Neuer UNICEF-Report: Kinderhandel in Afrika

Fast jedes afrikanische Land ist betroffen!

Wien, Cotonou - 23. April 2004: Menschenhandel betrifft jedes afrikanische Land, für das Daten zur Verfügung stehen: entweder als Ziel- oder als Herkunftsland, oder beides. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Report des UNICEF-Forschungszentrums in Florenz, der heute vorgestellt wurde.

Der UNICEF-Report untersucht Informationen aus 53 afrikanischen Ländern und analysiert Ursachen, Wurzeln, Muster sowie existierende nationale und regionale Strategien und Maßnahmen. Seriösen Schätzungen über die Zahl der Opfer gibt es keine.

"Kinderhandel ist eine der schlimmsten Kinderrechtsverletzungen der Welt", sagte UNICEF-Direktorin Carol Bellamy. "Wenn wir dieses schamlose Gewerbe beenden wollen, dann brauchen wir mutige Staatsoberhäupter, die jede Form von Kinderhandel unter Strafe stellen. Dies zu unterlassen ist ebenfalls Mißbrauch von Kindern."

Die Opfer der Kinderhändler bleiben nicht immer innerhalb Afrikas. Von 34 Prozent aller afrikanischen Länder aus werden Kinder nach Europa weiterverkauft, von 26 Prozent aller afrikanischen Länder aus werden Kinder in den Mittleren Osten und in arabische Staaten weitergehandelt. Kinderhandel innerhalb der nationalen Grenzen ist weit verbreitet und kommt in 8 von 10 afrikanischen Staaten vor.

Die Ursachen für Kinderhandel sind vielfältig und unterscheiden sich auch oft von Land zu Land. Zu den häufigsten Ursachen zählt der Zusammenbruch des Familienverbandes durch Krieg, bittere Armut oder Diskriminierung. Traditionelle Vorstellungen und Praktiken, Kinderheirat und fehlende Geburtenregistrierung tragen verstärkend zur Ausbeutung von Kindern und Frauen bei. Ohne offizielle Geburtsurkunden und ohne nachweisbare nationale Identität ist die Identifizierung der Opfer besonders schwierig. Und Armut kann Kinder und Frauen in verzweifelte Situationen treiben und macht sie zur Zielscheibe von Manipulationen.

Weitere wichtige Faktoren sind sexuelle und wirtschaftliche Ausbeutung, einschließlich des Bedarfs nach billigen Arbeitskräften für die Landwirtschaft und private Haushalte. Weiters die Nachfrage nach Kindersoldaten, Kinderprostituierten und nach Adoptionen. Auch der Organhandel spielt laut dem Report eine Rolle und bedarf weiterer Untersuchungen.

"Kinder sind nur dann sicher vor Kinderhandel, wenn sie einer sogenannten beschützenden Umgebung leben", sagte Carol Bellamy. Einige Faktoren von UNICEF für eine "beschützende Umgebung" sind: Schulbesuch: strenge Gesetze bezüglich Ausbeutung von Kindern: Risikobewußtsein in den Gemeinden. Weiters muß der Gesetzesvollzug frei von Korruption sein und auch den Medien kommt eine wichtige Rolle bezüglich Aufklärung und Bewußtseinsbildung zu.

Die wachsend Zahl von regionalen Initiativen, zwischenstaatliche Kooperationsabkommen und nationalen Gesetzen gegen Kinderhandel sind bereits wichtige Schritte im Kampf gegen den Kinderhandel. UNICEF fordert nun die afrikanischen Regierungen zu verstärktem Engagement auf, darunter auch die Annahme eines Aktionsplans gegen Menschenhandel, dem "Action Plan to Combat Trafficking in Human Beings, Especially Woman and Children". Weiters nationale und internationale Kooperation und Koordination auf allen Ebenen, wirksame Aktionen und gezielte Programme.