UNICEF: 3 Millionen Mädchen werden noch immer jedes Jahr beschnitten

Am 4. Internationalen Tag gegen Mädchen-Beschneidung geben aber auch <br />Fortschritte Anlass zur Hoffnung

Wien/Genf/New York, 3. Februar 2006 - Anlässlich des 4. Internationalen Tages gegen die Beschneidung von Frauen am 6. Februar, wies UNICEF heute darauf hin, dass noch immer jährlich 3 Millionen Mädchen beschnitten werden. Gleichzeitig gibt es aber auch berechtigte Hoffnung, dieser grausamen Praktik bald ein Ende zu setzen. Denn immer mehr Gemeinden, Organisationen und Regierungen sprechen sich dagegen aus und setzen Aktivitäten.

In allen Ländern südlich der Sahara sowie in Ägypten und im Sudan entwickeln sich Bewegungen gegen weibliche Beschneidung - einer der Menschenrechtsverletzungen, die sich am beharrlichsten hält, am weitesten verbreitet ist und am öftesten schweigend hingenommenen wird. In den letzten sechs Jahren haben sich tausende Dörfer in Westafrika öffentlich dazu bekannt, weibliche Beschneidung (Female Genital Mutilation/Cutting = FGM/C) abzuschaffen.

Trotz dieser Entwicklungen, die Anlass zur Hoffnung geben, ist es noch ein weiter Weg zur Abschaffung von FGM/C. Jedes Jahr werden noch immer 3 Millionen Mädchen in 28 Ländern in Afrika eschnitten. Aber nicht nur in Afrika werden Mädchen dieser Menschenrechtsverletzung ausgesetzt, denn weitere tausende Mädchen von Immigranten werden in Europa, Nord Amerika und Australien beschnitten. Man schätzt die Zahl der beschnittenen und verstümmelten Frauen und Mädchen weltweit auf 100 bis 140 Millionen.

Die meisten Mädchen werden zwischen ihrer frühen Kindheit und ihrem vierzehnten Lebensjahr beschnitten. Viele Gemeinden halten noch immer an den alten Traditionen fest, die - obwohl nicht immer zugegeben - als Voraussetzung für eine Heirat angesehen wird.

UNICEF Direktorin Ann M. Veneman forderte die Abschaffung dieser diskriminierenden und gefährlichen Praktiken, da dies essentiell für die verbesserte Gesundheit der Mütter, für die Gleichberechtigung der Frau und die Senkung der Kindersterblichkeit sei.

UNICEF hat mit seinen Partnerorganisationen einige Kriterien erarbeitet, die für die Abschaffung der weiblichen Beschneidung Voraussetzung sind.

  • Alle Maßnahmen für und mit den Frauen, müssen ohne Druck und Verurteilung gesetzt werden.
  • In den Gemeinden muss ein Bewusstsein für die Schädlichkeit dieser Praktik geschaffen werden.
  • Es muss öffentlich dazu aufgefordert werden, auf Beschneidungen zukünftig zu verzichten.



UNICEF unterstützt in 18 Ländern Programme gegen die weibliche Beschneidung, darunter im Senegal, in Ägypten und im Sudan:

Im Senegal befürworten bereits zehntausende Menschen die Beendigung dieser schrecklichen Praktik, dank der Arbeit von TOSTAN, einer Nicht-Regierungsorganisation, die ihren Schwerpunkt in der Aufklärung von Gemeinden über Menschenrechte und Menschenwürde sieht.

In Ägypten gibt es das Projekt "FGM-Free Village Model" ("beschneidungsfreies Dorf-Modell") von der Regierung gemeinsam mit UN-Partnern. Sie fordern damit Dörfer in den südlichen Regionen auf, keine Beschneidungen mehr zu dulden. UNICEF arbeitet mit Personen zusammen, die der weiblichen Beschneidung abgeschworen haben und die bereit sind, andere Personen aufzufordern, dasselbe zu tun.

Im Sudan benutzen religiöse Führer ihre Autorität dazu, um darauf aufmerksam zu machen, dass weibliche Beschneidung ein Missbrauch der spirituellen und theologischen Prinzipien darstellt. Anlässlich einer Ausstellung werden Bilder von Mädchen gezeigt, die aufgrund der weiblichen Beschneidung gestorben sind.

Das Maputo Protocol, das auch die Genitalverstümmelung verbietet, ist seit November 2005 gültig und wurde von 15 afrikanischen Ländern ratifiziert. Einen Monat später haben 100 afrikanische Parlamentarier die wegweisende "Dakar Declaration" verabschiedet, welche die wichtige Rolle der Gemeinden im Kampf gegen weibliche Beschneidung unterstreicht.

In Mali wird noch diesen Monat eine regionale Konferenz stattfinden, deren Thema die rechtliche Durchsetzung der Forderungen des Maputo Protokolls sein wird. Weibliche Beschneidung wird auch das Thema der Studie "Gewalt gegen Kinder" sein, die im Oktober diesen Jahres vom UN-Generalsekretariat veröffentlicht werden wird.

Wir wissen, was gegen diese schädliche Praktik getan werden muss, sagte Veneman. Die Unterstützung der Regierungen ermutigt Gemeinden und Personen, die gesündere Wahl für ihre Mädchen zu treffen - dies wird Leben retten und sich sehr gut sowohl auf Familien als auch Gemeinden auswirken.