Neuer UNICEF-Report: Millionen Kinder werden sexuell mißbraucht

UNICEF fordert die Ausrottung von kommerziellem sexuellen Mißbrauch von Kindern

UNICEF forderte heute einen koordinierten globalen Einsatz, um die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern auszurotten.

"Millionen Kinder werden rund um die Welt wie Vieh gehandelt und als Sexsklaven mißbraucht", verkündete UNICEF-Direktorin Carol Bellamy. "Dies ist eine Verletzung der Kinderrechte, die absolut nicht mehr toleriert werden darf."

"Absolut keine Toleranz bedeutet, den Handel mit Kindern zu beenden, sowie die Gefangenschaft und die Folter von Kindern", erklärte Bellamy. Es bedeutet, jede einzelne grauenhafte Facette der kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern zu beenden."

Carol Bellamy stellte diese Forderungen anläßlich der Präsentation eines neuen UNICEF-Reports über kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern, "Profiting from Abuse". Der Report beschreibt die Reichweite und Auswirkung des Problems und enthält Aussagen von mißbrauchten und ausgebeuteten Frauen und Kindern.

Dieser Report wird im Vorfeld des "Zweiten Weltkongresses gegen kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern" vorgestellt, der vom 17. bis 20. Dezember in Yokohama, Japan, stattfindet. UNICEF veranstaltet diesen Kongreß gemeinsam mit ECPAT International, der NGO Gruppe für die Konvention über die Rechte des Kindes und der Regierung von Japan.

Die Wurzeln von kommerzieller sexueller Ausbeutung von Kindern sind unter anderem Armut, Diskriminierung, Krieg, organisiertes Verbrechen, Globalisierung, Gier, Traditionen und der Drogenhandel.

Bewaffnete Konflikte verursachen für Frauen und Kinder ganz spezielle Risiken hinsichtlich sexueller Ausbeutung und sexueller Gewalt. Ihre verzweifelte Lage kann sie in die Prostitution treiben. Flüchtlinge sind oft wehrlos den sexuellen Forderungen von Grenzbeamten, Polizisten und Soldaten ausgesetzt. In den Bürgerkriegsländern Kolumbien und Sierra Leone wurden zwölfjährige Mädchen zum Geschlechtsverkehr mit Soldaten gezwungen, um ihre Familien zu schützen.

"Es gibt kaum schockierendere Verletzungen von Kinderrechten als sexueller Mißbrauch und sexuelle Ausbeutung", hielt Bellamy fest. Die Konvention über die Rechte des Kindes beinhaltet, daß jedes Kind das Recht auf Schutz vor Mißbrauch, auf Bildung und auf Spiel und Freizeit hat. Die Folgen von sexuellem Mißbrauch halten ein Leben lang an, sie können sogar zum frühen Tod dieser Kinder führen.

Kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern und Kinderhandel sind zwei Elemente des weltweiten Problems des sexuellen Mißbrauchs. Die Opfer sind dem Risiko ungewollter Schwangerschaften, HIV/AIDS Infektionen und Geschlechtskrankheiten ausgesetzt. Jene kleine Anzahl von Kindern, die es schaffen, zu entkommen, sind mit sozialer Ausgrenzung, Scham, Ablehnung durch die eigene Familie und Angst vor Vergeltung konfrontiert.

Um das Wohlergehen und den Schutz von Kindern zu fördern, sind Gesetze notwendig. Diese Gesetze müssen mit harten Strafen für die Täter verstärkt werden. Weiters müssen Alternativen gefunden werden, damit Kinder und ihre Familien in Würde leben können. Bildung ist ausschlaggebend, um sexuelle Ausbeutung von Kindern zu verhindern. Bildung gibt Kindern die Kraft, sich selbst zu schützen und Schulen können wichtige Aufklärungsarbeit leisten.

UNICEF bekämpft die Wurzeln von Kindesmißbrauch mit Bildungsprogrammen, Information und Lobbying für Kinderrechte. UNICEF unterstützt Programme, die den Gemeinden dabei helfen, ihre Kinder zu schützen. UNICEF setzt sich für strenge Gesetze und deren Anwendung ein. In Kambodscha konnten durch ein UNICEF-Programm 148 Opfer aus Bordellen gerettet werden. In Albanien führt UNICEF Reintegrationsprogramme für Straßenkinder durch - 80 Prozent dieser Kinder wurden in Griechenland oder Italien ausgebeutet.

Kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern findet im Verborgenen statt, daher ist es extrem schwierig, korrekte Daten darüber zu erhalten. Kinder werden durch die Untergrund-Netzwerke der Menschenhändler geschleust und die meisten Fälle werden nie bekannt. In vielen Ländern wird kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern nicht einmal als Problem anerkannt. UNICEF schätzt, daß jedes Jahr etwa 1 Million Kinder in die Sexindustrie getrieben wird.

Daten und Fakten:

- In Litauen geht man davon aus, daß zwischen 20 und 50 Prozent aller Prostituierten minderjährig sind. Schon elfjährige Kinder arbeiten in Bordellen und zehn- bis zwölfjährige Kinder aus Heimen wurden gezwungen, in Pornofilmen mitzuwirken.

- In Kambodscha ergab eine Befragung von 6.110 Prostituierten in Phnom und Penh und weiteren 11 Provinzen, daß 31 Prozent der Befragten Kinder im Altern zwischen 12 und 17 Jahren waren.

- In vielen asiatischen Ländern kommen Mädchen durch die sogenannte Schuldknechtschaft zur Prostitution, darunter Indien, Nepal, Myanmar, Pakistan und Thailand - die Mädchen müssen die Schulden ihrer Eltern oder ihres Vormundes abarbeiten.

- In Pakistan ergab eine Studie, daß im Durchschnitt alle drei Stunden mindestens eine Vergewaltigung einer Frau oder eines Kindes stattfindet.

- Eine Studie des India Todaymagazine ergab, daß es in Indien zwischen 400.000 und 500.000 Kinderprostituierte gibt.

- Zwischen 1996 und 1998 waren 70 Prozent der Vergewaltigungsopfer in Südafrika 17 Jahre alt und jünger.