Statement zu Beschränkungen für afghanische Frauen bei der medizinischen Ausbildung

New York/Wien – Erklärung von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zur Lage in Afghanistan.

„Ich bin zutiefst beunruhigt über Berichte, wonach die De-facto-Behörden in Afghanistan planen, Frauen das Studium an medizinischen Fakultäten zu verbieten, einschließlich Bereichen, die für die Gesundheit von Frauen und Kindern von entscheidender Bedeutung sind, wie Krankenpflege, Hebammenkunde und Gynäkologie.

UNICEF ist noch dabei, den Wahrheitsgehalt dieser unterschiedlichen Berichte zu ermitteln und begrüßt die Bemühungen, dieses Problem anzugehen. Sollte das Verbot bestätigt werden, dürfte es die medizinische Ausbildung Tausender Frauen sofort stoppen und den Zugang von Frauen und Mädchen zur Gesundheitsversorgung gefährden.

Die Umsetzung dieses Verbots wäre ein weiterer verheerender Schlag gegen die Rechte von Frauen und Mädchen in Afghanistan und würde den Trend der Ausgrenzung und Chancenverweigerung für die Hälfte der Bevölkerung des Landes fortsetzen. Es würde nicht nur die Möglichkeiten der Frauen weiter einschränken, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und ein Einkommen zu erzielen, sondern hätte auch weitreichende Folgen für die Gesundheit der gesamten afghanischen Bevölkerung. Es würden Menschenleben verloren gehen.

In Afghanistan herrscht bereits jetzt ein verzweifelter Mangel an ausgebildetem Gesundheitspersonal, insbesondere an Frauen. Weibliche Gesundheitsfachkräfte spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, sicherzustellen, dass Frauen eine angemessene Mütterbetreuung erhalten, dass Kinder geimpft werden und dass Gemeinden Zugang zu wichtigen Gesundheitsdiensten haben.

Ohne weibliche Fachkräfte ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Frauen während der Schwangerschaft die Schwangerenvorsorge in Anspruch nehmen und ihre Babys sicher und in Kliniken zur Welt bringen. In einem Land, in dem Frauen und Kinder auf weibliches Gesundheitspersonal angewiesen sind, um kulturell sensibel betreut zu werden, würde eine Kürzung der Pipeline für zukünftige Gesundheitsdienstleister Leben gefährden.

UNICEF fordert die De-facto-Behörden auf, Frauen weiterhin eine medizinische Ausbildung zu ermöglichen. Die Zukunft des afghanischen Gesundheitswesens hängt von der vollen Beteiligung männlicher und weiblicher medizinischer Fachkräfte ab.“