UNICEF: Alarmruf für die Kinder in Afghanistan

Die Zeit läuft ab – jeden Tag sterben etwa 900 Kleinkinder!

Wien, Kabul: Die Zeit für die afghanischen Kinder läuft ab, katastrophale Sicherheitsbedingungen gefährden medizinische Versorgung und Schulbildung. Dies gab UNICEF heute bei der Vorstellung des Reports „Child Alert:Afghanistan“ bekannt. Gleichzeitig ruft UNICEF zu Spenden für die Kinder in Afghanistan auf.

„Child Alert: Afghanistan“ ist ein dringender Alarmruf und beschreibt die schreckliche Situation, mit der Millionen Kinder in Afghanistan konfrontiert sind: permanente Gewalt, ein zerrüttetes und unterfinanziertes Gesundheitssystem und unverminderte Angriffe auf Schulen. „Ich erlebte extreme Unsicherheit, die dazu führt, dass immer mehr Kinder sterben und immer mehr Schulen schließen müssen. Familien befinden sich mitten im Kreuzfeuer, außer Reichweite für humanitäre Hilfe“, so Martin Bell, ehemaliger BBC-Berichterstatter und Autor des Reports.

Im Jahr 2006 starben nach Schätzung von UNICEF jeden Tag 900 Kinder unter 5 Jahren. Außerhalb der großen Städte existieren kaum Spitäler, die wenigen Gesundheitszentren sind schlecht ausgestattet und für viele Familien Tagesmärsche von ihren Dörfern entfernt. Im Winter sind viele medizinische Einrichtungen in ländlichen Gebieten nicht zugänglich. Durch die jahrzehntelangen Konflikte besteht heute ein großer Mangel an ausgebildeten Krankenschwestern und Hebammen. Nur 14 Prozent aller Geburten finden im Beisein eines ausgebildeten Geburtenhelfers statt. Die Konsequenz ist verheerend: Etwa 50 bis 60 Frauen sterben jeden Tag an Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt – das ist nach Sierra Leone die zweithöchste Müttersterblichkeit der Welt.

„Child Alert: Afghanistan“ fordert auch jenes Maß an Sicherheit ein, das für Kinder notwendig ist, um zur Schule zu gehen. Innerhalb der ersten sechs Monate in diesem Jahr gab es 44 Angriffe auf Schulen. Vor allem Mädchenschulen und sogar die Mädchen selbst sind Ziele dieser Attacken, Eltern und Lehrer erhalten Drohbriefe. Fortschritte im Bereich Bildung werden so vor allem für die Mädchen zunichte gemacht und es kommen immer weniger Kinder zum Unterricht. Ein afghanischer Vater fasste die Sorgen und Ängste der Eltern zusammen: „Es ist für meine Kinder besser am Leben zu sein, auch wenn das bedeutet, dass sie Analphabeten sein müssen.“ Für eine Lösung wird vor allem die Kooperation aller Beteiligten benötigt, von der lokalen Dorfgemeinschaft bis hin zur Regierung, den internationalen Partnern und alle Konfliktparteien.

Für  „Child Alert: Afghanistan“ besuchte Martin Bell auch Mütter in Herat, die für 1,50 Euro neun bis zehn Stunden täglich in Fabriken Ziegenhaar sortieren. Er traf die Straßenkinder in Kabul, die zu den ärmsten des Landes gehören. 60.000 dieser verzweifelten Kinder leben heute auf den Straßen der afghanischen Städte, mit jeder Rückkehr von Flüchtlingen aus Pakistan oder Iran werden es mehr. Martin Bell hörte auch die schrecklichen Geschichten über Kinder im Grenzgebiet nahe Herat, die missbraucht, verkauft und von Drogen abhängig gemacht werden. In einem Frauengefängnis traf er Mädchen, die mit Männern zwangsverheiratet wurden, die ihre Großväter sein hätten können. Als diese Mädchen zu entkommen versuchten, wurden sie inhaftiert.
 

Und doch sind Fortschritte und Erfolge möglich. So kann Afghanistan stolz auf seine Bemühungen zur Ausrottung von Polio sein; Millionen Kinder werden mit Unterstützung von UNICEF regelmäßig unter schwierigsten Bedingungen geimpft. Dadurch könnte Afghanistan Ende 2008 frei von Polio sein.


UNICEF liefert auch Medikamente, Notapotheken, Decken, warme Kleidung und therapeutische Nahrung. UNICEF baut weiters Brunnen, unterstützt Ausbildung und Rehabilitation für ehemalige Kindersoldaten, liefert Schulmaterial für Millionen Kinder und baut Brunnen in den Dörfern. Für diese lebenswichtige Arbeit braucht UNICEF dringend mehr finanzielle Unterstützung.

„Die afghanischen Kinder gehören zu den ärmsten der Welt. Sie sind die unschuldigen Opfer von Krieg, Gewalt und bitterer Armut. UNICEF kämpft vor Ort für das Überleben dieser Kinder. Dafür braucht UNICEF Unterstützung“, sagte heute Gudrun Berger, Geschäftsführerin von UNICEF Österreich.
 

  • 9 Euro kosten 1.000 Tabletten, um 4.000 bis 5.000 Liter Wasser trinkbar zu machen.
  • Mit 30 Euro kann UNICEF mit therapeutischer Milch und Spezialnahrung ein unterernährtes Kind vor dem Hungertod retten.
  • Ein Familien-Paket für Vertriebene kostet 50 Euro.
  • Eine Notapotheke mit Medikamenten und Verbandszeug für die Behandlung von 1.000 Kindern kostet 220 Euro.

Jeder Beitrag rettet Kinderleben. DANKE!

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