Millionen Geburten werden nicht offiziell registriert

Ein neuer UNICEF-Report.

Wien, Genf, New York, 4. Juni 2002 - Ein neuer UNICEF-Report weist darauf hin, daß Millionen Geburten nicht offiziell registriert werden. Dadurch wird Millionen Babys das Recht auf eine offizielle Identität und auf eine Nationalität verwehrt.

Der UNICEF-Report „Birth Registration – Right from the Start“, geht davon aus, daß im Jahr 2000 die Geburten von 50 Millionen Babys nicht offiziell registriert wurden. Das sind 41 Prozent der Geburten weltweit. In 19 Ländern haben 60 Prozent aller Kinder unter 5 Jahren keine Geburtsurkunde. UNICEF fordert kostenlose Registrierung für alle Kinder.

„Diese Kinder haben keine Geburtsurkunden, also keine „Mitgliedskarte“ für die Gesellschaft, welche die Tür zu einer Reihe von Rechten öffnen sollte, darunter das Recht auf Bildung, auf Gesundheitsversorgung und auf Schutz“, so der Report.

Im späteren Leben ist es diesen Kindern nicht möglich, einen Paß zu beantragen oder sich für einen offiziellen Arbeitsplatz zu bewerben, ein Konto zu eröffnen, eine Heiratslizenz zu bekommen oder zur Wahl zu gehen.

„Eine Geburtsurkunde ist eines der wichtigsten Papiere, die eine Person je besitzen kann“, betonte UNICEF-Direktorin Carol Bellamy. Wenn wir Kinder nicht sofort bei ihrer Geburt registrieren, beginnt für sie ein mühseliger Kampf. Kindern ohne Geburtsurkunde fehlt der grundlegende Schutz vor Mißbrauch und Ausbeutung. Diese Kinder sind attraktive „Ware“ für Kinderhändler, illegale Adoptionsringe und andere, die ihren Vorteil aus dem inoffiziellen Status dieser Kinder ziehen wollen, sagte Carol Bellamy.

Der UNICEF-Report hält fest, daß Kinder ohne Geburtsurkunde meist die Kinder von armen, benachteiligten Eltern sind. In einer Welt mit großen Bevölkerungsbewegungen, organisiertem Kinderhandel und bewaffneten Konflikten ist Geburtenregistrierung wichtiger als je zuvor.

Der Report unterstreicht, daß Geburtenregistrierung sowohl die Anerkennung jeder Person vor dem Gesetz sichert als auch den Schutz ihrer Rechte. Der Altersnachweis ist der erste Schritt beim Schutz eines Kindes vor Mißbrauch und Ausbeutung, darunter Militärdienst, Kinderarbeit und Zwangshochzeit.

Laut UNICEF wurden im Jahr 2000 in Afrika südlich der Sahara über 70 Prozent der Geburten nicht registriert, in Südasien waren es 63 Prozent. Das sind 22,5 Millionen Kinder im Jahr 2000 in Südasien ohne Geburtsurkunde, da sind 40 Prozent aller nicht registrierten Geburten weltweit in diesem Jahr. Im Mittleren Osten und in Nordafrika wurde etwa ein Drittel aller im Jahr 2000 geborenen Kinder nicht offiziell registriert (etwa 3 Millionen), in Ostasien und der pazifischen Region 22 Prozent (etwa 7 Millionen).

UNICEF ist der Ansicht, daß Geburtsurkunden für alle Kinder ein Ziel ist, daß jeder Staat erreichen kann. UNICEF fordert dafür verschiedene Maßnahmen, darunter:

- Kostenlose Geburtenregistrierung
- Neue oder modifizierte Gesetzgebung
- Angemessene Ämter und ausgebildetes Personal
- Information, Bewußtseinsbildung, Lobbying
- Koppelung der Geburtenregistrierung mit andere Aktivitäten, darunter Impfprogramme und Schulbesuch
- Alle Ebenen der Gesellschaft müssen mit einbezogen werden

Länder mit erfolgreichen Kampagnen hinsichtlich Geburtenregistrierung für alle Kinder:

- Uganda setzte im Jahr 1904 ein perfektes System zur Geburtenregistrierung ein. Das ganze Land konnte erfasst werden. Unter General Idi Amin brach dieses System zusammen. Uganda unternimmt nun mit Erfolg große Bemühungen, dieses System wieder aufzubauen, im ersten Jahr wurden eine Million Kinder registriert.

- Auf den Philippinen wird jeden Februar eine Kampagnen durchgeführt, an die erfolgreichsten Ämter werden Auszeichnungen vergeben.

- In Bangladesch ist die Geburtenregistrierung zwar noch immer sehr niedrig, doch eine neue Kampagne hat die Registrierung von 4 Millionen Kindern ermöglicht.

- Indien hat nationale Kampagnen in 15 verschiedenen Sprachen gestartet, die durch TV- und Radio-Spots, Plakate, Aufkleber und Dokumentationsfilme unterstützt werden.

Länder mit einer hohen Anzahl von nicht registrierten Geburten:

- 1973 wurden noch über 80 Prozent aller Geburten registriert, doch beim Genozid 1994 wurden den Menschen ihre Geburtsurkunden mit dem Nachweis ihrer ethnischen Herkunft zum tödlichen Verhängnis. 1998 war Ruanda das Land mit der niedrigsten Anzahl von registrierten Geburten.

- Das System zur Geburtenregistrierung in Kambodscha wurde unter dem Regime von Pol Pot zerstört, das Land arbeitet noch immer am Wiederaufbau.

- In Niger werden nur 45 Prozent aller Geburten registriert, bei der nomadischen Bevölkerung ist der Prozentsatz noch geringer.

- In China könnte die Zahl der nicht registrierten Kinder 6 Millionen betragen.

- In Indonesien wurde im Jahr 2000 festgestellt, daß 37 Prozent aller Kinder unter 5 Jahren keine Geburtsurkunde besitzen.

- In der Türkei besitzen etwa 26 Prozent aller Kinder unter 5 Jahren keine Geburtsurkunde.

- In Nicaragua werden weniger als 40 Prozent der Geburten registriert.