Milliarden ohne Trinkwasser und Sanitäranlagen

Neuer UNICEF/WHO-Report warnt vor Teufelskreis aus Krankheit und Armut

Über 2,6 Milliarden Menschen – das sind über 40 Prozent der Weltbevölkerung – haben keine Sanitäranlagen zu ihrer Verfügung, und mehr als eine Milliarde Menschen trinken verschmutztes Wasser, warnt ein neuer Bericht von UNICEF und der Weltgesundheitsbehörde, der heute vorgestellt wurde.

Jeden Tag sterben 4.000 Kinder an Krankheiten, die durch schmutziges Wasser entstehen. Durchfallerkrankungen töten jedes Jahr 1,8 Millionen Menschen und gehören zu den häufigsten Todesursachen von Kindern unter 5 Jahren. Und viele Kinder, vor allem Mädchen, wird es nicht erlaubt, zur Schule zu gehen, weil es dort keine Latrinen gibt.

Der Report „Meeting the Millennium Development Goals Drinking Water and Sanitation Target – A Mid-Term Assessment of Progress” analysiert die Fortschritte der einzelnen Länder und Regionen hinsichtlich der UN-Millenniumsziele[1] (ausgehend vom Basisdatum 1990 bis zur Halbzeitmarke 2002). Der Bericht trifft auf Basis der bisherigen Fortschritte zwei wichtige Prognosen:

* Das Ziel hinsichtlich Sanitäranlagen wird für eine halbe Milliarde Menschen, vor allem im ländlichen Afrika und Asien, nicht erreicht werden. Krankheiten, die Millionen Kinder töten, werden sich dadurch weiter ausbreiten.

* Die Welt ist auf dem richtigen Weg, das Ziel hinsichtlich sauberen Trinkwassers zu erreichen, doch das Bevölkerungswachstum könnte die bisherigen Verbesserungen zunichte machen. Dann würden 2015 noch immer 800 Millionen Menschen verschmutztes Wasser trinken.

Dieses menschliche und wirtschaftliche Tribut könnte laut UNICEF und WHO verhindert werden, wenn die Kluft zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung geschlossen wird, sowie durch einfache Hygienemaßnahmen. So kann zum Beispiel Händewaschen mit Seife Durchfallerkrankungen um 40 Prozent reduzieren.

Beide Organisationen warnen, dass der globale Trend der Verstädterung einerseits zur Marginalisierung der armen, ländlichen Bevölkerung führt und andererseits Basisdienste in den Städte aufs Äußerste belastet. Daher sind Familien, die in Dörfern auf dem Land oder in städtischen Slums leben, in einem Kreislauf aus Krankheit und Armut gefangen. Am meisten leiden die Kinder an Krankheiten, die durch schmutziges Wasser und mangelnde Hygiene entstehen, während langfristig auch wirtschaftliche Fortschritte zunichte gemacht werden. Denn zum Beispiel gehen in Afrika über 40 Milliarden Arbeitsstunden verloren, da die Menschen damit beschäftigt sind, Trinkwasser zu beschaffen. In Indien kosten Kranheiten, die durch verschmutztes Wasser entstehen, jährlich 600 Millionen Dollar - für medizinische Behandlung und verlorene Produktivität.

„Rund um die Welt leiden Millionen Kinder unter diesem so genannten "stummen" Notfall,“ sagte UNICEF-Direktorin Carol Bellamy. „Die Kluft zwischen jenen, die Zugang und jenen, die keinen Zugang zu Basisdiensten haben, tötet täglich etwa 4.000 Kinder und trägt auch zu vielen der zusätzlichen jährlichen 10 Millionen Todesfällen von Kindern bei. Wir müssen jetzt handeln um die Kluft zu schließen oder die Todesfälle werden mit Sicherheit ansteigen.“

UNICEF unterstützt in über 90 Ländern in Afrika, Asien sowie Mittel- und Südamerika Programme für Trinkwasser, Sanitäranlagen und Hygiene. Orale Rehydrationstherapie bekämpft die tödliche Austrocknung infolge von schweren Durchfallerkrankungen und wir dvon UNICEF seit den 70er Jahren eingesetzt. Die heutige, moderne Version dieser Rehydrationssalze in Kombination mit Zinkpräparaten kann die Zahl der Todesfälle durch Durchfall drastisch reduzieren. Weiters baut UNICEF gemeinsam mit lokalen Gemeinden Brunnen in den Dörfern und hilft bei der Errichtung von Latrinen, vor allem in Schulen. Zusätzlich führt UNICEF mit Hilfe von einheimischen Partnern Informationskampagnen über Hygiene durch.

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[1] Am Millenniumsgipfel im Jahr 2000 einigten sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen auf acht Millenniumsziele: Die Proportion jener Menschen weltweit, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und die Proportion jener Menschen weltweit, die keinen Zugang zu angemessenen Sanitäranlagen haben sollte zwischen dem Ausgangsdatum 1990 und dem Jahr 2015 halbiert werden.