nochmals mit dem Siegeszug der Taliban. Bis Mitte der
90er Jahre waren 80 Prozent aller Lehrkräfte an Grundschulen auf dem
Land Frauen: in Kabul waren es rund 60 Prozent. Als den Frauen die Ausübung
eines Berufes verboten wurde, kollabierte das ohnehin schwachen Schulsystem fast vollständig. In den vergangenen Jahren wurden lediglich acht Prozent der Mädchen und 32 Prozent der Jungen eingeschult.

1997 hatte UNICEF wegen des Schulverbots für Mädchen seine Bildungsprogramme dort "eingefroren", wo Mädchen nicht zur Schule gehen durften. Gleichzeitig wurde die Unterstützung dort fortgesetzt, wo dies vor allem in privaten "Hausschulen" möglich war. Diese Politik wurde von den meisten Hilfsorganisationen übernommen.

Vor dem Schulstart

Mit der Kampagne "Zurück in die Schule" sollen alle Schulen für rund 1,7 Millionen Kinder wieder Unterricht in den Klassen eins bis sechs anbieten. 51.000 Lehrerinnen und Lehrer sollen wieder unterrichten. UNICEF unterstützt die Übergangsregierung auch bei der Mobilisierung und Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern.

Insgesamt werden für die Kampagne 6.000 Tonnen Lern- und Arbeitsmaterialien
transportiert. Sie werden zur Zeit mit Hunderten Lastwagen von Peschawar
(Pakistan) sowie 20 Transportflügen nach Afghanistan gebracht. Der erste
Transportflug aus dem zentralen UNICEF-Warenlager in Kopenhagen traf am 18.2., der erste Lastwagenkonvoi aus Peschawar am 20.2. in Kabul ein. Von dort aus werden die Materialien in die Provinzen weiter verteilt und an 3.000 verschiedene Orte gebracht.