NEUESTE PRESSEMITTEILUNG VON UNICEF ZUM THEMA "KINDERSOLDATEN"

UNICEF-Direktorin Carol Bellamy mißbilligt die krassen Kinderrechtsverletzungen in Norduganda durch die Lord´s Resistance Army (LRA)

NEW YORK 18. September -- Carol Bellamy, Executive Director von UNICEF, sagte heute, daß neue Informationen über die grausamen Verbrechen an Kindern in Uganda frühere Schätzungen von UNICEF, daß bereits 10.000 Kinder Opfer der Rebellengruppe LRA wurden, bestätigen.

"Die Beweise für diese unsagbaren Verbrechen sind überwältigend", sagte Bellamy heute nach der Veröffentlichung von Berichten von Amnesty International in London und von Human Rights Watch in New York. Beide Berichte beschreiben in entsetzlichen Details wie die Rebellen der Lord´s Resistance Army (LRA) tausende Kinder entführt, gefoltert und in vielen Fällen auch getötet haben.

Da sie es nicht schaffen, Erwachsene für ihre Sache anzuwerben, rekrutieren die Rebellen Kinder, die sie im Zuge von Überfällen auf Dörfer und Schulen entführen. Sie brechen den Willen der kleinen Gefangenen mit brutalen Initiationsriten. So werden die Kinder zum Beispiel gezwungen, andere Kinder mit Beilen und Stöcken zu ermorden. Kinder stellen seit 1994 das Rückgrat der Lord´s Resistance Army dar.

Die neuen Berichte von Amnesty International und Human Rights Watch bestätigen die früheren Schätzungen von UNICEF, daß zwischen 6.000 und 10.000 Kinder aus ihren Dörfern und Schulen in Norduganda entführt wurden. Laut Amnesty International waren zum Zeitpunkt ihrer Entführung viele Kinder zwischen 11 und 16 Jahren alt.

Beide Berichte stellen kategorisch fest, daß die Lord´s Resistance Army von der sudanesischen Regierung unterstützt wird. Bewaffnete Truppen des Sudan versorgen angeblich die ugandischen Rebellen mit Waffen, Nahrungsmittel und bieten ihnen Schutz und Zuflucht. Im Gegenzug zwingt die LRA die Buben und Mädchen im Konflikt im Südsudan zu kämpfen, ebenso wie gegen die Truppen der ugandischen Armee.

"Die Fakten, wie sie von Amnesty International und Human Rights Watch vorgelegt werden, sind äußerst beunruhigend", sagte Bellamy. "Die Regierung des Sudan sollte sich von diesen Aussagen distanzieren, indem sie unverzüglich die LRA öffentlich verurteilt und sich eindeutig von den Aktivitäten der LRA lossagt. Wenn die sudanesische Regierung dies nicht tut, werden die Vereinten Nationen und die Internationale Gemeinschaft aus dieser Haltung äußerst belastende Schlüsse ziehen."

UNICEF schließt sich dem Aufruf von Amnesty International und Human Rights Watch an den kürzlich ernannten UN-Sonderbeauftragten für Kinder im Krieg an, den Mißbrauch von Kindern durch die LRA zu untersuchen. Weiters schließt sich UNICEF dem Aufruf an die Regierungen an, das Mindestalter für die Rekrutierung zum Wehrdienst von 15 auf 18 Jahre anzuheben.

Die neuen Berichte beinhalten auch Schilderungen von Kindern, die es geschafft haben, aus der Gefangenschaft zu entkommen. Diese Schilderungen zeigen, wie aus Kindern Soldaten und Sexsklaven gemacht werden. Ihre Beschreibungen der Brutalität sind rein sachlich:

"Ein Mädchen versuchte zu entkommen, doch sie wurde von den Rebellen gefaßt. Das Mädchen wurde zu uns gebracht, und die Rebellen befahlen uns, sie zu Tode zu trampeln. Sie drohten uns zu erschießen, falls wir uns weigerten. Wir beteten still in unserem Herzen für dieses Mädchen, und baten Gott um Vergebung, da es nicht unser Wille war, sie zu töten", erzählt eine 17-jährige Schülerin über die Entführung von 137 Mädchen aus einer Klosterschule.

Kinder, die es schaffen, der LRA zu entkommen, werden üblicherweise in ein Rehabilitationszentrum gebracht, das von UNICEF finanziert und von World Vision geführt wird. UNICEF unterstützt Regierungsbeamte beim Erheben von Daten über entführte Kinder in den Dörfern. UNICEF hat weiters eine Koordinationsgruppe eingerichtet, die aus Regierungsbeamten und Hilfsorganisationen besteht, um die psychosoziale Unterstützung für Kinder, die der LRA entkommen sind, und für alle Kinder, die durch den Krieg traumatisiert wurden, zu verbessern.

Es gibt nie einen rechtmäßigen Grund, ein Kind zu töten oder zu foltern - warum also schweigt die Welt zu diesen Mißhandlungen in Norduganda?" sagte Bellamy abschließend. "Gerade jetzt, wo es Forderungen nach einer Untersuchung der mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen im Gebiet der Großen Seen gibt, muß die Internationale Gemeinschaft die gleiche Gewissenhaftigkeit für die Kinder in Uganda zeigen, und einstimmig die sofortige Freilassung aller Kinder, die noch immer in der LRA gefangen sind, verlangen."