Tschad: Mehr als 100.000 aus dem Sudan geflohene Kinder sind neuen Gefahren ausgesetzt

New York/Dakar/N'Djamena/Wien – Der Beginn der Regenzeit erhöht das Krankheitsrisiko und verzögert den humanitären Zugang zu Hunderttausenden Bedürftigen. UNICEF fordert 25 Millionen US-Dollar, um lebensrettende Maßnahmen entlang der Grenze durchzuführen.

Zwei Kinder aus dem Sudan mussten flüchten. Sie sind auf Eseln im Tschad.
© UNICEF/UN0834337/Le Du

Kinder und Familien, die auf der Flucht vor dem sich verschärfenden Konflikt in der benachbarten sudanesischen Region Darfur in den Osten des Tschad gelangt sind, sehen sich nun mit neuen Bedürfnissen und Herausforderungen konfrontiert, da sie in Provinzen des Tschad Zuflucht suchen, die ohnehin zu den ärmsten gehören.

Bis zum 23. Juni haben mehr als 140.000 sudanesische Geflüchtete und 34.000  Rückkehrer:innen aus dem Tschad die Grenze überquert – über 90 % von ihnen sind Frauen und Kinder – und es wird erwartet, dass angesichts der Eskalation der Gewalt in Darfur noch Tausende weitere kommen werden.

Die Geflüchteten, die hier ankommen, berichten von der Flucht aus niedergebrannten Dörfern, von Zivilist:innen, die angegriffen und getötet werden, einige von ihnen bei dem Versuch, die Grenze zum Tschad zu überqueren. Viele sind verletzt oder haben Angehörige verloren, und mehrere Kinder haben auf der Flucht ihre Familien aus den Augen verloren.

Der Schrecken, den Kinder und Familien im Sudan erleben, weitet sich im Tschad schnell zu einer schweren Krise aus", sagte Jacques Boyer, UNICEF-Vertreter im Tschad. „Uns gehen die Mittel aus, um den ankommenden Kindern und Familien zu helfen, und wir befürchten zunehmend, dass diese humanitäre Notlage den sehr fragilen Zusammenhalt über die Grenzen hinweg brechen könnte."

Die meisten Geflüchteten erreichen den Tschad über 27 Grenzübergänge in den Provinzen Ouaddai, Sila und Wadi Fira. In diesen Orten ist das Ausmaß der Entbehrungen mit am höchsten im Land. Der Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen wie Wasser, Unterkunft, Gesundheit und Bildung ist äußerst begrenzt, und die Gemeinschaften stehen nun unter zusätzlichem Druck, die sehr knappen Ressourcen zu teilen. Da der Handel mit dem Sudan vollständig eingestellt wurde, sind auch die Preise für Lebensmittel und Rohstoffe erheblich gestiegen.

Seit Beginn der Krise hat UNICEF folgendes erreicht:

  • Bau von Brunnen für Geflüchtete und Aufnahmegemeinschaften, um den Zugang zu sicherem Wasser zu gewährleisten, Bereitstellung von Wasseraufbereitungsanlagen für den Hausgebrauch und Vermittlung von Hygienemaßnahmen, um durch Wasser übertragene Krankheiten zu vermeiden
  • Einrichtung von kinderfreundlichen Räumen, um Kindern einen sicheren Ort zu bieten, psychosoziale Unterstützung zu leisten und getrennte und unbegleitete Kinder zu identifizieren und mit ihren Familien zusammenzuführen.
  • Bereitstellung von wichtigen Medikamenten, Impfstoffen und Nahrungsmitteln für die Gesundheitszentren in den Flüchtlingsdörfern.
  • Sensibilisierung von Geflüchteten und Aufnahmegemeinschaften für wichtige Familienpraktiken, sozialen Zusammenhalt und die Verhinderung von sexueller Ausbeutung und Missbrauch.

Da der Bedarf weiter steigt, haben UNICEF und seine Partner die ursprüngliche Planung von 100.000 auf 310.000 Geflüchtete und Rückkehrer überprüft, die bis Dezember 2023 erwartet werden. Mehr als die Hälfte ist bis Mitte Juni bereits aus dem Sudan in den Tschad geflohen. Mit dem Einsetzen der Regenfälle im Tschad wird der Zugang zu den betroffenen Provinzen erheblich erschwert, so dass eine sofortige Ausweitung der Hilfsmaßnahmen dringend erforderlich ist.

Diese Krise eskaliert von Tag zu Tag, und wir brauchen schnell Hilfe, um die Auswirkungen der humanitären Katastrophe, die sich vor unseren Augen abspielt, zu begrenzen", sagte Boyer.

Von den 25 Millionen US-Dollar, die zur Bewältigung der Krise benötigt werden, konnte UNICEF Tschad bisher 10 Prozent (2,5 Millionen US-Dollar) mobilisieren.

Für Redaktionen

Foto- und Videomaterial aus dem Sudan und Tschad.

Bitte unterstützen Sie die uns in der Arbeit mit Kindern auf der Flucht.