Sudan: Erschwerter humanitärer Zugang verschärft die Krise und die Gefahr einer Hungersnot

Port Sudan/Wien – Gemeinsame Erklärung von Raouf Mazou, stellvertretender UNHCR-Hochkommissar für Operationen, und Ted Chaiban, stellvertretender UNICEF-Exekutivdirektor

Ein Bub im Sudan in seiner Notunterkunft. Der Fokus liegt auf seinem traurigen Gesicht.
© UNICEF/UNI660532/

„Die humanitäre Krise im Sudan eskaliert weiter und Millionen Menschen sind dringend auf Hilfe angewiesen. Der Konflikt hat über 11 Millionen Menschen innerhalb und außerhalb des Landes vertrieben und viele weitere in extreme Verletzlichkeit gestürzt, insbesondere Kinder. Der Zugang zu grundlegenden Diensten wie sicherem Wasser, Gesundheitsversorgung und Unterkünften ist stark eingeschränkt. Angesichts des Zusammenbruchs lebenswichtiger Infrastrukturen muss die internationale Hilfe unverzüglich verstärkt werden, um dem massiven Bedarf gerecht zu werden.

Schätzungen zufolge leiden 13 Millionen Menschen an akuter Nahrungsmittelunsicherheit. In vierzehn Regionen des Landes steht eine Hungersnot kurz bevor, und im Camp Zamzam in Nord-Darfur wurden Hungersnotbedingungen bereits bestätigt. Allein in diesem Jahr werden voraussichtlich 3,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren an schwerer akuter Mangelernährung leiden und benötigen dringend lebensrettende Behandlungen. Diese Kinder sind bereits durch Hunger geschwächt. Wenn sie nicht bald erreicht werden, steigt ihr Risiko, an vermeidbaren Krankheiten zu sterben, auf das 11-fache im Vergleich zu gesünderen Kindern im Sudan.

Eine der größten Herausforderungen bei der Bereitstellung dringend benötigter Hilfe besteht darin, ungehinderten und sicheren Zugang zu allen bedürftigen Gemeinden in Sudan zu gewährleisten. Die UN-Organisationen, die für die Lieferung humanitärer Hilfe und technische Unterstützung verantwortlich sind, benötigen die Genehmigung der Regierung, um dauerhaft in allen betroffenen Gebieten präsent zu sein. Die Realität vor Ort ist geprägt von logistischen und administrativen Hindernissen. Diese Zugangsbeschränkungen behindern die Fähigkeit der UN, lebensrettende Güter und Schutzmaßnahmen zu den gefährdetsten Gemeinden zu bringen und die Hilfslieferungen effektiv zu überwachen, um sicherzustellen, dass sie die richtigen Empfänger erreichen.

Während wir die Zusicherung der Zusammenarbeit, einschließlich der Öffnung der Grenze zu Tschad für humanitäre Lieferungen, begrüßen, ist es unerlässlich, diese Verpflichtungen in die Praxis umzusetzen. Wir fordern die Wiedereröffnung von UN-Büros in Zalingei, Zentral-Darfur und Kadugli, Süd-Kordofan. Eine Vereinfachung und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für Hilfslieferungen und -personal, einschließlich der Möglichkeit von grenzüberschreitendem Zugang, ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Jede Verzögerung – ob bei lebensnotwendigen Nahrungsmitteln, Gesundheits-, Ernährungs- oder anderen dringend benötigten Hilfsgütern – führt zu verheerenden Folgen. Humanitäre Partner müssen in der Lage sein, die effektive und effiziente Verteilung von Hilfsgütern und humanitärer Unterstützung an Bedürftige zu gewährleisten. Die Regierung des Sudan und alle Konfliktparteien sollten belastende bürokratische Anforderungen vermeiden und die unverzügliche Lieferung von Hilfsgütern an bedürftige Gemeinden ermöglichen.

Der Sudan steht nun vor einer der größten und drängendsten Vertreibungskrisen weltweit. Die Lage der Binnenvertriebenen (IDPs) und Flüchtlinge ist besonders prekär: Mehr als 10 Millionen Menschen wurden im Sudan – oft mehrfach – aus ihren Häusern vertrieben, und über 800.000 Flüchtlinge werden im Land aufgenommen. Wie wir in Port Sudan und Kassala gesehen haben, stehen die Vertriebenen vor spezifischen Herausforderungen und extremer Not in provisorischen Unterkünften, oft ohne die grundlegendsten Dienste, und sind schwerwiegenden Schutzrisiken ausgesetzt. Flüchtlinge benötigen zudem langfristig Schutz und Rechtsberatung. Die UN ist entschlossen, gemeinsam mit der sudanesischen Regierung und anderen Partnern sicherzustellen, dass humanitäre Hilfe diese Gemeinschaften ohne weitere Verzögerungen erreicht. Wir appellieren zudem für eine Stärkung der grenzüberschreitenden Operationen zwischen Tschad und Sudan, um die bedürftigsten Gemeinschaften mit Unterstützung zu erreichen.

Trotz dieser enormen Herausforderungen bekräftigen wir unser Engagement, den Menschen im Sudan und allen vom Konflikt betroffenen zu helfen. UNHCR, UNICEF und unsere Partner arbeiten unermüdlich und inklusiv daran, lebenswichtige Dienste anzubieten – von Notunterkünften und Wasser bis hin zu Bildung, Gesundheitsversorgung und psychosozialer Unterstützung. Ohne eine nachhaltige internationale Unterstützung – einschließlich einer politischen Lösung zur Beilegung des Konflikts und dem Abbau bürokratischer und sicherheitspolitischer Hindernisse – wird sich die Situation jedoch weiter verschlimmern.

Vor allem muss der Schutz der Zivilbevölkerung höchste Priorität haben. Wir rufen alle Konfliktparteien dringend dazu auf, das humanitäre Völkerrecht zu achten und den Schutz der Zivilisten zu priorisieren, die weiterhin unvorstellbares Leid ertragen. Zivilisten – insbesondere Frauen und Kinder – sind schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, darunter sexualisierte und geschlechtsbasierte Gewalt, Ausbeutung und Angriffe auf ihre Sicherheit und Würde. Diese abscheulichen Taten, einschließlich des Einsatzes sexualisierter Gewalt als Kriegswaffe, müssen sofort beendet werden. Humanitäre Hilfe allein kann diese Krise nicht lösen; wir müssen sicherstellen, dass die besonders Verletzlichen vor weiterem Leid geschützt werden. Die Menschen im Sudan brauchen unser gemeinsames Handeln – jetzt. Wir müssen mit der Dringlichkeit und in dem Umfang reagieren, den diese Krise erfordert.“

UNICEF ist in Krisen- und Konflitkregionen auf der ganzen Welt im Einsatz für Kinder in Not. Bitte unterstützen Sie die Nothilfe weltweit, damit wir schnell und effizient helfen können.

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